Warum sind so viele intolerant, aber erwarten von anderen Toleranz?

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Toleranz sehe ich als eine Spielregel im Umgang mit anderen Menschen. Ich muss sie auch dulden, wenn sie andere Einstellungen, Sitten, Gebräuche, Religionen haben.

Toleranz endet aber da, wo der Gegenüber intolerant ist. Menschen, die anderen Menschen intolerant begegnen haben für mich auch selbst keinen Anspruch auf Toleranz.


Marlinus 
Fragesteller
 29.11.2017, 21:47

Das kann ich Unterstreichen!

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Toleranz kann man nicht ausüben wie eine Sportart. Es ist auch eher etwas passives/empfangendes als etwas aktives/sendendes. Toleranz kommt aus dem Lateinischen "tolerare", was so viel heißt wie "aushalten, ertragen". Es bezeichnet eigentlich nur wie viel Leid und Schmerzen und Ungemach/Frustration wir tolerieren können. Toleranz ist somit nichts angenehmes aber dennoch erforderliches.

Ich persönlich leide nicht gerne. Aber dennoch bin ich sehr leidensfähig. Und ich bin sogar ein Aas, das andere auch gerne mal leiden sieht, denn schließlich sollen sich doch alle daran beteiligen die Suppe schön brav auszulöffeln.

Mir tut auch niemand den Gefallen und bringt den Müll für mich raus, putzt die Wohnung, und füllt den Kühlschrank noch frisch auf. Jeder soll sein Leben leben müssen. Ob ihm sein Leben nun gefällt oder nicht, das kann ich nicht für einen anderen entscheiden. Aber ich kann natürlich sehr gut andere schikanieren und ihnen das Leben unnötig schwer machen oder sogar andere quälen. Und das von niveaulos bis hin zu sehr sophisticated. Ich kann plump beleidigen. Ich kann jemand aber auch einfach nur die unbequemen Wahrheiten sagen, ohne direkt und plump zu beleidigen. Wenn er/sie/es empfindlich ist, dann wird er/sie/es trotzdem gekränkt sein. Selbsterkenntnis ist oft sehr schmerzhaft. Aber durch jammern wird es auch nicht besser. Also ist es besser, wenn man gelernt hat mit dem Leid umzugehen.

Naja! Wichtig ist, dass man sich darüber im Klaren sein muss, wenn man tolerant ist, ob man das Verhalten des Gegenüber wirklich dulden kann und darf. Vor allem kommt es auch auf die Verhältnismäßigkeit an, inwiefern ich meine Intoleranz zum Ausdruck bringe oder Toleranz übe, wo sie nicht angebracht ist und wäre. Beispiele gäbe es wahrscheinlich tausende.

Ein Fehler wäre es aber auf jeden Fall aus jeder Mücke einen Elefanten zu machen und man darf auch mal Tolerant sein ohne gleich die Welt aus den Angeln zu heben. Ebenso verhält sich das mit der Intoleranz.

Man sollte auch darauf aufpassen, dass Toleranz nicht zu Ignoranz führt. Aber auch Intoleranz kann zu Ignoranz führen.

Jetzt qualmt mir der Kopf genug weil das ein ausgesprochen komplexes Thema ist und keiner Grundsätzlichkeit folgt.

Weder Toleranz noch Intoleranz sollte ein Grundsatz im Leben sein. Besser ist es abzuwägen und dann zu entscheiden, ob man etwas dulden und ertragen kann und ob es auch für die Gesellschaft tragbar ist.

l.g.

ThomasausESW

Toleranz hat Grenzen. Objektive und Subjektive.

Generelle Toleranz kann es nicht geben, weil man dann auch generell gegenüber Intoleranz tolerant sein müsste.

Ich persönlich unterscheide zwischen verschiedenen Einflussnahmen auf bestimmte Personengruppen.

- Ich selber

- Einer Gruppe, der ich angehöre und für die  ich mich verantwortlich fühle

- Alle anderen

An mir toleriere ich mehr als ich an Personen innerhalb einer Gruppe toleriere, wenn deren Verhalten mich beeinflusst. Aber ich toleriere möglicherweise mehr in dieser Gruppe, als ich an Personen außerhalb der Gruppe toleriere.

Zudem hängt es natürlich davon ab, wen es etwas angeht.

Ich toleriere Homosexualität, weil mich die Sexualpräferenz andere nichts angeht und andere es auch nichts angeht, ob ich hetero bin oder nicht.

Ich toleriere zum Beispiel keine Aggressionen gegenüber der Gruppe der ich angehöre durch andere, aber auch nicht Aggresionen der Mitglieder untereinander. In dem einen Fall sehe ich den Angriff auf die Gruppe als Angriff auf mich in dem anderen Fall kommen meine Wertvorstellungen für ein friedliches Zusammenleben zum Tragen.


Klugshaizer  16.03.2022, 04:44

Das hört sich gesund und firm an. Ich bin nicht so firm, weil ich keine Zugehörigkeit habe oder spüre, mich fehl am Platz, überflüssig und unverstanden fühle. Dabei habe ich (bedauerlicherweise) mal in der Schule die Erkenntnis bekommen, dass die Schule und die Systeme, in die ich integriert wurde (oder werden sollte) mich oft einseitig beeinflussen sollen oder wollen. Dabei sogar oft aus mehreren Richtungen/Strömungen, welche oft nicht zusammenpassen und sich gegenseitig widersprechen, jedoch oft in der Absicht in Erscheinung treten allein gültig sein zu wollen. Kurz gesagt: Viele miteinander unvereinbare Wahrheiten, die sich sogar teilweise diametral widersprechen. Folglich bin ich selbst auf die Suche nach der einen einzig wahren Wahrheit gegangen, die das Rätsel um alles löst. Und? Hab ich was nützliches gefunden? Nein, ich bin wahnsinnig geworden und in der Psychiatrie gelandet. Also bleib bitte so, wie du bist. Bleib gesund! Und lass dir nicht die Scheuklappen wegnehmen. Es ist besser immer an etwas konkretes zu glauben wie sich auf die Suche nach (nur vermeintlich) sinnvollen Antworten auf absurde Fragen zu machen.

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Seit dem der Begriff "Toleranz" für jeden Blödsinn missbraucht wird, bin ich auf die Seite der Intoleranten gewechselt.


Marlinus 
Fragesteller
 29.11.2017, 21:23

Das ist zumindest Konsequent.

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