Guten Morgen, euer erster Schultag?

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Guten Morgen!

Ich erinnere mich noch gut an meine Einschulung (1997): Mein Opa, bei dem ich aufgewachsen bin, trug einen weinroten Anzug und ein weißes Hemd mit Krawatte und meine Oma, die damals noch lebte eine gestrickte dunkelblau gemusterte Weste, eine weiße Bluse und einen dunkelblauen oder schwarzen Faltenrock. Davon gibt es sogar noch Bilder, ich selbst trug eine Art Kommunionanzug mit weißem Hemd. Mein Patenonkel war auch mit dabei.

Die Sonne schien und wir waren alle guter Laune, mein Opa hat den alten 230E aus der Garage geholt und wir fuhren los. Auf dem Parkplatz wurden wir von meiner "Kindergartenfreundin", wir sind noch heute eng befreundet, und deren Mutter erwartet, sie hat ein Foto von uns beiden mit den Schultüten geschossen. Meine "Kindergartenfreundin" trug ein buntes Kleid.

Dann sind wir losgelaufen. Die Aula war komplett in beige-braunen Erdtönen und riesig groß und hoch, es waren viele Leute drin. Ich kannte einige aus dem Kindergarten, war aber überwältigt von der Anzahl der Leute und der Kinder. Es waren Kinder aus ich glaube sechs oder sieben Kindergärten. Es wurden drei Klassen gebildet, die alle recht groß waren. Bei meiner "Kindergartenfreundin" und mir war die Freude riesig, dass wir in die selbe Klasse kamen. Damals wusste man das ja noch nicht vorab, wer mit wem in die Klasse kommt bzw. es gab vorher noch keine Listen dafür. Möglicherweise gab es in der Aula ein Programm, aber das weiß ich nicht mehr. Ich weiß nur, dass die Lehrer - zwei ältere Herren und eine ältere Dame - uns vorgestellt wurden und die Namen aller vorlasen, die dann zu ihnen vorkommen mussten und mit ins Klassenzimmer gingen.

Meiner Erzieherin, sie hieß Ruth, war auch da und wollte uns die Angst vor dem "Ernst des Lebens" nehmen. Ruth war eine sehr geduldige und liebevolle ältere Frau, die uns zulächelte und ich wusste irgendwie, wir sind ja nicht ganz fremd.

Unser Klassenlehrer war ein sehr lebensfroher Mensch, damals ca. 50-55 Jahre alt, und nahm mir mit seiner fröhlichen Art gleich die Angst vor der Schule. Unser Rektor, damals auch ca. Mitte-Ende 50, wirkte zunächst sehr autoritär, aber auch ihn lernten wir als herzlichen Menschen kennen, er war so ein richtiger Schulvater. Unser Klassenzimmer war hell und hatte sogar Oberlichter, es war beige gestrichen, dekoriert mit Tierbildern an den Wänden, und man hatte das Gefühl gern gesehen zu sein. Auf den Plätzen standen Namensschilder damit wir wissen wo wir sitzen sollen, dazu waren kleine Bilder gedruckt die wir auszumalen hatten. Bei mir befand sich ein Omnibus auf dem Schild, irgendwie passte das weil ich als Kind immer Busfahrer werden wollte.

Wir bekamen bei der Einschulung auch so gelbe Kappen von der Verkehrswacht geschenkt, die wir zu tragen hatten wenn wir zu Fuß zur Schule gegangen sind oder an Wandertagen/Klassenausflügen zusammen unterwegs waren. Glaube, es ging darum besser erkannt zu werden.

Danach haben wir zuhause zusammen gegessen, mein Großonkel war auch gekommen, und das Wetter war schön. 1997 war "ein goldener Herbst", das hat meine Tante oft gesagt, ich erinnere mich.

Einige Wochen später, es war so im Oktober oder November 1997, freundete ich mich mit einem Jungen aus meiner Klasse an, der seitdem mein bester Freund ist. Wir sind uns in allem sehr ähnlich, haben viel zusammen erlebt und fast täglich Verbindung, es ist einfach toll.

In der 1. und ich glaube 2. Klasse auch noch hat mich mein Opa auf dem Schulweg begleitet und er holte mich auch ab. Wir sind aber immer gelaufen, er hat den Wagen nur bei starkem Regen oder im tiefsten Winter wenn es ganz dunkel war dabei gehabt. Er ging immer sehr gerne mit und danach ging er meistens noch eine Runde zu Fuß oder zur Tankstelle, in der einer meiner Onkels als Kfz'ler arbeitete, um einen Kaffee zu trinken. Als meine Oma gestorben ist, wurde ihm diese Morgenrunde noch wichtiger und eine feste Gewohnheit. Als ich 1999 in die 3. Klasse kam ging ich allein mit der "Kindergartenfreundin", die zwei Straßen weiter gewohnt hat, zur Schule und wieder nach Hause, das ging auch immer gut. Mein Opa und ihre Mutter hatten das ausgemacht. Es war rund ein Kilometer bis zur Schule zu Fuß zu gehen, ich habe mit meinem Opa und später allein etwa eine Viertelstunde bei normalem Lauftempo gebraucht und niemand musste hetzen. Wir sind nur selten gefahren, aber wenn es regnete, musste der gute alte 230E ran und dann lief immer irgendein Schlager im Radio. Hier ist was von 1997, das irgendwie typisch ist für die Zeit und unser Gelhard Autoradio: "Ein Hauch Jamaica" von Kristina Bach - ich find's schön!

https://www.youtube.com/watch?v=ScEo_JXiCoM

LukeatWork  27.04.2020, 10:38

Sehr schön, dass du dich noch so gut daran erinnern kannst. Auch das deine Freundschaften so lange gehalten haben bzw. immernoch halten ist echt schön!
Und mit nem 230E lässt man sich doch gerne zur Schule fahren. ;)

Das klingt alles nach einer sehr schönen und prägenden Zeit.

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rotesand  27.04.2020, 12:39
@LukeatWork

Ja, solche Sachen prägen sich ein - die Schule war tatsächlich prägend, speziell durch den starken Gegensatz "glückliche Grundschule" und "weniger glückliche Realschule". Mit den Jahren werden die Erinnerungen sowieso irgendwie intensiver, finde ich - man vergisst Unnötiges/Belastendes und Schöneres gewinnt an Bedeutung. Der 230E war übrigens noch bis 2012 bei uns. Er hat mich damit über Grund- und Realschule sowie die Berufsschule und Ausbildung begleitet. Zur Berufsschule bin ich einige Male auch damit gefahren, etwa als mein Audi 100 C3 in Inspektion war oder ich ihn verliehen hatte.

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Moin Vera, hallo zusammen!

Erstmal danke für eine Frage außerhalb der Viren-Welt!

Ja, schon lange her - aber immer noch präsent.

Meine Oma hat mich damals mit der Mofa zur Schule gebracht. Das war früher ok so. Es kam ein Kissen hinten auf den Gepäckträger und mit den Füßen musste man "aufpassen" - fertig.

Heute würden sie Oma für diese Wahnsinnstat vermutlich mehrere Jahre wegsperren und den Rest des Lebens zahlen lassen.

Meine Schultüte war blau metallic, weiß ich auch noch.

Auch das Foto habe ich noch, wo ich mit Schultüte und dem scheußlich grünen Lederranzen vor dem Schuleingang neben der großen Tafel stehe, wo drauf steht "Mein erster Schultag und das Datum".

Was ich ebenfalls noch weiß, dass ich gleich am ersten Schultag eine saftige Ohrfeige kassiert hab und eine Stunde nachsitzen musste.

Ungerecht!

Ein Klassenkamerad (darf man sowas heute noch sagen?) und ich standen auf dem Jungs-WC beim Pinkelbecken.

Dann platzte die Tür auf und etliche Mädchen aus unserer Klasse standen kichernd im Raum.

Wir haben schnell die Hosen zu gemacht und sind hinter den Mädels ("Weibern") hinterher gerannt.

Die sind einmal um die Ecke in das Mädchen WC gestürmt, haben sich auf die 2 Kabinen verteilt und die Türen verschlossen - gegen welche wir mit den Fäusten gegen gehämmert haben. "Hey, kommt raus, ihr Zicken!"

Natürlich kamen sie NICHT raus.

Dafür kam etwas REIN.

Nämlich unsere Lehrerin, die den Krach auf dem Flur gehört hatte.

Bevor wir realisiert hatten, dass der Feind nahte, packte uns auch schon von hinten die eiserne Hand am Ohr und zog uns raus auf den Gang. Dort kriegten wir erstmal eine gescheuert und die Ansage, dass wir an diesem Tag 5 statt 4 Stunden haben würden.

Super.

Ob diese Lehrerin sich bewusst ist, dass SIE den Grundstein gelegt hat für mein revolutionäres Denken? Für das seitdem latent vorhandene Bestreben, mich gegen die Gewalt der Obrigkeit aufzulehnen?

Tja, früher gab es keine Nachverhandlungen. Keine Amnestie, keinen Anwalt für minderbemittelte minderjährige Minderheiten.

Unsere Lehrerin hat damals auch während des Unterrichtes im Klassenzimmer geraucht. Normal. Und uns den Ar.... versohlt, sogar mit dem Stock.

Und? Trotzdem war die Grundschulzeit die schönste in meinem Leben.

Das werden meine Kinder später vermutlich nicht von dieser Epoche sagen....

Einen schönen Montag!

LG

iQPlawopf  28.04.2020, 00:29

Gute Nacht, schon, lieber Poison,

es mach mir immer wieder große Freude, Deine Antworten bzw, Kommentare lesen zu können.

Denn Du verstehst es wunderbar Deine Erlebnisse immer in solch humoristischer Art und Weise an den Mann/ die Frau zu bringen, das ein Schmunzeln oder Lächeln immer die Folge sind.

Noch viele Grüße kommen an Dich, vom Plawöpfchen

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PoisonArrow  28.04.2020, 07:33
@iQPlawopf

Hallo Nachteule!

Zum Zeitpunkt Deiner Nachricht habe ich schon geraumer Zeit an der Matratze gehorcht...

Wie immer freut es mich außerordentlich, dass Du so großen Gefallen an meinen Erlebnisberichten hast!

Jetzt, wo ich schon fast eine Stunde auf der Arbeit bin, hast Du vermutlich noch nicht einmal die Morgensonne erblickt.

Aber WENN Du dann wach bist, sage ich mit dieser Nachricht guten Morgen!

Viele Grüße zurück + bis später vielleicht!

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iQPlawopf  28.04.2020, 08:09
@PoisonArrow

Guten Morgen, lieber Poison,

wie Du da irrst mein lieber,

ich bin ein Lerchentyp - den es früh rauszieht und der doch trotzdem abends noch lange Stehvermögen hat.

Ich bin schon seit 6.00 Uhr - wie der Berliner so sagt- *uffs de Beene*

Danke für Deine lieben Grüße und noch einen schönen Tag für Dich, vom Plawöpfchen

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PoisonArrow  28.04.2020, 08:22
@iQPlawopf

um eens in de Poofe und um sechse uff de Beene?? Da kennt ick aba jetz noch nich ausse Oogen kieken, wa?

Donnerwetter, so wenig Schlaf - da beneide ich Dich sehr drum!

Meine Katze gönnt mir zum Glück meistens so 7 Stunden - aber selten auch mehr.

Der frühe Vogel fängt den Wurm.

Den leckeren, schleimigen, glibberigen Wurm ...^^

Ebenfalls einen schönen Tag!

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Hallo Morgenrunde

Spontan erinnere ich mich an den braunen Lederranzen und die Schultüte zur Einschulung die mit Süßigkeiten gefüllt war.

Heute ist das wohl anders,da muss es ein Videospiel oder neues Movil sein um die Kids glücklich zu machen ?

Wissen to go:

DW: In Deutschland bekommt jedes Kind zur Einschulung eine Schultüte. Woher kommt dieser Brauch?
Cantauw: Es geht darum, dass man den Übergang von einem Status in einen anderen Status deutlich machen will. Dieser Übergang ist mit vielen Veränderungen für das Kind und für die Familie verbunden und das will man durch ein Ritual hervorheben.

Seit wann gibt es dieses Ritual?

Älteste Quellenbelege gibt es für das ausgehende 18. Jahrhundert. Damals können wir nicht von irgendwelchen vorgefertigten Schultüten sprechen, sondern das waren meistens Spitztüten wie sie im Handel auch verwendet wurden, um Süßwaren zu verpacken.
https://www.dw.com/de/die-schult%C3%BCte-wie-der-schulanfang-in-deutschland-gefeiert-wird/a-19492315
Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
PoisonArrow  27.04.2020, 09:26

habe mich noch nie gefragt, woher der Brauch "Schultüte" stammt - schön, sowas mal ganz nebenbei zu erfahren!

Danke!

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guten morgen primavera,

ehrlich gesagt habe ich an meinen ersten schultag keine konkreten erinnerungen mehr. dass meine schultüte pink und mit glitzer war, weiß ich nur von einem foto, das davon noch existiert. was drinnen war, weiß ich auch nicht, abgesehen von einem füller, den ich bis heute habe (aber im grunde schon seit jahren nicht mehr benutzt habe).

ich wünsche euch allen einen wunderschönen start in die neue woche.

iQPlawopf  27.04.2020, 13:53

Guten Tag, liebe Lissi,

ich glaube, das es auch nicht so unbedingt von Wichtigkeit ist, dass Du Dich noch an Deinen allerersten Schultag zurück erinnern kannst nd da wird ach nsere Vera nicht böse darüber sein*Schmunzel*

Wichtig ist, und das sehe ich 100% ig an Dir - dass aus Dir etwas geworden ist, auf das Du stolz sein kannst.

Noch ganz liebe Grüße an Dich und alles Gute das wünscht Dir Dein Plawöpfchen

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iQPlawopf  27.04.2020, 17:28
@WildLissi96

Liebe Lissi,

was wahr ist, das kann auch jederzeit öffentlich gesagt werden.

Entschuldige bitte, in meinem Kommentar bei Dir, dass da mehrere Male in dem einen Satz ein kleines 'u' fehlt. Bei einigen Buchstaben bockt mein Laptop und so muss ich im Grunde genommen stets eine NACH - LESE- AKTION starten und einige Worte korrigieren , da kommt immer Freude auf.

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Guten Morgen,

ich weiß noch, dass in diesen Jahr Werder Bremen deutscher Meister geworden ist. Aufgrund meiner damals starken Konzentrationsschwäche weiß ich nicht mehr viel aus meiner Grundschulzeit, sowie aus den ersten Jahren der weiterführenden Schule. Ich kann mich nur noch an ein paar momente erinnern, aber auch nur in "fetzen". Z.b. dass wir auf dem Schulhof begrüßt wurden. Vermutlich weil die Schule keine Aula hatte und weil das Wetter gut war. In meiner Klasse waren viele, die ich aus dem Kindergarten kannte oder aus dem Fußballverein.

Was genau ich in der Schule gemacht habe weiß ich nicht mehr. Mir wurde erzählt, dass ich in den Pausen wohl einfach nur alleine da saß und geträumt habe. Manchmal war ich so tief in meiner eigenen Welt, dass ich das Klingeln nicht mitbekam. Im Unterricht bekaum ich auch nicht viel mit. Erst in der 4. Klasse habe ich angefangen mit anderen zu spielen. Da war ich aber schon in Therapie.

An den ersten Schultag in der weiterführenden Schule kann ich mich besser erinnern. Hier waren wir in der Aula. Es kam mir alle sehr groß vor und ich war sehr aufgeregt. Aber aus meiner Klasse kannte ich so 70%. Daher war alles irgendwie sehr vertraut. Irgendwann kam ein großer, dicker Junge mit Brille zu mir und fragte mich, ob wir freunde sein wollen. Bis heute ist er mein bester Kumpel.

Euch einen schönen Start in die Woche und bleibt gesund!

LG
Luke