Gehören ältere Leute ins Altersheim?

9 Antworten

Dann stell dir mal folgendes vor:

Manchmal kommt es vor das die "Kinder" vor ihren Eltern sterben.

Manchmal kommt es vor das der erwachsene Nachwuchs nicht selbständig zurechtkommen kann, selbst Pflege oder zumindest eine passende Wohnsituation benötigt.

Manchmal kommt es vor, das der erwachsene Nachwuchs in alle Winde verstreut lebt. Der eine wohnt vielleicht ein einer winzigen Bude zusammen mit dem Lebenspartner, der andere wohnt hunderte Kilometer entfernt und hat keinen Platz um dort noch eine weitere Person unterzubringen, der dritte lebt vielleicht sogar auf einem ganz anderen Kontinent aus beruflichen und privaten Gründen.

Manchmal degeneriert das Gehirn des alten Menschen nach und nach.... der Mensch baut immer weiter ab geistig und wird somit irgendwann zum Pflegefall. Muss daher rund um die Uhr betreut und gepflegt werden. Das kann nicht jeder Nachwuchs stemmen. Mancher aufgrund der eigenen finanziellen oder wohnlichen Situation nicht, mancher nicht weil man daheim selbst mehrere Kinder hat die versorgt werden müssen.

Das Leben besteht nicht nur aus schwarz oder weiß..... es gibt viele Grautöne dazwischen.

Meine Eltern, die selber ein Elternteil gepflegt haben, möchten gar nicht, das wir Kinder irgendwann die Pflege übernehmen. Wenn die Eltern im Heim sind, kann man sich ja trotzdem kümmern. Dann wird die vorhandene Zeit aber für schöne Dinge genutzt (erzählen, vorlesen, Bilder schauen ...) und nicht für notwendige Dinge. Heute sind auch Frauen, an denen die Pflege meist hängen bleibt, oft Vollzeit beschäftigt. Ich möchte auch nicht, das meine Kinder mich irgendwann pflegen.

Es ist in unserer heutigen Gesellschaft oftmals nicht anders händelbar. Nicht jeder kann seine älteren Herrschaften bei pflegen oder mit ihnen in einem Haus leben. Und sollten die älteren Menschen irgendwann den Punkt erreicht haben, dass sie sich selbst nicht mehr versorgen können, bleibt nunmal nur eine Heimunterbringung übrig. Oftmals ist es ja nicht nur ein zeitlicher, sondern auch ein medizinischer Aufwand, den nicht jeder leisten kann oder will.

Leider habe ich gesehen,dass viele Leute ihren Eltern ins Altersheim umziehen wollen.Es ist echt peinlich, ich kann nicht meine Eltern ins Altersheim zu senden ,als sie ihr ganzes leben für uns verbracht haben.

das kommt immer auf die Situation selbst drauf an. Ein Beispiel

Meine Oma ist 92 und lebt noch in ihrer eigenen Wohnung. Jede Woche kommt meine Mutter vorbei und macht an einen Tag den kompletten Haushalt. Sie bringt Essen für ne Woche mit, putzt die Wohnung, macht Wocheneinkauf mit ihr, richtet ihr die Tabletten her. JEDEN Tag ruft sie 3x!!!!! an um sie zu erinnern, dass sie die Tabletten nehmen muss. Trotzdem vergisst sie es immer wieder mal und dann geht es ihr schlecht. oder sie nimmt dann 2x hintereinander (weil sie die Tabletten vom morgen um 11 Uhr genommen hat und die von Mittag um 12 Uhr). Dann fahren die wieder zu ihr, müssen sich um sie kümmern, oft gehört sie dann zum Arzt etc. Abgesehen davon muss meine Mutter die ganzen Alltagsangelegenheiten für sie regeln. Also Arztbesuche ausmachen, sie zum Arzt bringen, Bankgeschäfte , Behördengänge erledigen etc. Dabei geht es der Oma echt noch gut - die kann halbwegs noch alleine leben.
Das ganze macht sie 2x denn die andere Oma lebt im selben Haus wie sie und ist ähnlich fit wie die andere. Das klappt nur weil beide "fit" sind und sie nicht mehr arbeitet. Neben dem Job + evt Kind das zu machen geht sich zeitlich kaum aus.

Früher hat mein Opa auch noch im selben Haus gelebt und der war am Ende ein absoluter Pflegefall. Meine Oma hat sich damals noch um ihn gekümmert aber ohne meine Mutter wäre da nichts gelaufen. Denn der konnte nicht mal mehr vom Bett ohne Hilfe aufstehen und ne 90 jährige Dame hebt ihren Ehemann da nicht aus den Bett. Sie hat da also immer Hilfe von meinen Eltern gebraucht. Genauso wenn er aufs WC musste - irgendwer musste ihm aufhelfen. Einmal wollte sie es alleine probieren und er ist auf sie rauf gestürzt und beide lagen 2h am Boden und konnten nicht aufstehen bis meine Mutter sie zufällig entdeckt hat.

Am Ende war es soweit dass wir ihn nicht mehr zu Hause betreuen konnten - und das obwohl 3 Leute da waren und alle nicht gearbeitet haben.

Angenommen mir würde das passieren - meine Mutter wäre zb. so ein Pflegefall. Ich müsste meinen Job kündigen damit ich die Zeit hätte sie zu pflegen. dazu müsste sie bei uns wohnen - das Haus müsste dann behindertengerecht umgebaut werden was einiges kostet. Dazu käme das nächste Problem: Wir müssten das Haus sowieso verkaufen da wir uns die Kreditrate dauerthaft mit nur 1 Gehalt kaum leisten können.
Ich hätte also die Wahl: Meine Mutter ins Altersheim geben oder meinen Job aufgeben + Haus verlieren. Mütter wollen normalerweise das beste für ihre Kinder und meine Mutter würde nie erwarten dass ich mein Leben wegen ihr hinhaue und alles aufgebe. die würde da eher freiwillig ins Altersheim gehen.

Ich denke die wenigsten die ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern haben wollen diese ins Altersheim stecken.

Nur geht es manchmal nicht anders. Weil schlichtweg medizische Versorgung nötig ist. Oder sonstwie eine Pflegekraft benötigt wird.

Die Kinder könnten das eventuell noch übernehmen. Aber wenn sie nicht gerade in der nähe sind haben sie meist auch ihr eigenes Leben. Die eigene Familie und Beruf. Da ist dann eventuell schlichtweg keine Zeit oder keine Energie mehr da sich auch noch um seine Eltern zu kümmern.

Und dann hat man imgrunde nur die möglichkeit Endweder ne Pflegekraft einzustellen die dann eben z.b. mit im Haus wohnt etc. Aber das muss man sich leisten können. Oder eben das Altersheim.

Ich kann dir dazu Mal ne Geschichte erzählen. Meine eigenen Eltern sind mittlerweile alt. Vaddern ist über 80 und muddern Ende 70.

Die Kinder sind Ende 40 und Mitte 30.

Einer lebt noch in. Der nähe. Ne halbe dreivirtelte Stunde weg. Der andere ist eher 6h Autofahrt weg.

Vaddern kann so gut wie nicht mehr laufen. Der ist froh wenn erst vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer schafft. Geistig ist mittlerweile auch schon schwierig bei ihm. Er hat so gesehen in den letzten 3-4 Jahren ganz schön abgebaut.

Muddern ist noch gut in Schuss und kümmert sich soweit sie kann. Und mein Bruder unterstützt muddern auch ab und an.

Nun war's Mal so daß er auf'n Klo war. Und sich dann aber beim aufstehen mit dem Arm blöd in der Halterung des klopapiers verfangen hat.und alleine nicht mehr los kam. Muddern könnte ihn befreien aber dann lag er aufm Boden und kam nicht mehr hoch.

Muddern ist nicht stark genug. Muddern hat dann den Nachbarn geholt. Der es alleine auch nicht geschafft hatte. Sie haben ihn aber wenigstens noch irgendwie aufm Stuhl gekriegt. Dann müssten sie noch mein Bruder holen und zu zweit haben sies dann geschafft. Er lag da sicherlich ne Stunde oder so etwas Rum. Und hat die Nacht aufm Wohnzimmer Sofa dann gepennt.

So gesehen hätte das ganze auch ganz anders ausgehen können. In einem Heim wäre z.b. entsprechend Personal da gewesen um vernünftig zu helfen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Eigene Kinder.