Bergrettungseinsätze sind vor allem dann teuer, wenn Hubschrauber verwendet werden. Eine Minute Hubschraubereinsatz wird bspw. von Österreich mit ca. 85 € angesetzt. Und ein durchschnittlicher Hubschraubereinsatz wird mit etwa 3500 € beziffert. Der Einsatz, den du hier zitierst, wird demnach wahrscheinlich im unteren fünfstelligen Bereich rangieren.
Die Bergrettungskräfte im deutschen Sprachraum sind generell ehrenamtlich tätig und sehen von einem Rettungseinsatz keinen Euro. Normalerweise bekommt die Bergrettungsorganisation bei einem Einsatz einen Betrag von ein paarhundert Euro pauschal und benutzt dieses Geld für die Instandhaltung der Ausrüstung. Aber da die Bergrettung auch eine wichtige Rolle im Katastrophenschutz spielt, leistet sich der Staat diese Organisation und zahlt auch drauf.
Wer bezahlt die Kosten? Bei medizinischen Notfällen zahlt die Krankenkasse, gegebenenfalls auch die Unfallversicherung. Darüber hinaus gibt es auch eine Bergnotversicherung, bspw. vom Alpenverein, welche auch bei Notfällen ohne medizinisches Problem greift. Nehmen wir an, jemand ist ohne Verletzung in einem Klettersteig blockiert, traut sich also weder vor noch zurück und muss rausgerettet werden, das müsste er selbst bezahlen, wenn er nicht bergnotversichert ist.
Warum wurden bei dem von dir zitierten Einsatz so viele Hubschrauber verwendet? Am Samstag zog gegen Mittag eine Kaltfront über die Alpen. Vermutlich gab es nach dem Notruf gegen 11 Uhr ein Wetterfenster, das von verschiedenen Seiten aus noch ausprobiert wurde. Rettungshubschrauber hätten dabei den Vorteil gehabt, dass sie die Patientin direkt mitnehmen hätten können und sie schnellstmöglich in eine Klinik gekommen wäre. Allerdings könnte das Gelände nicht zum Landen geeignet gewesen sein, sodass eine Tau- oder Windenbergung notwendig gewesen wäre. Bei schlechter Sicht und starkem Wind (kaltfront) unmöglich. Der Polizeihubschrauber eignet sich nur zum Transport von Einsatzkräften und Ausrüstung. Dieser wurde dann herangezogen, um die Einsatzkräfte zur nächstgelegenen Hütte (mit halbwegs brauchbarem Helipad) zu bringen. Von dort aus musste das Rettungsteam bodengebunden weiter. Die Abfahrt mit dem Rettungsschlitten durchs unpräparierte bis zum Stausee stelle ich mir sehr fordernd vor (ich weiß, was es heißt, den Rettungsschlitten zu lenken)
Am vergangenen Wochenende hatte ich auch eine Skitour auf einen höheren 3000er geplant. Die Bedingungen dort sind dieses Jahr nicht schlecht. Allerdings haben wir am Donnerstag letzte Woche schon abgesagt, weil uns das Wetter nicht gefallen hat. Die Verunfallte war um 11 Uhr schon auf der Abfahrt, d.h. das Timing wird korrekt auf die hereinziehende Kaltfront abgestimmt gewesen sein. Dann hat sie sich aber leider verletzt und alles hat sich verzögert. Den Entschluss, trotzdem zu gehen, kann ich nachvollziehen. Letztes Jahr war ich mit ein paar Leuten aus der Alpenvereinssektion meiner Heimat zum Bergsteigen am Ortler. Für den Nachmittag waren Gewitter angesagt. Wir sind trotzdem losgegangen, weil sich alle schon monatelang darauf gefreut hatten und der Vormittag noch gutes Wetter versprach (vorletztes Jahr habe ich als Zweierseilschaft keine drei Stunden zum Gipfel gebraucht und war vor dem Mittagessen wieder auf der Hütte). Die Gruppe war zu langsam und wir sind ohne Gipfel wieder umgedreht. Hätte sich jemand aus unserer Gruppe verletzt, wären wir auch in das schlechte Wetter reingekommen und hätten eine ähnlich aufwändige Rettungsaktion gebraucht.