Was sind die Musikalische Merkmale für Renaissance und Barock?

1 Antwort

Renaissancemusik (ab 1430) ist durch folgende Merkmale charakterisiert: Mehrstimmigkeit, Natürlicher Melodiefluss, Sanglichkeit und Ausgewogenheit sowie Gleichberechtigung aller Stimmen, Ausgewogenheit der Harmonie (Dreiklangsharmonik!), Polyphonie, Imitation, Vokalstil. Die Hauptgattungen sind Vokalformen: Messe, Motette und Madrigal.

Die Kontrapunktkunst erreichte mit den Niederländern im späten 15. Jh. eine solche Blüte (Josquin, Obrecht, Ockeghem), dass man von einem ersten absoluten Höhepunkt musikalischer Kunst innerhalb der europäischen Musikgeschichte sprechen kann.

Im 16. Jh. wird vor allem Italien mit der Römische Schule (Palestrina!) bedeutend. Im Übergang der Renaissance zum Barock tritt dann auch die Venezianische Schule (Giov. Gabrieli) hervor. Charakteristisches Merkmal dieser Schule: Affektausdruck (Vorwort von Monteverdis 5. Madrigalbuch!), Mehrchörigkeit, Entstehung der in der Besetzung festgeschriebenen Instrumentalmusik (Giovanni Gabrieli, Sacrae Symphoniae, 1597).

Selbständige "reine" Instrumentalmusik gab es in der späteren Renaissance vor allem im häuslichen Bereich mit Virginal- und Lautenmusik (mit eigener Notationsform: Tabulatur). Orgelmusik, vor allem improvisierte, war im kirchlichen Rahmen bereits präsent und wurde um 1600 maßgeblich für die Ausbildung des frühbarocken Instrumentalstils (Musterbeispiel Toccata: Läufe, schnelle Figuren, Ornamente, lang gehaltene Akkorde, lange musikalische Bögen). In der Renaissance haben Instrumente ansonsten nur musikalisch gestützt, indem sie Vokalstimmen (mit)gespielt haben.

Die Wiedergeburt des griech. Ideals in der Musik (insbes. im Rahmen der Florentiner Camerata im 16.Jh.) führte gegen Ende der Renaissancezeit zur Musik des Barock. Maßgeblich wird die einstimmige Melodie, die von einem (Akkord-) Instrument begleitet wird.

Die um 1600 enstehende Technik des "Generalbass" erlang überragende Bedeutung und gestaltet die musikalische Kompositionspraxis und die Kontrapunktkunst im 17. Jh. völlig um und ermöglicht erst die kontrapunktischen Meisterwerke der Kanons und Fugen von J.S. Bach. (Barock als "Generalbass-Zeitalter")

Die maßgebliche neu entstehende Gattung am Übergang der Renaissance zum Barock ist die Oper. Hier treten Instrumentalensemble, Sologesang (begleitet) und Ensemblegesang in den Dienst einer meist der klassischen Mythologie entnommenen Handlung.

Komponistennamen:

Guillaume Dufay, Josquin des Prez, Johannes Ockeghem, Giovanni Perluigi da Palestrina, Orlando di Lasso, Giovanni Gabrieli, Claudio Monteverdi, Heinrich Schütz, Johann Jakob Froberger, Jean-Baptiste Lully, Arcangelo Corelli, Antonio Vivaldi, Georg Friedrich Händel, Johann Sebastian Bach

In Klammern gesetzte Namen kann man notfalls (!) auch weglassen.

Empfehlung für Musikbeispiele:

  • Dufay: Nuper Rosarum Flores (1432 zur Weihe des Florentiner Domes mit den Architektonischen Proportionen des Bauwerks in der Motette).
  • Ockeghem, z.B. Missa Prolationum (Proportionskanons).
  • Palestrina: Missa Papae Marcelli (um 1565; Nach den Forderungen des Tridentiner Konzils an die Kirchenmusik)
  • Zur Mehrchörigkeit: Thomas Tallis: Spem in alium (um 1570; 40-st. Motette für acht fünfstimmige Chöre), weiter Heinrich Schütz: (doppel- bis vierchörige) Psalmen Davids (1619) und Heinrich Ignaz Franz Biber: Missa Salisburgensis (zu 53 Stimmen; 1685)
  • Claudio Monteverdi: 5. Madrigalbuch; L'Orfeo (Oper)
  • Johann Jakob Froberger: Toccaten und Ricercare (= Frühform der Fuge)
  • Jean-Baptiste Lully: Suiten
  • Arcangelo Corelli und Antonio Vivaldi: Violinkonzerte
  • Georg Friedrich Händel: Opern und Oratorien
  • Johann Sebastian Bach: Orgelmusik, Toccaten/Präludien und Fugen, Kantaten und Oratorien

Privatofprivat 
Fragesteller
 03.01.2018, 22:46

Habe ich auch schon gelesen gehabt . PS: Diese Antwort wurde auf meiner älteren Frage gegeben

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