BMW e39 520i Empfehlung?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
BMW E39 520i Empfehlung?

Teilweise. Der E39 ist grundsätzlich ein sehr gutes Fahrzeug, deswegen fahre ich bereits seit 15 Jahren einen (Bj. 1997). Sehr leise Fahrgeräusche, ausgezeichnete Motoren (laufruhig und drehfreudig), sehr gute Handschaltungen, komfortables Aluminiumfahrwerk, hochwertige Kunststoffqualität, intuitive Bedienung. Trotzdem hat er so seine typischen Schwachstellen. Diese Dinge treten bei jedem E39 früher oder später auf:

  • Airbagleuchte (meist Sitzbelegungsmatte)
  • Radsensoren defekt (ABS, Tacho und ASC ohne Funktion)
  • Ausgeschlagenes Fahrwerk

Bei späteren Modellen kommen als gehäufter auftretende Defekte noch defekte ABS / ASC - Steuergeräte hinzu (ab dem "kleinen Facelift" 09/1998, weil das Steuergerät dann im heißen Motorraum statt im Innenraum verbaut wurde), außerdem neigen die R6 - Ottomotoren ab dem großen Facelift (09/2000) zum Ölverbrauch, meist aufgrund der Kurbelgehäuseentlüftung. Ebenfalls ab 09/1998 reißen öfter mal die Katalysatoren, diese wurden vom Unterboden in die Motorkrümmer verlegt, um die schärfere Abgasnorm Euro 3 einzuhalten. Die ebenfalls erst später eingeführten Common Rail - Dieselmotoren sind ebenfalls häufiger für einen Ausfall gut, ebenso wie das Automatikgetriebe beim großen R6 CR Diesel, welches nicht von Getrag oder ZF, sondern von GM stammt. Die Modelle mit V8 - Motor (535i und 540i) zeigen gehäuft Probleme mit der Steuerkette und den Katalysatoren, welche sich gelegentlich innerlich lockern. Außerdem zeigen Fahrzeuge, welche ganzjährig gefahren, und nicht nachkonserviert wurden, in der gesamten Modellreihe eine relativ deutliche Neigung zur Rostbildung, vor allem an den Türkanten, an der Heckklappe, sowie an den Wagenheberaufnahmen. Hat das Fahrzeug den "großen BC" (mit der Laufschrift), ist es außerdem fast normal, dass sich irgendwann Pixelfehler zeigen. Ebenfalls sind Undichtigkeiten am Kühlsystem möglich, meist am Ausgleichsbehälter, oder am Thermostatgehäuse.

Findet man sehr oft mit über 200.000km, kann man denn solch ein Auto mit so viel Kilometer noch empfehlen?

Die Laufleistung ist völlig egal. Wichtig ist, wie der Zustand ist, wie gefahren wurde, welche Bauteile bereits ausgetauscht wurden, und welche Qualität hierfür verwendet wurde. Der E39 ist bereits seit einem viertel Jahrhundert auf dem Markt, als Alternative zu den inzwischen sündhaft teueren BMW Ersatzteilen (danke BMW Classic!) findet man auf dem freien Markt leider haufenweise Grütze. Auch der Motor ist relevant, ist gibt gute, und es gibt weniger gute.

Grundsätzlich gilt: Gepflegte E39 kosten inzwischen richtig Kohle. Dies gilt insbesondere dann, wenn exklusivere Motoren gefragt sind (z.B. 540i mit Handschaltung, oder M5).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hallo!

Bin eigentlich Mercedes-Fahrer, aber dieses Modell war und ist eine gute Serie. Da hat BMW ein Auto auf die Räder gestellt, das vieles besser konnte als die E-Klasse - außer vielleicht Platzangebot, Variabilität und die Breite des Motorenprogramms; der W210 bot auch ganz kleine Maschinen wie den E220 Diesel mit 95 PS an, was beim E39 aber eigentlich auch keinen Sinn gemacht hätte - erwähnen wollte ich es am Rande mal.

Der E39 ist zwar ein steinaltes Auto, aber dafür wirklich sehr gut: Gerade ein original erhaltener, von älteren Leuten seriös gepflegter und gewarteter BMW 520i kann aus guter Hand noch heute ein Tipp sein - am besten einer vor dem Facelift Ende 2000, weil der Rostschutz paradoxerweise bei den früheren Modellen von 1996 bis 2000 (520i kam erst Anfang '96 gemeinsam mit 525td/525tds als Nachtrag zum Programm) viel besser war als danach.

Mein Großonkel hatte als Zweitbesitzer sehr lange einen cosmos-schwarzen BMW 523i mit 170 PS und Fünfganggetriebe von 1996/97, die Zuverlässigkeit war gut und es gab über Jahre hinweg wenig Anlass zur Klage. Der Wagen rostete langsam (vor allem im Vergleich mit der E-Klasse W210) und war nur selten in der Werkstatt. Einmal war etwa 2011/12 die Kupplung durch, das war mit ca. 1100 Euro der größte Reparaturposten - hat Onkel Rudi nicht ohne Stolz auch immer festgehalten.

Klar ist den typischen Heizern der 520i zu langsam oder zu uncool oder zu sehr die Rentner-Limousine für den Opa, dem der Opel Omega zu spießig wirkte - wahrscheinlich wird dir hier alsbald empfohlen, 525i, 528i oder gar 530i/535i zu wählen statt dem 520er - aber die großen Motorisierungen gibt es heute nur noch ganz selten im guten Zustand. 200.000 Kilometer sind für einen etwa 20 Jahre alten Wagen dieser Klasse übrigens sogar relativ wenig - und der Sechszylinder-Zweiliter mit 150 PS fängt da bei normaler Pflege gerade erst richtig an. Der 523i macht keinen Sinn - er hat kaum mehr Dampf als der 520i mit 150 PS, verbraucht aber mehr, kostet als Zweieinhalbliter mehr Steuer und Versicherung und fährt sich im Grunde wie ein sehr gut eingefahrener Zweiliter. Sinn macht der 523i höchstens mit Automatik, aber wer in der Klasse Automatik unbedingt will, dem empfehle ich eher einen Mercedes W210 oder einen Opel Omega B - die Automaten beim E39 waren nicht so der Hit.

An und für sich ein schönes Auto - rechne mal mit 3000 Euro für einen guten 520i. Am besten wählst du einen vor 1998: Vor diesem Jahr hatte der Sechszylinder noch kein Doppel-VANOS, war insgesamt einfacher aufgebaut und kann daher auch locker mit 10W-40 oder 15W-40 Öl betrieben werden. Je älter ein E39 ist und umso weniger Extras er hat, umso besser ist er - denn er hat Elektronikprobleme bzw. kann diese haben, je mehr an Bord ist: Bordcomputer, Navisystem, elektrische Fensterheber hinten (gehen gern kaputt) oder Telefon-Festeinbauten sind nur solange cool, bis es hier ans Eingemachte geht - und der E39 kann hier trotz seiner grundsätzlich guten Qualität böse Überraschungen parat haben.

Ein früher 520i ist aber noch relativ einfach aufgebaut, was uns heute zugute kommt. Typische Probleme: Fahrwerksteile sofern nicht sowieso schon ersetzt, Sitzbelegungserkennung, Viscolüfter, hoher Reifenverschleiß, Kühlsystem und Kantenrost. Hatte auch der 523i meines Großonkels, den er von ca. 2000 bis zu seinem Tod 2016 fuhr, alles hinter sich. Weitere Defekte hängen meist mit Elektro-Sonderausstattungen zusammen und sind daher modellabhängig. An sich ist das Risiko berechenbar; ein guter 520i E39 aus seriöser Hand stellt ein deutlich geringeres Reparaturrisiko dar als viele jüngere (!) Autos auch aus seiner Klasse!

Die Ersatzteile sind preislich im Rahmen - man fährt eben keinen Golf. Ich fahre Mercedes und fuhr vorher u.a. Audi 100 und Opel Omega; der E39 liegt preislich was die mir bekannten Posten angeht ziemlich zwischen Opel (preiswert) und Audi (sehr teuer) etwa auf der Höhe von Mercedesteilen der Klasse. Vieles gibt es auch als Nachbau in Erstausrüsterqualität. Für die Werkstättenbesuche empfehle ich sogenannte "BMW-Service autorisierte Vertragswerkstätten" - die sind offizielle BMW-Betriebe, aber günstiger als die Glaspaläste und bieten für Schätzchen wie E34, E36, E38, E39, E46 und Co. zeitwertgerechtes Instandsetzen an. Mein Großonkel hat das auch in Anspruch genommen und es war nicht teurer als die freie Werkstatt, die seinen Fünfer einige Jahre lang auch gepflegt hatte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

checkpointarea  03.04.2020, 10:45

Auch wenn in diesem schönen Bericht viel Wahrheiten stehen, bin ich stellenweise doch anderer Meinung.

Der 523i macht keinen Sinn - er hat kaum mehr Dampf als der 520i mit 150 PS, verbraucht aber mehr, kostet als Zweieinhalbliter mehr Steuer und Versicherung und fährt sich im Grunde wie ein sehr gut eingefahrener Zweiliter.

Gar nicht. Er hat dank 0,5 Litern mehr Hubraum deutlich mehr Schmackes als ein 520i mit 170 PS, lässt hinsichtlich des subjektiven Fahreindruckes sogar einen 520i nach dem Facelift mit 170 PS (2,2 - Liter) hinter sich, ähnelt diesbezüglich stark einem 22 PS stärkeren LCI - 525i. Mit von der AMS damals ermittelten 8,2 s auf 100 km/h und 228km/h Spitzengeschwindigkeit ist er nicht nur deutlich schneller als ein 520i, er kommt sogar Fahrzeugen wie 525i E39 mit 192 PS (8,1 s, 238 km/h) und 528i E39 mit 193 PS (7,5s, 236 km/h) relativ nahe. Im Vergleich zum 520i benötigt er überland etwa 0,5 l / 100 km mehr. Allerdings hat er den Vorteil, dass er relativ leicht länger untersetzt werden kann, zum Beispiel auf eine 2,65 er Achse. Dann beschleunigt er immer noch so schnell wie vorher, läuft mit 223 km/h noch einen Ticken schneller als ein serienmäßiger 520i, ähnelt hinsichtlich des Leistungseindrucks diesem, ist jedoch aufgrund der deutlich niedrigeren Drehzahlen (2800 statt 3600 bei 130 km/h) auf der Autobahn deutlich angenehmer - bei dann gleichem Verbrauch.

Hoher Reifenverschleiß...

Gar nicht - außer, man fährt das Fahrzeug ständig quer, oder immer mit Höchstgeschwindigkeit. Meine sind aktuell seit 2006 drauf, fast 80.000 km, und haben noch über 6 mm. Gilt natürlich nur, wenn die Achsen nicht verstellt sind.

Der Rostschutz war paradoxerweise bei den früheren Modellen von 1996 bis 2000 viel besser als danach.

Das wird oft behauptet, aber belegt wurde es noch nie. Ich sehe sowohl völlig vergammelte E39 LCI, als auch welche ohne LCI. Meiner ist einer ohne, und hat(te) auch ordentlich Rost: Heckklappe, Motorhaube, Unterboden, Wagenheberaufnahme, die typischen Stellen halt. Seit Kauf von mir (2005) großteils Garagenwagen gewesen, selten im Winter gefahren.

Der W210 bot auch ganz kleine Maschinen wie den E220 Diesel mit 95 PS an...

Interessanterweise hatte die Taxiversion sogar nur 75 PS, sowas wäre heute für eine 1,5 - Tonnen - Limousine undenkbar. Zeigt aber doch schön auf, wie verwöhnt wir heutzutage sind. Oftmals kann man ja bei einem aktuellen E200 Diesel mit doppelter Motorleistung etwas von "untermotorisiert" lesen.

2
rotesand  03.04.2020, 11:35
@checkpointarea

Stimmt alles auch wieder - ich denke, das Temperament nimmt man auch subjektiv wahr und ich fuhr zuletzt 2016 einen 520i und den 523i, da verdrängt man manches vielleicht auch.

Das mit der Taxiversion kann ich unterstreichen, stimmt. Es gab diese Version auch regulär für bestimmte Exportmärkte, im W202 (den ich fahre) ebenfalls. Habe ein paar Sonderpreislisten, da tauchen die bis 1998 auf!

2
checkpointarea  03.04.2020, 11:37
@rotesand

Kommt halt auch immer drauf an, was Du gerade fährst. Speziell Turbodieselmotoren "versauen" einen halt doch deutlich. So ein 523i verteilt den Großteil seines Drehmoments (immer über 85 %) halt fein säuberlich von 1500-6000 U/min., ohne große Ausbrüche, ergo auch ohne großen "Bums", wie ihn heute besagte Turbomotoren liefern.

1
rotesand  03.04.2020, 13:01
@checkpointarea

Ich fahre einen Mercedes C180, bin aber zeitweilig Opel Omega B 3.2 V6 Automatik gefahren und war vielleicht auch vom Omega einfach verwöhnt - der hatte so viel Dampf auf die Straße gebracht, dass da ohne TC-Plus bald schon die Räder durchgedreht sind.

2
checkpointarea  03.04.2020, 13:12
@rotesand

Ja, der Omega 3.2 ist schon ein kleiner Dampfhammer. Allerdings beschleunigt er im direkten Vergleich nur etwas schneller als ein 523i mit Automatik, welcher wiederum deutlich lahmer ist als ein 523i ohne Automatik, jedenfalls laut diesem Video:

https://www.youtube.com/watch?v=gpGy9P7xHsY

Ein E39 mit ähnlichem Hubraum (530i) würde dem Omega wohl ziemlich davonfahren.

War es eigentlich ein 523i, oder 523iA (Automatik), den Du damals gefahren bist? Wenn mit Automatik, dann kann ich Deinen Eindruck von Lahmheit völlig verstehen.

1
rotesand  04.04.2020, 10:06
@checkpointarea

Nein, das war ein 523i mit Handschaltung - zumindest der vom Großonkel. Bin aber auch 523iA gefahren - das war ein zähes Fahren, aber komfortabel.

Sicher wäre der Omega 3.2 gegenüber einem 528i oder 530i ins Hintertreffen geraten - auch, weil er extrem schwer ist. Ich habe meinen originalen alten Brief noch, der Wagen könnte knapp zwei Tonnen Leergewicht gehabt haben.

0
checkpointarea  04.04.2020, 10:26
@rotesand

Zwei Tonnen hat er zwar nicht, laut Prospekt waren es bei den V6 - Modellen aber immerhin reichliche 1733 kg. Die Einstiegsmodelle mit Vierzylinder - Ottomotor (2,0, 115 PS ) waren minimal schwerer (1515 kg) als die Einstiegsmodelle des BMW 5er mit Sechszylinder - Ottomotor (1485 kg). Vollalumotoren und - fahrwerk machen sich halt bemerkbar. Schon interessant, dass der Opel Omega mit dem Modellwechsel vom A zum B vom von einem der leichtesten Vertreter der oberen Mittelklasse mit Standardantrieb (1225 kg) quasi schlagartig zu einem der schwersten mutiert ist. Fast 300 kg mehr gibt es beim Modellwechsel wirklich selten zu verzeichnen.

0

Der E39 ist gut und technisch solide. Nur ist er meiner Meinung nach als 520 fast zu schwach. Rost am Unterboden und am Schweller sind immer ein Problem


checkpointarea  02.04.2020, 11:13

Der 520i ist sehr kurz untersetzt, das lässt ihn agil wirken. Und 10,2 Sekunden auf 100 km/h, sowie 220 km/h Höchstgeschwindigkeit selbst bei der schwächeren Version mit 150 PS (gibt auch eine mit 170) sind immer noch schneller als der Durchschnitt der aktuell zugelassenen Neufahrzeuge. Großer Vorteil 520i: Sagenhafte Laufruhe und Drehfreudigkeit. R6 - Motoren sind zwar hierfür generell bekannt, aber ein solch kleiner R6 (2,0 - 2,2 Liter) ist hierbei nochmals sanfter. Ein Erlebnis, wenn man aus einem heutigen Pkw, unter dessen Haube meist ein R3 Ottomotor rumpelt, oder ein R4 Dieselmotor nagelt, umsteigt. ;

2
DerBayer80  02.04.2020, 11:48
@checkpointarea

Ich kenn den E39 selbst sehr gut. Die Laufruhe ist gigantisch. Ich hatte selbst einen. Sowie einen E30 und einen E36 👍👍

2
DerBayer80  02.04.2020, 11:54
@checkpointarea

Technisch ein wunderbares Auto. Ebenso vom fahren her. Wobei ich sagen muss das mit der E36 als 328 richtig Spaß gemacht hat. Das Ding war ein fast perfektes Auto.

0
checkpointarea  02.04.2020, 12:04
@DerBayer80

Der E36 ist tatsächlich grundsätzlich interessant, schön leicht und agil, und mehr "richtiges Auto", was sich für mich beispielsweise in den Glasscheinwerfern manifestiert (bei mir besteht eine recht große Abneigung ggü. Kunststoffscheinwerfern, weil die im Alter oftmals gelblich blind und unansehnlich werden). Leider für mich innen zu mickrig und qualitativ wenig ansprechend, dazu im Vergleich zum E39 recht laut und wenig unfallsicher. Übrigens ist ein E36 mit gleichem Motor nur rund 100 kg leichter als ein E39, obwohl er wie zwei Klassen kleiner wirkt - Alufahrwerk beim E39 sei Dank.

1