Was ist der unterschied zwischen Kultureller und Biologischer Evolution?

6 Antworten

Es gibt eigentlich nur biologische Evolution. Dabei geht es um Mutation und Selektion.

Wenn man von kultureller Evolution spricht, ist das eine Analogie. Es geht einfach nur darum, dass Kultur sich auch anpasst an die Gegebenheiten. Aber es sind halt keine genetischen Anpassungen.

Die biologische Evolution beschreibt die Veränderung und Anpassung der Organismen an ihre Umwelt durch natürliche und sexuelle Selektion. Im Zentrum steht dabei die Weitergabe der eigenen Gene bzw. genauer der Allele an die nachfolgende Generation. Der Begriff Allel bezeichnet die verschiedenen Varianten, die von einem einzelnen Gen existieren können. Ein Gen für die Haarfarbe kann z. B. in einem Allel für schwarzes Haar, einem Allel für braunes Haar, für rotes Haar, blondes Haar usw. vorliegen. Die Gesamtheit aller Allele in einer Population nennt man Genpool. Die Häufigkeit, mit der ein Allel im Genpool vertreten ist, wird Allelfrequenz genannt. Mutationen führen zu Veränderungen von Genen und fügen dem Genpool somit immer wieder neue Genvarianten (also Allele) hinzu, sie erhöhen die genetische Variation.
Manche Allele führen dazu, dass ihr Träger einen Überlebensvorteil hat. Ein Allel für längeres Fell ist z. B. dann vorteilhaft, wenn es in einer Region besonders kalt ist. Das führt dazu, dass Individuen, die ein solches Allel tragen, gegenüber Artgenossen mit einem anderen Allel, z. B. eines für kurze Haare, in kaltem Klima eher überleben und durchschnittlich deshalb mehr Nachkommen bekommen. Das Allel, und somit auch die vorteilhafte Eigenschaft, wird dabei mit großer Wahrscheinlichkeit an die Nachkommen vererbt werden. Die Einheit, die von Generation zu Generation weitergegeben wird (ein so genannter Replikator), ist bei der biologischen Evolution also das Gen. Auf diese Weise verändert sich der Genpool einer Population von Generation zu Generation. Manche Allele sind erfolgreicher als andere, ihre Frequenz nimmt zu. Andere Allele hingegen sind nachteilig - die natürliche Selektion sorgt dafür, dass die Frequenz dieser Allele abnimmt. Letztendlich kann ein nachteiliges Allel auf diese Weise auch ganz aus dem Genpool verschwinden.

Kulturelle Evolution beschreibt die Vorgänge, wie Kultur (insbesondere beim Menschen) sich verändert und anpasst. Als Kultur bezeichnet man die Vielzahl unterschiedlicher Sitten, Traditionen, Gebräuche und Verhaltensweisen, die von Generation zu Generation weitergegeben, dabei aber nicht genetisch vererbt werden. Dabei gibt es erstaunlich viele Parallelen zur biologischen Evolution.
Die Einheit, die bei kultureller Evolution weitergegeben wird, ist aber nicht das Gen und auch sind die Wege, wie bei der kulturellen Evolution die Replikanten ihre Replikatoren weiter geben, unterschiedlich.
Die Replikatoren der kulturellen Evolution werden Meme genannt. Ein Mem ist, vereinfacht gesagt, eine Bewusstseinseinheit, quasi ein Gedanke. Das kann z. B. eine Idee sein, aber auch ein Lied, ein Gedicht, eine Erfindung, eine religiöse Vorstellung, ein Fest, eine Staatstheorie, ... kurzum alles, was sich an Kultur hervorbringen lässt.
Meme können genau wie Gene verändert werden, sie können gewissermaßen mutieren. Deutlich wird das z. B. bei der Evolution von Sprachen. Im Lauf der Zeit kann sich die Schreibweise eines Wortes verändern. Während man beispielsweise heute "Tier" schreibt, schrieb man das gleiche Wort noch am Ende des 19. Jahrhunderts "Thier". Analog zur Gesamtheit aller Allele einer Population kann man die Gesamtheit aller Meme in einer Gesellschaft als ihren Mempool bezeichnen. Dem Mempool werden immer wieder neue Meme hinzugefügt, so wie beispielsweise unser Wortschatz wächst. Begriffe wie "Smartphone" sind noch relativ neu. Noch Anfang der 2000er Jahre gab es diesen Begriff gar nicht.
Meme unterliegen auch einer gewissen Selektion. Konkret heißt das, dass manche Meme sich sehr stark verbreiten können, während andere Meme wiederum aussterben können. Auch hier ist die Sprache ein gutes Beispiel dafür. War früher etwa der Begriff "Oheim" für einen Onkel weit verbreitet, benutzt dieses Wort heute kaum mehr jemand - es ist veraltet. Oder wer wüsste heute noch, was ein "Ameisler" war?
Der größte Unterschied zwischen biologischer und kultureller Evolution besteht, wie schon erwähnt, in der Art und Weise wie die Replikatoren übertragen werden. Biologische Evolution kann ihre Replikatoren, die Gene, nur in direkter Linie von Generation zu Generation über den Weg der Vererbung und nur in eine Richtung (von der Elterngeneration auf die Nachkommensgeneration) vererben. Meme können ganz anders übertragen werden, nämlich durch Lernen und Lehren, durch Sprache, Bilder, Texte. Das erlaubt es Memen, sich rasend schnell ausbreiten zu können. Meme können sich daher auch horizontal (also innerhalb einer Generation) und in verschiedene Richtungen ausbreiten (z. B. von der Nachkommen- auf die Elterngeneration). Goethes Meme etwa breiten sich noch heute in der heutigen Schülergeneration aus, dabei ist Goethe schon lange tot. Gegenüber der biologischen Evolution ist diese Form des Ausbreitungswegs ein riesengroßer Vorteil. Kulturelle Evolution kann sich dadurch extrem schnell anpassen und verläuft daher in der Regel viel, viel schneller. Während es Jahrmillionen brauchte, bis aus vierfüßigen Primaten zweibeinige Menschen wurden, dauerte es von der Erfindung des Rads bis zum ersten Auto nur wenige Jahrtausende. Zwischen ersten Rechenmaschinen und dem ersten Computer liegen einige Jahrhunderte. Inzwischen verdoppeln Computer ihre Rechenleistung innerhalb weniger Jahre.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Biologisch ist die Weiterentwicklung des Körpers und Kulturell sind Gebräuche und wie die Gesellschaft sich verhält, Religion und sowas.

die kulturelle ist menschengemacht

die biologische ist naturgemacht