Wie hat Deutschland den enormen Gebietsverlust nach dem ersten und zweiten Weltkrieg verkraftet?
Deutschland hat nach beiden Weltkriegen mehr als 1/3 seiner Staatsfläche verbüßt. Es sind knapp 200.000 km2 fruchtbares und ressourcenreiches Land, in denen ungefähr 18 Millionen Menschen gelebt haben. Die vertriebene Bevölkerung musste dann natürlich in das nun kleinere Deutschland umsiedeln, welches von 550.000 km2 auf 357.000km2 geschrumpft ist. Das ist natürlich eine ungeheure Mammutaufgabe diese Menschen dort einzugliedern, da man erstmal den nötigen Wohnraum für diese Menschen schaffen musste und die Menschen auch durch ein viel kleineres Land, mit viel weniger Ackerland ernähren musste. Vor allem war die Provinz Ostpreußen die Kornkammer des Reiches und Westpreußen war ebenso für ihr wertvolles Ackerland bekannt, Schlesien war reich an Ressourcen und das zweitreichste Land im Reich mit bedeutender Schwerindustrie usw. Pommern war auch fruchtbar und ebenfalls durch ihren Fischfang von hoher Bedeutung, genauso wie abgetrennte Teile der Mark Brandenburg. Elsaß Lothringen war auch eine sehr bedeutende Provinz, da sie über die gleiche Industrie verfügte wie das Ruhrgebiet. Wie konnte Deutschland diesen enormen Gebietsverlust verdauen?
9 Antworten
Im übrig gebliebenen Deutschland gab es damals nach der Niederlage genug zu tun, die zusammengebombten Städte mußten wieder aufgebaut werden, die Landwirtschaft auf Hochtouren arbeiten um genug Lebensmittel herzubringen. Die Flüchtlinge aus dem Osten waren zwar dort wo sie zwangseinquartiert wurden nicht beliebt, aber sie waren gute Arbeitskräfte, und der Krieg hatte genug Menschenleben/vor allem Männer die jetzt für die Arbeit fehlten gefressen. Man kann also sagen, man ist zusammengerückt, überall wo noch bewohnbare Häuser standen, und hat den Wiederaufbau betrieben, denn es mußte ja irgendwie weitergehen.
Der Verlust von Ost- und Westpreußen war nicht ganz so schlimm wie man meinen könnte, denn die Gutsherren dort, in deren Hand die landwirtschaftliche Produktion vorher lag, haben teilweise noch recht mittelalterlich wie kleine Fürsten geherrscht und die Pächter und Knechte auf deren riesigen Höfen, an denen die Arbeit hängen blieb, hatten kein sehr rosiges Leben. Das kann man in allen Büchern nachlesen, die von dieser Zeit kurz vor dem Krieg erzählen. Nach der Flucht war es aus und vorbei mit den Mini-Fürsten, auch von denen sind viele nur mit dem Hemd auf dem Leib im Westen angekommen, auf einmal waren sie mit ihren ehemaligen Arbeitern gleichgestellt und mußten sich selber Arbeit suchen, statt nur Befehle zu geben.
Durch einerseits harte Arbeit und natürlich durch Exporte von Industriegütern, die dann wieder den großzügigen Import von Lebensmitteln ermöglichen.
Ich würde mal sagen, insgesamt geht es den hier lebenden Menschen heute wesentlich besser, als zur Zeit vor den Kriegen.
Ostpreußen die Kornkammer des Reiches
Da hast du was falsch verstanden. Gute Böden waren dort eher rar und das Klima auch nicht besonders gut und Ostpreußen war eine der ärmsten Provinzen.
Wär schön wenn Du schreiben tätest wo man dazu nachschlagen soll. Überall wo in Ostpreußen der Boden fruchtbar war, besaßen die Freiherren von und zu (die es dort im Dutzend billiger gab, Nachkommen der Deutschordensritter die diese Gegenden mal erobert und christianisiert hatten) riesige Höfe, auf denen Pächter für wenig Lohn und unter miesen Lebensverhältnissen schuften mußten. Logisch daß die viel an Ertrag und somit Geld rausgezogen haben, aber die Arbeiter haben davon kaum was zu sehen bekommen.
Ist logisch, viel Landwirtschaft aber wenig Industrie und Veredelung, dazu die hohen Zahlen an schlecht bezahlten Arbeitskräften die man in der Landwirtschaft brauchte, denn damals arbeitete man üblicherweise noch mit dem Pferd vor Pflug und Wagen, Autos waren in dieser Zeit noch teure Statussymbole. Pferde für die tägliche Arbeit hatte damals jeder dieser Höfe.
der hat das mit der Kornkammer Europas, der Ukraine verwechselt.
Ja. Und deswegen wurde aus diesen "reichen Kornkammern" auch massiv nach Westen und in die Amerikas ausgewandert. Daher kamen nämlich die ganzen Schimanskis, die das Ruhrgebiet ausmachten.
die ganzen Schimanskis
Verwechsel bitte die Deutschen nicht mit den Polen, wobei ein großer Teil Polens bis 1918 zu Deutschland gehörte (Westpreußen, Posen), Deutschland grenzte unmittelbar an Russland.
Ich doch auch. Ich denke du hast das nur knapp zusammengefasst. Verstehe meinen Kommentar bitte als Ergänzung.
Ah ok. Ja. Das war mir bekannt. Auch die unterschiedliche politische Einordnung der Auswanderung von Polen und Deutschen ist mir bekannt.
Ausgesprochen gut!
(West)Deutschland war relativ schnell wieder autark was die Lebensmittelproduktion angeht und das "Wirtschaftswunder" wurde durch die starke Zuwanderung qualifizierter Menschen, die aus den Ostgebieten vertrieben wurden, angefeuert.
Der Osten hat das Heilige Römische Reich Deutscher Nation immer mehr belastet, ausgebremst und in blödsinnige Auseinandersetzungen verstrickt. Für die Bundesrepublik war der Eiserne Vorhang ein Segen.
Dadurch, dass man den Schwerpunkt auf die Industrie legte.
Ostpreußen war die Kornkammer des Reiches, kannste gerne nachschlagen statt leere Behauptungen aufzustellen.