Warum wollen junge Menschen oft nicht wie ihre Eltern arbeiten?

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Das Problem ist das die meisten nur Arbeiten wenn der Lohn mindestens 2500€ Netto beträgt, die Arbeitszeit nur 4 Tage hat möglichst nur 5-6 Std beträgt, man sich nicht die Hände schmutzig macht, nichts schweres tragen muss und der Urlaub mindestens 6 Wochen ist. Schließlich muss man sich ein Auto kaufen mit mindestens 200PS und das muss ja auch unterhalten werden.

Es ist schade, leider nehmen sie dann lieber das Bürgergeld in Anspruch.

Lottl07  19.04.2024, 15:57

Freut mich wenn ich helfen konnte und Danke fürs Sternchen.

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Viele Jugendliche nehmen ihre Eltern nicht als Vorbild wahr, sondern eher als erschreckendes Beispiel, wie es NICHT laufen soll. Man sucht sich eher den Sportler, den Popstar oder auch den coolen studierenden älteren Cousin oder sonst jemanden als Vorbild, vielleicht den sympathischen Lehrer - meine Vorbilder waren mein Onkel, mein älterer Cousin, mein Opa und ein wenig auch ein bestimmter Schauspieler sowie Dieter Bohlen, den ich einfach super fand als Jugendlicher, weil er für damalige Verhältnisse gute Musik machte, modisch angezogen war, cool rüber kam und ich mich von seinen Blue-System-Texten verstanden fühlte.

Ich wuchs allerdings bei meinem Opa auf und heute bin ich ziemlich genau so, wie mein Onkel in meinem Alter gewesen ist ... und wir gehen beide menschlich und optisch total nach dem Opa. Ein bisschen was von dem (Krimi-)Schauspieler ist auch hängen geblieben. Ich habe heute das Gefühl, ich bin mir ziemlich gnadenlos treu geblieben.

Andererseits sind die Eltern vieler etwa Gleichaltriger mir als unangenehm in Erinnerung: Das waren spießige, unsympathische Etepetete-Typen, die eine unangenehme Haltung zur kath. Kirche und zur Politik hatten, wo die Arbeit und der Chef und das gute Ansehen nach außen das Wichtigste waren, die sich regelrecht kaputt ackerten und heute, wenn sie noch leben, teilweise echt auch total krank und schwach wirken/sind; die Mutter meiner ersten Freundin habe ich vor einiger Zeit und war echt erschrocken - aber andererseits sind viele aus meiner alten Klasse, wie ich letztes Jahr beim Klassentreffen feststellte, genauso biederlich und ältlich geworden wie ihre Eltern damals waren mit etwa den selben Ansichten. Oft machen es die Jungen unbewusst den Alten nach, es sei denn, sie rebellieren komplett oder haben an sich gute Vorbilder, denen sie unbesorgt nacheifern können und die einen super Einfluss haben.

Und viele Jugendliche wissen eben auch, dass es mehr gibt, als sich in der Fabrik krumm und bucklig zu schaffen, abends im Lehnstuhl Bier um Bier zu trinken, bei Trash-TV-Politikgedöns à la "Hart aber fair" auszuflippen und dann bald ins Bett zu gehen, leidenschaftslos neben einer Partnerin, die man vor 20 Jahren vielleicht mal geliebt oder begehrt hat und die sich inzwischen auch aufgegeben hat und als eine von tausend Grünen Witwen in der Vorstadt zufrieden zu sein scheint "weil es ja auch nix Besseres geben wird und man ja gesund ist, wenigstens das", und am Morgen wieder um fünf Uhr aufzustehen um für den Chef zu knechten, bis am Ende des Monats wieder nix übrig bleibt und man sich im Hamsterrad dreht, bis man mit 65 in Rente geht, krank wird oder es zehn Jahre eher schon ist und bald drauf stirbt ... und bei aller Liebe, das kann ich verstehen. Diese "Arbeitereltern" hätten es damals eventuell auch anders haben gewollt, hatten aber häufig keine andere Wahl, weil ihr Leben vorbestimmt gewesen ist und sie nicht gefragt wurden, sondern "mussten".

Aber der klassische Generationenkonflikt bringt mit sich, dass so ein "ehrbarer Arbeitsmann" von Vater es eben nicht kapiert, wenn der Filius lieber studiert oder ein anderes Leben vorzieht - ich rede nicht von Rumgammeln und Bürgergeld - sondern von Kopfarbeit, sozialen Berufen oder Beamtenlaufbahn oder Ähnliches. Genau das führt dann auch zum dauernden Krach.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Das Problem liegt am Staat und genauso an der Gesellschaft. Beide Seiten sind Schuld.