Wohin steuert VW? Die ID-Modelle stehen hier zu Lande wie Blei in den Showrooms, in China müssen ID3 für umgerechnet 16.000 Euro verschleudert werden?

5 Antworten

Es ist aktuell eine komische Zeit für VW, auch der Golf geht ausgerechnet in seinem Jubiläumsjahr nicht mehr wie geschnitten Brot. Die Autos sind teuer, die Konkurrenz ist im eigenen Konzern stärker denn je und viele kaufen Skoda oder Seat, zumal die Bedienkonzepte neuer VW alles andere als benutzerfreundlich sind und die Qualität nicht direkt so ist, wie man es bei den Preisen erwarten kann.

Klassiker wie Golf, Polo, Touran und Passat sind alt geworden, erfolgreiche Modelle wie der up!, der Jetta und der Golf Sportsvan wurden, ohne dass es hätte sein müssen anhand der Kundenzahlen, ersatzlos eingestellt, einzig der Tiguan geht noch so und hat seine Stammkunden, der T-Roc spricht zahlungskräftige Senioren an - die Stromer gehen gar nicht und die Nutzfahrzeuge sind auch nicht mehr interessant, seit mit Ford kooperiert wird und der T6 nicht mehr zu haben ist. Nischenprodukte wie der Taigo oder der T-Cross fristen ein Schattendasein, die kauft sowieso kaum jemand.

Fast alle Hersteller sind derzeit interessanter als VW, was das Programm angeht, vor allem Importeure, sogar Dacia ist eine Neuwagen-Marke, die objektiv gut ist, wenn man nicht nach dem coolen Image geht.

Die VW-Situation ist vergleichbar mit ca. 1972, wo der veraltete Käfer, der hässliche 411/412, der bucklige 1500/1600 und der Transporter das Feld bestimmten und es dringendst eine Lösung wie den Golf brauchte, damit VW langfristig am Markt bestehen bleiben kann.

https://www.youtube.com/watch?v=POij_p7iWwU

Man muss sehen, wie sich das entwickelt; es war mit Augenmaß vorhersehbar: VW hat in den letzten Jahren viele modellpolitische Fehler gemacht und hat zu sehr auf Elektro gesetzt, ohne dass die bei VW traditionell sehr konservative Kundschaft mitgezogen hat. Ein konservativer Golf ohne Touchpad-Cockpit zum halbwegs akzeptablen Preis könnte das Ruder rumdrehen, den könnten sie immer verkaufen an Leute von 18 bis 90, aber das ist denen wohl zu uncool.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Verdreht67 
Beitragsersteller
 11.05.2024, 23:58

Warum sind die Nutzfahrzeuge nicht mehr attraktiv, der T6 hat doch als Nachfolger den T7? Zumindest für die Lifestyle-Kundschaft ist der doch noch begehrt

Und der Caddy verkauft sich zumindest als Taxi recht gut

rotesand  12.05.2024, 00:02
@Verdreht67

Das ist ein Lifestyle-Bus, kein Nutzfahrzeug mehr - die Fuhrparkbetreiber und Gewerbetreibende sind hochgradig verärgert :-/. Beim Caddy ist das ähnlich, der mag ein kommodes Taxi sein, aber für Familien ist er inzwischen viel zu teuer und für den Handwerker zu lifestylig.

Verdreht67 
Beitragsersteller
 12.05.2024, 00:14
@rotesand

Ich hatte ursprünglich gehört dass der T6 als Gewerbeversion parallel zum T7 weiter produziert werden sollte, ist das nicht der Fall?

rotesand  12.05.2024, 00:17
@Verdreht67

Das war der T6.1, der wurde inzwischen auch eingestellt, aber die Information stimmte. Diese Version gab es, um die Stammkunden und Wohnmobilfreunde nochmals zu versorgen.

Verdreht67 
Beitragsersteller
 12.05.2024, 00:21
@rotesand

Ich kann mir nur vorstellen dass die Nutzfahrzeugversion des T6, für die es hohe Rabatte gab nicht profitabel war, kein Wunder bei den Gehältern die bei VW gezahlt werden

Die deutschen Autobauer nehmen seit Jahren und Jahrzehnten zunehmend den Premiummarkt ins Visier, nachdem sie mit den koreanischen preisgünstigen Fahrzeugen der 90er nicht mehr preislich mithalten konnten.

VW kombiniert das zudem mit einer über alle Autohersteller hinweg außerordentlich niedrigen Gewinnspanne pro Fahrzeug, der ID3, der uA in der gläsernen Manufaktur teils im Scheckentempo gefertigt wird, trägt dazu bei.

Jetzt, wo die Wirtschaft weitgehend stagniert, rächt sich die Premiumtaktik, dazu kommt, dass entgegen der Annahme manch konservativer Politiker dem lang geliebten Verbrennungsmotor auch im EU-Ausland langsam der Saft abgedreht wird, blöderweise genau dort, wo man die teuren Premiumfahrzeuge mit Verbrenner immer gern verkauft hat.

Diese Märkte werden in Zukunft E-Autos kaufen, dabei sind die deutschen Hersteller leider spät eingestiegen und versuchen diesen Nachteil durch die Übertragung des Premiumansatzes auszugleichen. Macht die AUtos leider nur noch teurer und die Chinesen haben mittlerweile herausgefunden, wie man selbst eigene E-Autos bauen kann, die auch was taugen.

Die übrigen Märkte wollen angesichts der miesen Luftqualität in den Städten und den absehbar steigenden Ölpreisen sparsame, saubere Autos. Diesen Trend hat speziell VW 50 Jahre lang weitgehend verschlafen und dieses Feld den einheimischen und japanischen Marken überlassen.


Verdreht67 
Beitragsersteller
 12.05.2024, 01:14

So chancenlos ist VW gegenüber anderen Autoherstellern auch aus Korea nicht, denn durch die sehr ausgedehnte Verwendung der MQB-/MLB-Plattformen können immerhin Kosten gespart werden.

SpitfireMKIIFan  12.05.2024, 01:16
@Verdreht67

Wie gesagt, VW macht außergewöhnlich wenig Profit je Auto, und mit den aktuellen Modellen (im Speziellen Bedienung, Verarbeitung und Software) hat sich VW viel vom eigenen Ruf kaputt gemacht.

Verdreht67 
Beitragsersteller
 12.05.2024, 01:37
@SpitfireMKIIFan

Woher ist Dir bekannt, dass VW außergewöhnlich wenig Gewinn je Auto macht?

Und woran liegt das, an der überhitzten Lohn- und Kostenstruktur im Unternehmen?

Ich glaube VW steuert seit einiger Zeit in eine Sackgasse. Aus der sie schwierig wieder herauskommen werden. Da sie es wohl selbst noch nicht sehen.

Zu viele unnötige Modelle, der Wechsel auf reine Strom Modelle, inzwischen hohe Preise, angeblich sehr schlechte Software, …

Nun, je nach Medium, das man liest, sind die Headlines andere. Wohin VW steuert, das entscheiden die Konzernlenker und auch wir als Verbraucher.

Die Formulierung „Blei im Showroom“ kommt mir hier typisch für viele Berichte vor.

China, ich bin mir ziemlich sicher, dass der ID.3 dort nicht „verschleudert“ wird, sondern man auch noch Geld damit verdient. Den Preis, den man dort verlangt, kann man schwer in Relation zu dem Preis hierzulande setzen.

Sieh Dir die Zulassungszahlen an, mehr geht natürlich immer, aber VW mit seinen Marken ist ziemlich zuverlässig in den Top 10 der Elektroverkäufe zu finden.

Ich kann also nicht erkennen, dass VW größere Herausforderungen hat, wie andere Hersteller.


Ontario  23.09.2024, 13:12

VW ist zu teuer Ein Bekannter von mir fährt ein E-Auto von VW. Neupreis 60 000 Euro. Eine solche Summe ist für einen Normalverdiener nicht aufzubringen Ergo müssen Fahrzeuge her, die weitaus günstiger sind.

Wie das VW bei diesen Lohnkosten schaffen will, ist fraglich. Es sei denn, man entwickelt eine Karre die man zu diesem Preis von 16 000 Euro verkaufen kann, aber was bekäme man dafür ?

Die eigentliche VW Klientel wird regelrecht zu Skoda getrieben. Dort bekommt man Passat Größe zum Golf Preis. Der Passat ist eh nur noch ein auf VW getrimmter Skoda Superb Kombi.

Woher ich das weiß:Hobby – Interesse