Argumente für und gegen eine Leistungsgesellschaft?

3 Antworten

Leistungsgesellschaft, eine Gesellschaft in der Güter jeglicher (oder spezifischer) Art abhängig von der Leistung verteilt werden.

Und leben wir in Deutschland schon in einer Leistungsgesellschaft?

Nun ja, in Deutschland unterscheiden wir ja bekanntlich unter drei verschiedenen Verteilungsprinzipien:

  1. Gleichheitsprinzip
  2. Bedarfsprinzip
  3. Leistungsprinzip

Da unser Markt und damit Gehälter auch teilweise abhängig von Angebot-Nachfrage sind; weist dies auf das Leistungsprinzip hin.

Höhere Steuerabgaben von Reicheren im Vergleich zu Ärmeren fällt unter das Gleichheits-/Bedarfsprinzip und Regelungen wie ein gesetzlicher Mindestlohn ebenso.

Demnach ist Deutschland keines dieser Prinzipien alleinig gewidmet, auch wenn man bei Deutschland häufig von einer 'Leistungsgesellschaft' spricht.

Aber dem grundsätzlichen Prinzip: "Schneller, höher, weiter!"

--dem versuchen wir stehts nachzukommen, auch auf Kosten anderer. Deutschland ist abhängig von Leistung, was sich beispielsweise auch an der Errechnung des BIP's sichtlich macht.

Ich möchte gerne gute Argumente und Punkte hören die entweder für eine Leistungsgesellschaft oder gegen eine sprechen und warum.

PRO:

  1. GERECHTIGKEIT | Es ist nur gerecht, dass die, die mehr leisten, oder deren Leistung mehr wert ist, dafür auch besser entlohnt werden. (Bsp.: "Der Kriegsveteran erhält vorzüge, die ein Müllmann nicht erhält, besser bezahlt wird er auch.")
  2. EFFEKTIVITÄT | a) Bessere Entlohnungen dienen als Anreiz gewisse Berufe auszuüben / gewissen Tätigkeiten nachzukommen. b) Antrieb zum Fortschritt (Bsp.: "Schreiner bekommen ein viel höheres Gehalt als Elektriker! Ich gehe lieber in die Schreinerei!" (Kann als politisches Mittel genutzt werden); b) Unternehmen geben ihr Bestes um Fortschritt zu erlangen und selbst mehr Profit daraus zu schlagen.)

Leistung ist ein Antrieb für die Gesellschaft, fungiert als Motor für Innovation, daher sollte man sie auch richtig entlohnen.

CONTRA:

  1. GERECHTIGKEIT | a) Bedürftige werden vernachlässigt! b) Es ist ungerecht, ungleich zu verteilen! Jeder Beruf ist gleich viel wert! c) Die Kinder müssen darunter leiden! (Bsp.: "Die Schere zwischen arm und reich ist riesig; viele Menschen verdienen ihren Reichtum, (durch z.B. Erbe) nicht. Auch über Generationen hinweg schadet es den Armen, denen es dadurch an Bildungszugang, etc. mangelt. Es entsteht ein Teufelskreis der Armut.)
  2. EFFEKTIVITÄT | Ein Übermaß an Leistung ist schädlich! (Bsp.: Übermäßige Produktion, wachsender Geiz-- Eine wachstumsorientierte Gesellschaft zerstört ihre (Um)Welt; ausschöpfen von Ressourcen + Ausbeutung von Menschen)

Eine Leistungsgesellschaft reißt unser Zusammenleben auseinander und führt zu unermütlicher und ungerechter Konkurrenz, bei denen andere Menschen/etc. nicht berücksichtigt oder sogar geschadet werden.

(Das sind jetzt mal nur zwei spontane Kriterien; dir fällt sicher noch mehr ein! :D)

Ja, wir leben definitiv in einer Leistungsgesellschaft - und das finde ich auch gut so. Prinzipiell sollte "Mühe" und "Leistung" belohnt werden. Wir haben außerdem ein soziales Netz, das die weniger leistungsfähigen auffängt. Hier haben wir jedoch mittlerweile einen "Sweet Spot" erreicht, der durchaus dazu einlädt, sich keine Mühe geben zu (müssen). Das ist einmalig, aus dem Ausland betrachtet und führt dazu - und das ist absolut menschlich, wohlgemerkt - dass die Minderleister, die in praktisch jedem anderen Ort der Welt verhungern würden, hierherkommen und ein durchaus angenehmes Leben führen können.

Ich weiß, Harz 4 reicht nicht für ein Leben in Saus und Braus, das habe ich am eigenen Leib gespürt, aber es ist mehr als ausreichend, zu überleben. Wir haben mittlerweile entschieden, dass das nicht reicht, sondern man gut leben können sollte - doch das führt wiederum zu der Frage: Warum sollte ich, wenn meine Fähigkeiten gerade so für einen Mindestlohnjob ausreichen, mich 40 Stunden die Woche im Lager, als Auslieferfahrer, Putzkraft o.ä. abrackern und meine Gesundheit ruinieren, wenn ich für wahlweise minimal mehr - oder in einigen Fällen sogar mehr, da ich "aufstocken" muss, zuhause bleiben kann? Die einen haben jetzt das Bild eines zockenden, biertrinkenden Harzlers im Kopf, der der Gesellschaft nur auf der Tasche liegt. Solche Leute gibt es, ich kenne so ein Früchtchen, dem ist alles egal, der Staat "muss" ihn aushalten, er lebt, für seine Ansprüche, gut und hat auch keine Lust, zu arbeiten, was er freimütig zugibt. Doch was ist mit dem Rest, die nun wahlweise ihre eigene Bildung verbessern können, um einen besseren Job zu bekommen, oder etwas nachgehen, was sie gerne tun? Kunst, Kultur, all diese Dinge, die superschlecht bezahlt sind, aber notwendig für eine Gesellschaft. Wir müssen uns sowieso vom Gedanken verabschieden, dass es für jeden einen Job gibt.

Natürlich haben wir auch gewisse Probleme mit einer Leistungsgesellschaft. Wer herkommt und nicht ein Schulsystem besucht hat, das ihn darauf vorbereitet, oder das seine Schwerpunkte z.B auf Religion und nicht Bildung legt (ich schaue dich an, islamische Welt!) der hat natürlich die A-Karte und ist von beginn an im Nachteil.

Allerdings schafft unsere Leistungsgesellschaft auch Sicherheit und Wohlstand - und das finde ich persönlich sehr gut und unterstütze ich voll. Ich mag die Sicherheit, dass ich, wenn mein Computer morgen implodiert, mir einen neuen kaufen kann, ohne erst ein Jahr dafür zu sparen. Das kann ich aber auch nur, weil ich dafür etwas tue.

Es geht am Ende auch nicht unbedingt um "Leistung" per se, sondern vor allem und als Basis um den Willen, etwas aus sich zu machen und sich anzustrengen.

Pro:

Starke Wirtschaftskraft des Landes.

Contra:

Mehr als ich aufzählen kann. Aber vorne mit dabei ist, dass es auf alle Lebensbereiche abfärbt immer voll Power zu geben und der oder die beste zu sein. Im Alltag, der Arbeit, hobbytechnisch und sogar beim Sex und in der Liebe die immer mehr Menschen verlernen, weil sie denken, dass F+ oder ONS ein Ersatz für eine richtige Beziehung mit einem Partner sind für den man *gerne* Kompromisse eingeht. Wenn nur noch das Ergebis zählt, wird die Sache an sich oft gar nicht mehr geschätzt, weil austauschbar.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung