Was haltet ihr von Abtreibung, Mord oder nicht?

14 Antworten

Hallo,

Wenn eine Frau ein Kind abtreibt, tötet sie. Aber was, wenn sie ihr Kind aus Mitgefühl abgetrieben hat?

Der Buddha erzählte einst eine Geschichte, die der Legende zufolge von seinem früheren Leben als Kapitän eines großen Schiffes handelt.
Eines Nachts fand er heraus, dass ein Mann an Bord war, der alle anderen 500 Passagiere umbringen wollte. Hätten die anderen Passagiere das herausgefunden, wäre eine Massenpanik ausgebrochen. Sie hätten sich gegenseitig umgebracht und hätten später darunter gelitten.
Also entschied er sich dazu, den Mann zu töten, ohne dass jemand davon etwas merken würde.
Er tötete aus Mitgefühl - er wollte anderen Passagieren Leid ersparen. Deswegen litt er nicht, obwohl er getötet hatte.

War das Mord?


carn112004  27.09.2016, 01:07

Entscheidend ist hier nicht das Mitgefühl, sondern Schuld, Pflicht und Verhinderung der Folgen einer Straftat.

Der die Morde planende ist an der Situation erstmal selbst schuld; hätte er keine Morde geplant, wäre auch nichts passiert.

Da er aber Morde plant, führt er schuldhaft eine gefährliche Situation herbei, die scheinbar nur dadurch abgewendet werden kann, dass der Kapitän ihn tötet: der Kapitän hingegen hat ja die Pflicht, Schaden von seinen Passagieren abzuwenden. Wenn er keine andere Möglichkeit hatte, seine anderen Passagiere zu schützen, als den zu töten, der die Gefahr schuldhaft verursacht hat, dann handelt es sich um entschuldigen Notstand bzw. bereits um Notwehr (wenn die Tat unmittelbar bevorstand).

Mitgefühl ist dabei wurscht, der Kapitän kann auch ganz kalt berechnend sagen, dass der demnächst-Mörder und die 500 anderen jeweils für eine sichere Überfahrt gezahlt haben, jeweils konkludent eingewilligt haben, keinen Unfug an Bord anzustellen, der demnächst-Mörder offensichtlich gegen seinen Beförderungsvertrag verstoßen hat und er somit als unerwünschtes Nichtpassagier gilt, mit dem der Kapitän so verfährt, wie es den Interessen seiner 500 echten Passagieren dienlich ist, damit er auch in Zukunft noch viele zahlungskräftige Passagiere hat, das ändert nichts; solange das Töten das mildeste Mittel war, ist es wurscht, was der Kapitän dabei empfindet.

2
carn112004  27.09.2016, 07:56
@CountDracula

Die emotionalen Befindlichkeiten des Tötenden sind meiner Ansicht aber relativ nebensächlich.

Das Problem ist doch nicht, dass sich das Töten für den ausführenden schlecht anfühlt bzw. ein schlechtes Gewissen macht, und das Problem ist auch nicht vermieden/gelöst, wenn es sich für den ausführenden gut anfühlt bzw. er kein schlechtes Gewissen hat, sondern das Problem ist, dass ein Mensch getötet wurde und da sollte eine einigermaßen brauchbare Entschuldigung/Rechtfertigung existieren.

0
CountDracula  28.09.2016, 00:01
@carn112004

Es geht doch nicht um das Gewissen... der Kapitän hat getötet, weil er nicht wollte, dass andere leiden.

0

Zum Glück gibt es bei der Sache zwei Seiten: Die rechtliche und die moralische.

Du sagst, dass jede Frau das Recht haben sollte, selber zu entscheiden. Zum Glück ist das auch so. Abtreibungen sind schließlich legal (bis zu einem bestimmten Zeitpunkt und wenn sie durch einen Arzt durchgeführt wird). Da können dann andere noch so meckern, wie sie wollen. De Facto kannst du aber selber entscheiden.

Laut der biologischen Definition beginnt Leben, sobald die Eizelle befruchtet wurde. In dem Sinne ist Abtreibung also tatsächlich Mord.

Man kann das für sich persönlich natürlich auch ein bisschen anders definieren. Zu dem Zeitpunkt der Abtreibung ist es doch nur ein kleiner Zellklumpen. Da hat sich noch überhaupt gar nichts entwickelt. Ob man das persönlich schon als "Leben" bezeichnen möchte, bleibt jedem selbst überlassen. Die Mehrheit sagt hier "ja".

Davon abgesehen stellt sich eher die Frage, ob man das Recht hat, ein Leben zu beenden. Zum Glück darf man in unserem Land durchaus "egoistisch" sein. Wir müssen kein Leben retten, wenn wir uns dadurch selbst in Gefahr bringen. Wir dürfen im Notfall jemanden zur Selbstverteidigung töten. Und wir müssen auch kein Kind auf die Welt bringen, wenn wir dem nicht gewachsen sind bzw. wir es eben nicht wollen.

Da bin ich auch froh drum. Unfälle passieren. Ein Kind ist unter Umständen nicht nur eine extreme Belastung für die Eltern. Es wird auch evtl. kein glückliches Leben haben, weil es die Eltern nicht gut versorgen können oder wollen. Es zur Adoption freizugeben kann dann auch den Eltern sehr schwer fallen. Mit einer Abtreibung kommen einige sicher besser klar.

Und ganz extrem ist es, wenn eine Frau durch eine Vergewaltigung schwanger wird. Niemand, wirklich niemand, darf verlangen, dass sie das Kind des Täters auf die Welt bringen muss.

Wer das Kind kriegen möchte (z.b. auch aus moralischen Gründen) und es ggf. zur Adoption freigeben möchte, der hat da natürlich genauso sein Recht drauf. Da würde ich auch niemals jemandem wirklich reinreden. Das ist genauso Recht zur Selbstbestimmung, wie eine Abtreibung. Und diese Selbstbestimmung halte ich für sehr, sehr wichtig.


carn112004  27.09.2016, 00:52

Das muss ich mal positiv hervorheben, ein Pro-Choicer, der die Tatsache zur Kenntnis nimmt:


"Laut der biologischen Definition beginnt Leben, sobald die Eizelle befruchtet wurde."

dass es sich von Anfang an um ein Lebewesen handelt.


Lediglich bei der Aussage, dass es rechtlich gesehen doch legal sei, ist noch ein bischen Lektüre erforderlich. Denn ebenfalls hat das Bundesverfassungsgericht erkannt, dass es sich um ein Lebewesen handelt. Da dieses Lebewesen eindeutig zur Spezies Mensch gehört und die Würde des Menschen, also eines einzelnen Lebewesens Mensch, unantastbar sein sollte, ist es im Ergebnis eben nicht im üblichen Sinne "legal":

http://www.servat.unibe.ch/dfr/bv088203.html


Bezüglich dem:


"Wir müssen kein Leben retten, wenn wir uns dadurch selbst in Gefahr bringen."

gilt zu bedenken, dass sich das ggf. durch die Umstände ändern kann; insbesondere durch den Umstand, wenn der in Frage kommende Helfer selbst für den gefährlichen Zustand verantwortlich ist. Z.b. hat der durchschnittliche Passagier eines untergehenden Schiffs keine besondere Pflicht möglichst noch einen mit zum Ufer zu schleppen. Der Kapitän, der den Untergang aber durch besoffen Pornos schauen statt auf das Schiff achten zumindest begünstigt hat, der hat beim Schwimmen ans Ufer jeden mitzuschleppen, den er irgendwie mitschleppen kann; und dann hat er wieder ins Wasser zu hüpfen und rauszuschwimmen, um weitere aufzulesen; einzig echt legitime Ausreden sind, wenn es keinen mehr zu retten gibt oder wenn er vor Erschöpfung das Bewusstsein verliert; ansonsten hat er weiterzumachen.


Ein gewisse Pflicht bis zu einer gewissen Aufopferung zu helfen ist solchen, die zumindest fahrlässig eine bestimmte kritische Situation billigend in Kauf nehmen und/oder die gegenüber den in Gefahr befindlichen besonders verpflichtet sind, somit zumutbar.


2
Chichibi  27.09.2016, 03:15
@carn112004

Ich geb dir absolut Recht. Nur wollte ich keinen Roman schreiben und habe mich deswegen gelegentlich (wohl wissend) ungenau ausgedrückt.

2

Gedankenspiel: wer sich gegen die Abtreibung eines gesunden Kindes entscheidet und es nach der Geburt zur Adoption freigibt, kriegt 10.000 Flocken für die ganze Mühe. 

Da würden sich etliche mit Sicherheit fürs Geld entscheiden. Und Paare, die ewig auf ein Kind zum adoptieren warten, wären froh. 

Für mich ist Abtreibung Mord. Ausser nach einer Vergewaltigung oder bei einem behinderten Kind kann ich das nicht im Geringsten nachvollziehen. 

Wer sicher kein Kind will soll sich sterilisieren lassen. Und wenn es ein Verhütungsunfall war steht man dazu und zieht die Schwangerschaft durch. Für eine schmerzfreie Geburt gibt's die PDA. Die eigene Bequemlichkeit sollte nicht der Grund sein ein anderes Leben zu beenden. 

Es ist Mord.

Aber die Frage ist, ob es gerechtfertigt ist, ihn zu begehen.

Das Kind kann für die Fehler der Eltern nichts. Es ist komplett unschuldig.

Aber ich gebe dir Recht, dass jede Frau das Recht über ihren Körper hat. Ich mag unsere Gesetzeslage, dass jeder es bis zu 12 Woche "einfach so" abtreiben kann.

Aber nicht mehr später, nur in Ausnahmefällen.

Ich heiße eine Abtreibung eigentlich nur in 2 Fällen gut:

1. Das Kind entstand bei einer Vergewaltigung

2. Das Kind ist nachweislich behindert und hätte vermutlich kein lebenswertes Leben (aber auch da ist es Abwägungssache).

Alles andere finde ich eigentlich nicht in Ordnung. Man muss ja das Kind nicht großziehen, sondern kann es zur Adoption frei geben.

Und für seine Fehler soll man ja schließlich auch irgendwo "geradestehen" und es nicht an anderen (dem Baby) auslassen.

Dennoch würde ich nie eine Frau verurteilen, denn jede sieht es anders. Jede Frau hat ihren eigenen, persönlichen Blickwinkel beruhend auf ihrer aktuellen Lebenslage und Vorgeschichte.


DontAskWhy1188 
Fragesteller
 26.09.2016, 21:51

Wenn aber die Pille versagt und man das erst zu spät merkt? Bis zur 12 Woche ist es auch noch kein Kind. Und es ist genauso blöd eine Frau mit solch einem Gesetz quasi zu zwingen eines austragen zu müssen und dann eine Adoption macht es nicht besser, weder für das Kind noch für andere. Jeder adoptierte den ich kenne wünscht sich lieber nie geboren worden zu sein als ungewollt auf der Welt bei falschen Eltern.. 

0
Rendric  26.09.2016, 21:57
@DontAskWhy1188

Irgendwann gilt einfach "Pech gehabt".

Die Pille ist recht sicher. Wer wirklich sicher gehen will, sollte sowieso zusätzlich ein Kondom benutzen.

Wer genau weiß, dass er keine Kinder will, kann sich sterilisieren lassen.

Und gewöhnlich bemerkt man seine Schwangerschaft innerhalb von 3 Monaten.

Falls doch nicht, wie gesagt Pech. Denn ein fast lebensfähiges Kind sollte nicht mehr abgetrieben werden. Das empfinde ich als barbarisch.

Zu mal die Risiken auf Schäden für die werdende Mutter auch umso größer sind, je länger sich das Kind schon eingenistet hat.

Wer seine Schwangerschaft so spät entdeckt, hat doch dann einen Großteil der Zeit bereits um.

0
Rendric  26.09.2016, 22:03
@DontAskWhy1188

hat geringere Komplikationen und sie betreffen nur eine Person.

Man sollte es nur nicht rückgängig machen wollen.

0
carn112004  27.09.2016, 01:12
@DontAskWhy1188

"Jeder adoptierte den ich kenne wünscht sich lieber nie geboren worden zu sein als ungewollt auf der Welt bei falschen Eltern.. "

Wieviele adoptierte kennst du?

Meines Wissens ist eine solche Ansicht nämlich nicht standard.

0
MarcoAH  27.09.2016, 11:54

Ich gebe dir Recht, Rendric. Ein Kind abzutreiben ist Mord. Wenn es eine schwere Behinderung bei der Geburt hätte, wäre eine Abtreibung eine Ausnahme. Bei einer Vergewaltigung, wenn da ein Kind entsteht, ich muss dir ehrlich sagen, da habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Aber sonst ist Abtreibung Mord.

0
DakotaMelania  17.12.2018, 01:11

Abtreibung ist immer Mord, Leute. Egal, ob schwerstbehindert etc. Abtreibung ist niemals die Lösung oder Ausnahme, sie ist das Ende.

Denn gerade bei einem behinderten Kind ist es die eigene Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es lebt, wenn auch nur für 1 Minute. Ich weiß auch, warum Frauen da abtreiben: weil sie Angst haben, nach der Geburt womöglich doch das Kind zu lieben und behalten zu wollen. Diese Frauen fürchten sich genau vor dieser Liebe, die absolut unkontrollierbar ist. Also umgehen sie das und treiben ab.

Damit tun Sie sich keinen Gefallen. Selbst das behindertste Kind möchte leben. Denn es ist gewöhnt an seine Behinderung. Also versucht es, die Welt mit seiner eigenen Art zu sehen, auch wenn es viel Hilfe braucht. Wir würden sagen, das Kind kann doch so unmöglich leben wollen...und ich denke gerade an die Kinder, die noch mit 14 sabbern und Betreuung brauchen. Aber wer hat das behauptet? Können wir deren Gedanken lesen? Geben wir den Kindern doch eine Chance! Warum müssen wir so egoistisch sein? Warum sind wir eig so beknackt?

0
Rendric  17.12.2018, 11:26
@DakotaMelania

Eine Behinderung ist das eine. Aber meistens geht sie einher mit zahlreichen Operationen. Beispielsweise Down-Syndrom. Die meisten denken hierbei erstmal nur an die empathischen, liebenswerten Menschen mit eigenwilligem Aussehen. Dabei übersieht man leicht, dass gerade diese Menschen oftmals mit einem schweren Herzfehler zur Welt kommen. Sicher, heute alles behandelbar. Aber in meinen Augen ist es nicht menschenwürdig, einen Menschen in die Welt zu setzen, mit dem Wissen, welcher Weg diesem noch bevorstehen wird. Diese Kinder sind auf zahlreiche Operationen angewiesen, bis sie erstmal lebensfähig sind. Ist das schön? hat das irgendwas mit Lebensqualität zu tun?

Leider ein Risiko, dass man vorher kaum abschätzen kann. Deswegen entscheiden auch so viele Eltern so unterschiedlich und das ist auch gut so. Mit Egoismus hat das aber kaum etwas zu tun. Man erspart den Kindern ein Leben, dass man selber nie hätte führen mögen. Und ja natürlich geht man immer von seiner eigenen Sichtweise und dem eigenen Empfinden aus.

0

Ja so schlimm ist die Schwangerschaft auch nicht, ich finde es soll ein Gesetz geben gegen die Abtreibung, meiner Meinung nach ist es Mord auch als nicht Veganer. 


DontAskWhy1188 
Fragesteller
 26.09.2016, 21:49

Natürlich ist eine Schwangerschaft schlimm und kann für manche Frauen auch gefährlich werden. Mir reichen meine Regelschmerzen schon, ich möchte nie Schwanger werden!

0
Mich32ny  26.09.2016, 22:16
@DontAskWhy1188

Dann werde nicht  schwanger.  Irgendwann  siehst du  es wahrscheinlich  eh anders.  Und so schlimm  ist  eine Schwangerschaft nicht.

0