Warum gilt die CDU immer noch als konservativ?

9 Antworten

Die politischen Gegner der Union versuchen natürlich die von der Union besetzten "fortschrittlichen" Punkte Deiner Liste als ihre eigene Philosophie darzustellen und sprechen der Union Sachkompetenz ab.

Daß die Union verstaubt und im Konservativismus erstarrt sei, ist eine gebetsmühlenartig wiederholte Wahlkampfaussage der politischen Gegner. Mit politischen Aussagen, auch wenn sie wie die meisten frei erfunden sind, sit es bekanntlich so, daß die permanente Wiederholung irgendwann als Tatsache akzeptiert wird.

tevau  16.08.2022, 11:39

Nenne doch Ross und Reiter: Die AfD diskreditiert die CDU, um sich selbst als deren legitime Nachfolge hinzustellen und sich ein demokratisches, sauberes Image zu verschaffen.

Aber anders als die AfD war die CDU nie rechtsradikal und verfassungsfeindlich.

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Philippus1990 
Fragesteller
 16.08.2022, 12:01
Die politischen Gegner der Union versuchen natürlich die von der Union besetzten "fortschrittlichen" Punkte Deiner Liste als ihre eigene Philosophie darzustellen

Was ja auch der Fall ist. Die CDU hat einfach linke Positionen übernommen.

Daß die Union verstaubt und im Konservativismus erstarrt sei, ist eine gebetsmühlenartig wiederholte Wahlkampfaussage der politischen Gegner.

Dann behauptet die Union von sich also gar nicht einmal mehr, konservativ zu sein? Gut zu wissen.

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Du verwechselst "konservativ" mit "reaktionär".

Das Konservative = Bewahrende bezieht sich auf grundlegende bürgerlich-ethische Werte, und natürlich wird unter deren Beibehaltung die eine oder andere gesellschaftliche Regel fortentwickelt.

Oder verlangst Du von einer konservativen Partei auch, dass Sie noch Sklavenhandel und Leibeigenschaft erlaubt?

Vielleicht verstehst Du es ja jetzt.

Philippus1990 
Fragesteller
 16.08.2022, 12:04

Da hast Du schon Recht. Eigentlich muss man heute reaktionär sein. Denn die aktuellen zustände konservieren wollen kann man als Rechter schlecht wollen. Das Problem ist, dass die CDU als vermeintliche Repräsentanz eben nicht konservativ war und Positionen aufgegeben hat, anstatt diese zu konservieren. Deshalb muss man als Rechter heute reaktionär sein.

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tevau  16.08.2022, 12:08
@Philippus1990
Deshalb muss man als Rechter heute reaktionär sein.

Ja, als kleingeistiger Mann mit schweren Komplexen und Kastrationsängsten.

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Dahika  16.08.2022, 14:24
@Philippus1990

Deshalb muss man als Rechter heute reaktionär sein.

und untergehen. (Im wahrsten Sinne des Wortes übrigens...)

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tevau  16.08.2022, 14:35
@Philippus1990
Warum wirst Du jetzt persönlich?

Wieso persönlich? Auf welche konkrete Person denn?

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schau mal und versuche es zu verstehen.

Die Welt verändert sich. Konservative Haltungen, die zu einer WElt passen, die es nicht mehr gibt, oder bald nicht mehr geben wird, sind alles andere als hilfreich.

Was du dir ersehnst, ist die Zeit von vor 60 und mehr Jahren. ABer die Welt hat sich weitergedreht und sie dreht sich weiter. Konservative Lebewesen, die sich nicht anpassen wollen und keine Antworten auf neue Anforderungen finden, sterben aus. Die Saurier können ein Lied davon singen.

Und deine geliebte AfD ist so eine Partei, die die Welt von übermorgen mit Antworten von vorgestern regieren will. Ich wäre auch gerne konservativ, weil es so schön bequem ist. Man weiß, was man hat und es soll sich bitte nichts ändern. Aber es geht nicht. Das passt mir auch nicht, ich hasse auch VEränderungen, aber es geht nicht anders.

Ändere dich mit der WElt oder du gehst unter. Der Neandertaler war sicher auch sehr konservativ und lebte fröhlich als Mammutjäger in seiner Höhle. Und dann kam der Cromagnon. Und der konservative Neandertaler konnte dem nicht mehr folgen. Aus.

  • Ende des dreigliedrigen Schulsystems

-> bedeutet konservativ sein, dass man an ein System festhält, selbst wenn man weiß dass es nicht mehr funktionieren kann? Das dreigliedrige Schulsystem ist in unserer Zeit ungeeignet, selbst konservative Bildungswissenschaftler und Bildungswissenschaftlerinnen sehen eine Reform als notwendig.

  • Einführung des Mindestlohns

-> Inwiefern ist das nicht konservativ? Heißt konservativ sein für Armut zu sein?

  • Ausstieg aus der Kernkraft

-> wichtiger ist doch die Frage: Hinwendung zu ...? Darin würde ich eher die Chance sehen, zu bewerten ob es sich um konservative Politik handelt.

  • Einführung einer Frauenquote

-> sicherlich eine Streitfrage, muss in meinen Augen aber auch nicht anti-konservativ sein. Das hängt von der persönlichen Definition von "konservativ" ab. Heißt konservativ für dich am Patriarchat und der Unterdrückung von Frauen festzuhalten? Dann wäre konservative Politik mit GG und Demokratie unvereinbar. Ob die Frauenquote ein geeignetes Mittel ist ist allerdings eine andere Frage...

  • Ende der Wehrpflicht
  • Ermöglichung der Homo-Ehe

-> Gleiches Thema wie bei Frauenquote. Wenn man demokratisch legitim konservativ sein will, führt daran kaum ein Weg vorbei.

  • Zulassen der Massenmigration 2015 und danach

-> Auch hier deute ich konservativ anders als du. Muss konservativ bedeuten absolut gegen jegliche Migration zu sein? Oder geht es viel mehr darum, wie man die Migrationspolitik genau gestaltet?

  • Akzeptanz von Abtreibungen
  • Befürwortung des Doppelpasses
  • Verwenden von feministischer Sprache ("Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter")
  • Anbeten der Klimareligion

-> Es gibt keine "Klimareligion", es ist schlicht wissenschaftlich seit beinahe 40 Jahren bewiesen, dass wir unseren Lebensraum systematisch zerstören. Wenn konservativ heißt sich selbst langfristig umzubringen, dann ist konservative Politik scheinbar das Dümmste was es überhaupt gibt...

  • Befürwortung von Multikulti und möglichst viel "Diversität"

-> Was demokratieförderlich ist.

Ich bin nicht mehr auf jeden Punkt eingegangen, habe ein paar ausgewählt, um eines klar festhalten zu können. Ein kurzer Exkurs in die Geschichte: mit dem Aufkommen der ersten Demokratie in Deutschland - die Weimarer Republik - befand sich das rechtskonservative Lager in einer Krise. Demokratie war so ziemlich das Gegenteil von dem, wofür das rechtskonservative Lager stand. Eines haben sie aber damals begriffen und absolut richtig gemacht: sie haben die Welt akzeptiert, sie haben sich nicht gegen Fakten und die Welt selbst gestemmt aus einer sinnlosen Nostalgie heraus, stattdessen haben sie sich gefragt "wie kann nationalkonservative Politik in einer Demokratie aussehen?" und haben sich entsprechend reformiert. Sie haben sich nicht gegenüber der Welt verschlossen, sondern haben die Welt als solche akzeptiert und sich daran ausgerichtet.
Die CDU geht heute den gleichen Weg, sie verschließt sich nicht davor, dass sie Welt sich wandelt, sondern fragt sich, wie sie in einer sich verändernden Welt für konservative Politik einstehen kann. Und genau hierin ist die große Gefahr: für viele konservativ eingestellten Menschen in Deutschland bedeutet konservativ sein sich der Realität zu verschließen. An ein mittelalterliches Rollenbild festzuhalten, eine homogene Gesellschaft zu fordern. Viele der Konservativen Deutschlands heute haben ein Weltverständnis in dem selbst die Nationalkonservativen der Weimarer Republik als progressive Linke gegolten hätten. Und das ist höchst problematisch, da solch ein Weltbild gegen die Demokratie selbst steht. Es ist Fakt, dass eine Demokratie durch Vielfalt lebendig bleibt, es ist Fakt, dass der Klimawandel das größte Problem ist vor dem die Menschheit steht, es ist Fakt, dass sich die Staaten dieser Erde der Einhaltung von Menschenrechten verschrieben hat. Wenn man nicht in der Lage ist, auf Basis dieser Fakten konservative Politik zu machen, dann verschließt man sich vor der Realität und zieht Konservatismus ins Lächerliche.

Ich bin mir sicher, dass diverse Menschen, die selbst konservativ eingestellt sind, dir massiv darin widersprechen würden, dass die Dinge die du nennst nicht vereinbar seien mit einer konservativen Grundhaltung.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Teilgebiet meines Studiums
Philippus1990 
Fragesteller
 16.08.2022, 13:41

Wenn Linke Konservativen erklären wollen, was konservativ ist muss, das zwangsläufig daneben gehen.

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guitarbassman  16.08.2022, 22:45
@Philippus1990

Klar, nette Lexikon-Definition, aber im Detail absolut nichtssagend. Mit dieser Definition sind erst einmal keine Gegensätze deiner Beispiele zu Konservatismus erkennbar, es sei denn man betrachtet die Unterdrückung von Frauen und Homosexuellen als bewährt.

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Philippus1990 
Fragesteller
 17.08.2022, 08:18
@guitarbassman
Klar, nette Lexikon-Definition, aber im Detail absolut nichtssagend.

Wie alle allgemeinen Definitionen.

Mit dieser Definition sind erst einmal keine Gegensätze deiner Beispiele zu Konservatismus erkennbar, es sei denn man betrachtet die Unterdrückung von Frauen und Homosexuellen als bewährt.

Frauen davon abzuhalten ihren ungeborenen Nachwuchs zu töten ist also "Unterdrückung? Junge...

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guitarbassman  17.08.2022, 10:59
@Philippus1990

alles eine Frage der Formulierung: junge Frauen, die nicht im Leben stehen, kein festes Einkommen haben, die genau wissen sie könnten einem Kind nicht die Liebe entgegen bringen die es benötigt weil sie bereits Schwierigkeiten haben nur sich selbst zu versorgen davon abzuhalten, für sich und das ungeborene Kind die die sinnvollere Entscheidung zu treffen, das ist Unterdrückung. Vergewaltigte Frauen zu zwingen ein Kind von ihrem Vergewaltiger auszutragen, das ist Unterdrückung, wobei das hierfür noch ein viel zu schwaches Wort ist... Wobei "töten" in diesem Kontext nach medizinischen Erkenntnissen auch das völlig falsche Wort ist, da bis zu einem gewissen Entwicklungsstand weder Persönlichkeit noch Gefühle vorhanden sind, das ist schlicht ein Stück biologische Masse, wenn du das als töten bezeichnest ist selbst männliche Masturbation Massenmord.
Die Unterdrückung bezog sich aber gar nicht mal primär auf Abtreibung - auch wenn jedes Beispiel für ein politisches System, in dem Abtreibung nicht verboten ist genau zeigt, dass es immens sinnvoll ist, da Abreibungen nie leichtfertig entschieden werden. Es ging auch um Maßnahmen wie Frauenquoten. Bin selbst kein Fan von, aber es ist eine Maßnahme die auf die anhaltende systemische Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt reagiert. Was wäre in diesem Kontext dein "Bewährtes"? Dass Männer ein Monopol auf Reichtum haben? Dass Firmenvorstände zu 100% aus über 40 Jahre alten Männern besteht - nicht weil diese den Job am besten durchführen können, sondern weil Frauen erst gar keine Chance erhalten? Dass Männer ihren Ehefrauen erlauben müssen arbeiten zu gehen? Oder ist das Bewährte sogar, dass Frauen erst gar nicht arbeiten dürfen, geschweige denn zur Schule gehen und studieren?

Das Bewährte ist per se nicht definiert, daher - um zu deiner Ursprungsfrage zurückzukommen - kann man auch schwer sagen "das und das ist nicht konservativ". Wenn ich mir die CDU anschaue sehe ich eine rückwärtsgewandte Partei, die nicht nur im Gestern sondern im Vorgestern lebt, die aber wenigstens unter Angela Merkel angefangen hat, die Realität als Vorgabe zu akzeptieren, auf deren Basis man sinnvolle Politik betreiben muss. Du hast jetzt einige Beispiele herangezogen, die deiner Meinung nach nicht einem konservativen Profil entsprechen, gegen jeden der Punkte könnte man aber 10 andere finden, die für ein sehr konservatives Profil sprechen, allein schon da - wie beschrieben - für dich Bewährtes etwas anderes bedeutet als für andere. Für dich mag das dreigliedrige Schulsystem bewährt sein (auch wenn die Forschung das anders sieht), für diverse andere Menschen, die grundkonservativ eingestellt sind muss es das nicht sein.
Das große Problem sehe ich darin, dass du von der Sorte zu sein scheinst, die in der Weimarer Republik gefordert hätten, dass eine konservative Partei die Monarchie zurückbringen muss und eine Partei, die die Demokratie akzeptiert, nicht konservativ sein kann.

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Aus dem selben Grund warum für einige die Union für ultra links halten - framing und falsches Verständnis der Begriffe. Und einige halten eben den Stillstand und den Mangel an eigenen Positionen bei der Union für Stillstand. Wenn man eben jahrelang das narrativ hochhält konservativ zu sein und keine Alternative weit und breit ist und im Narrativ Parteien wie die LKR zb nicht als konservativ sondern als rechts ( im Synonym für Rechtsaußen, rechtsradikal o.ä ) gelten dann setzt sich das eben fest

Die Union mag nach links und weg vom Konservativen gerutscht sein aber eher in den beliebigen Liberalismus und nicht wirklich nach links

Die Union ist zutiefst opportunistisch und wandelt ihre Aussagen so wie der Wind steht und ein Posten abfallen kann. Scheindebatten werden über alles geführt und je nach dem wie die Aussichten sind und die Reaktionen der Konkurrenz ausfallen werden diese beigelegt oder weitergeführt.

Kaum eine Entscheidung bei der Union fällt aus Überzeugung - weder nach links noch nach rechts.

Es gibt ein paar in der Partei die vertreten diesen ,,Linkskurs" durchaus überzeugt wie zb Günther aber die allermeisten haben keinen wirklichen Standpunkt außer die Wirtschaft oder eben der CDU und CSU Ministerposten zu verschaffen.

Selbst die die als ach so konservativ charakterisiert werden sind oftmals liberalkonservative mit viel mehr Betonung auf das liberal und das Wirtschaftsliberale. Jedenfalls ziehen sie das der gesellschaftlichen Ordnung vor.

Sie beschwert sich jetzt über die Ampel würde aber genau das ebenfalls umsetzen wenn sie statt der FDP in der Regierung wäre und hat die Grundsteine dafür selbst gelegt. Aber als Opposition muss man sich ja profilieren und neue Wähler ergründen.

Sie grenzt sich jetzt von den ,, rechtsradikalen bis extremen " wie der LKR oder Zentrumspartei ab würde aber dennoch sofort mit ihnen koalieren wenn sie die Möglichkeit auf eine Regierung und stabile Mehrheit hätte

Letztlich kann die Union den Begriff konservativ eben ohne Konkurrenz benutzen.

Denn LKR , DSU und DK oder die Blauen kennt kaum jemand und deren Netzwerke sind nicht besonders breit

Das Zentrum ist nicht mehr gut genug aufgestellt und zu klein und hat die Wende zur Metapolitik verpasst.

Die Reps sind kontaminiert da sie in den 80 igern und 90 igern von rechtsextremen gekapert wurden. Mittlerweile sind die raus - in welche Partei die wohl gegangen sind - aber die Partei wird bei den meisten damit immer noch in Verbindung gebracht

Und die AfD wurde von Beginn an verunglimpft und hat sich spätestens ab 2019 jede Mühe gegeben alle Klischees , Anschuldigungen etc irgendwie zu bestätigen durch extreme Strömungen, dilettantisches auftreten und verbale Aussetzer