Was haltet ihr von Anarchismus und wieso?

Es gibt viele verschiedene Vorstellungen von Anarchie und keine davon kenne ich real. Im Kleinen mag einiges davon gut laufen können, im Großen bis auf Weiteres für mich unvorstellbar. Bei zu großen Gruppen für Menschen vermutlich nicht möglich. Mehr als eine Holokratie kann ich mir für große Gesellschaften sowie für den Umgang mit anderen Gesellschaften nicht vorstellen. Dafür sind wir Menschen nicht reif.

Da ist totaler Blödsinn, die Leute die danach schreien würden als erstes drunter leiden. Ich bin ja echt kein Spießer, aber das würde vielen falschen Leuten die Tür für fürchterliches öffnen.

Nun, Anarchie bedeutet nicht Anomie.

Viele Diskussionen und Gespräche haben genau das ergeben.

Es bedeutet nicht dass wir alle Armageddon artig wie bei Mad Max leben sollen.

Viel mehr ist es eine Vorstellung. Eine vollkommen utopische Vorstellung.

Es gibt viele Leute da draußen, die nach Anarchie schreien. Mit einigen bin ich sehr eng befreundet. Aber konkrete Pläne wie das funktionieren soll, die sind immer sehr lückenhaft und widersprüchlich.

Stell dir mal vor, du schaffst eine Welt in der es keine Gesetze braucht. Keine Grenzen, kein Geld, keine Polizei, kein Krieg, nicht mal wirkliches Eigentum, da ohnehin jeder mit jedem teilt. Am besten nicht mal Nationen. Kein Mensch ist illegal.

Du glaubst das geht nicht? Da hast du wohl recht. Also schaffst du dir eine kleine Kommune, mit nicht so vielen Leuten, die entsprechend zusammenhalten. Trotzdem lebt diese aber irgendwie dann doch in deinem Land und muss dann irgendwie auch gesetzeshalber Steuer und Miete zahlen. Und irgendwie zu Geld kommen. Es will ja keiner verhungern oder erfrieren.

Im Grunde hast du dir eine gewissermaßen anarchistische WG geschaffen, die eben nicht alles umsetzen kann was du dir vorgestellt hast.

Und was passiert hier eigentlich wenn jemand aus der Reihe tanzt und Sachen tut, die er nicht soll? Wirfst du ihn dann raus? Dann hast du in diesem Falle aber das Heft in die Hand genommen, Regeln aufgestellt und über jemanden entschieden. Wie eine Regierende. Derjenige wird dir vorwerfen, dass du ihm gerade seiner Freiheit beraubst. Du Faschist. Was fällt dir eigentlich ein? Nieder mit dir!

Wie also gestalten wir das alles, so dass alle glücklich werden?

Wer genervt von unserer Polizei Präsenz ist, der könnte natürlich nach Somalia ziehen. Ein beliebtes Beispiel.

Aber das kann es ja nicht sein, denn wenn du gesetzlos in Somalia lebst und deine Rechte mit ner AK im Arm verteidigen musst, dann entspricht das doch gar nicht der Vorstellung von Anarchie. Es ist ja nicht Sinn der Sache dass man in einer anarchischen Welt vom Stärkeren erschossen wird. Oder?

Tja, das Problem ist eben, dass das diesen Mitbürger, der von deiner Idee nicht überzeugt ist, nicht wirklich interessieren wird. Aber was solls, die Polizei die dich dann beschützt hätte, ist dann ja schließlich weg. Bravo.

Also gründest du vielleicht deine eigene Bürgerwehr, um dich vor solchen Leuten zu schützen und friedlich leben zu können? Auch gut!

Aber dann haben wir einen Bürgerkrieg. Wie in Somalia. Oh. Oder Mad Max. Verdammt! Da sind wir wieder.

Von mir aus könnt ihr mir jetzt alle erzählen wie falsch ich liege. Ich mache mir nur meine Gedanken. Und ich lerne auch gerne dazu.

Aber aus meiner Sicht gibt es keine anarchische Vorstellung, die auf staatlicher Ebene funktioniert. Vielleicht wenn du als Eingeborener in einem Stamm lebst. Aber auch dort herrschen herrschaftliche Strukturen. Ganz ohne geht es nun mal nicht.

Eigentlich toll, aber wir bräuchten einen guten Staat dafür, der für die nötige Stabilität und Ordnung sorgt. Dann wäre das sicher ein gutes Ziel.

Anarchie braucht verantwortungsvolle Bürger.