Warum gilt bei Brückenschäden eine niedrigere Geschwindigkeit?

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je langsamer man fährt, desto besser kommt die Federungswirkung der Reifen und des Autos selber zur Wirkung. Bei niedrigem Tempo schlucken diese alle Unebenheiten (Fahrbahnabsätze usw.) recht gut weg - bei hohem Tempo rauscht das Auto darüber und die Stöße und Erschütterungen der Brücke sind höher. Es ändert sich also die Art der Belastung für das Bauwerk.


Aussendienst 
Fragesteller
 28.01.2017, 22:41

Ich verstehe es ein bißchen, aber nicht ganz.

Die Stoßdämpfer sind ja dazu da, damit der Fahrer eben nicht jede Erschütterung merkt, also für den Fahrkomfort.

Wenn man jetzt die Dehnfuge zwischen Brücke und dem Rest der Straße nimmt, dann fährt man da drüber. Tue ich das mit 80 km/h oder 150 km/h? So oder so wird die Unebenheit "überwunden", nur daß ich bei höherer Geschwindigkeit eben schneller darüber hinweg bin. Was juckt es die Brücke, ob es mich da durchschüttelt weil ich unangemessen schnell fahre, oder langsam drüber krieche?

Verhältnis Auto zu Brücke sind in der Masse wahrscheinlich 1:1000 oder so. 

Wenn der Stoßdämpfer abfedert, so federt er ja den Impuls ab und gibt einen Teil des Impulses wieder zurück an die Brücke (mehr Belastung). So funktioniert ja eine Feder, auch ein Stoßdämpfer.

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Peter42  28.01.2017, 22:56
@Aussendienst

es geht um den Impuls, den ein Fahrzeug verursachen kann, nicht um die Dauer, die ein Fahrzeug auf der Brücke ist. Und der Impuls ist "Masse mal Geschwindigkeit" - ok, davon wirkt nur ein Teil (auch dank der Federwirkung des Autos und seiner Reifen), aber dieser ist eben trotzdem noch proportional zu "Masse mal Geschwindigkeit". An der Fahrzeugmasse kann man drehen (indem man die Brücke für LKW's sperrt), aber sonst bleibt als Stellparameter nur die Geschwindigkeit übrig - verringert man diese (durch Geschwindigkeitsbeschränkungen), dann wird der Impuls (und damit die Erschütterung) für die Brücke kleiner. Es sind primär die Erschütterungen, die für eine marode Brücke schädlich sind.

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Es geht schlicht und einfach darum, dass bei höheren Geschwindigkeiten Stöße viel Stärker von den Rädern auf die Brücke übertragen werden. Dies kann bereits bestehende Risse verlängern. Ich kenne sogar Brücken, bei denen die Geschwindigkeit auf 30 begrenzt ist.

Stelle Dich einfach mal unter eine Autobahnbrücke! Es gibt viele Stellen, wo das geht. Dort herrscht ein ohrenbetäubender Lärm, der von der Fahrbahn durch den Brückenkörper nach unten übertragen wird.


Aussendienst 
Fragesteller
 28.01.2017, 23:02

Unter einer Autobahnbrücke war ich noch nicht, ich kenne nur den Effekt, daß die Autobahn richtig laut ist, wenn man auf einem Autobahnparkplatz ist, was man beim Fahren so gar nicht merkt.

Wobei ich schon festgestellt habe, daß es sich in der Schweiz sehr viel lauter anhört, obwohl dort nur 120 ist - den Zusammenhang habe ich noch nicht richtig verstanden.

Weil der Schall ist ja immer gleich schnell (etwa 300 m pro Sekunde), oder hängt es damit zusammen, daß bei uns schneller gefahren wird und so der Schallkegel schneller vorbeizieht?

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Mikkey  28.01.2017, 23:11
@Aussendienst

Das Oberflächengeräusch ist damit gar nicht zu vergleichen. Das hängt in erster Linie vom verwendeten Asphalt ab, der mag in der Schweiz ein anderer sein.

Schall überträgt sich in verschiedenen Medien verschieden schnell, in Stahl mit 6km/s, in Beton mit über 3,5km/s.

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Aussendienst 
Fragesteller
 28.01.2017, 23:13
@Mikkey

Beton überträgt Schall zehnmal schneller als Luft?

Das hätte ich jetzt im Leben nicht gedacht, hätte eher das Gegenteil angenommen.

Daß Stahl und Wasser schneller übertragen, den Effekt kennt man.

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Die Frage

Warum schadet langsamer fahren weniger der Statik?

solltest du dir einmal auf der Zunge zergehen lassen!

Die Statik befasst sich mit Kräften an ruhenden Körpern - dazu passt dann aber das Fahren nicht.

Desto höher die Geschwindigkeit desto eher gibt es Anfahr- und Bremskräfte und desto höher sind Impulse und die Kinematische Wirkung von Kräften.

Nimm die ein Holzbrett das die gerade so tragen kann. Traust du dich darüber zu rennen?
Tut es dir besonders wenig weh, wenn wir dir besonders schnell eine runter hauen? ;-)


Aussendienst 
Fragesteller
 28.01.2017, 22:56

Das mit dem Holzbrett: Da ist ja der maßgebliche Unterschied, daß ich mein Körpergewicht über die Beine direkt auf jenes übertragen würde. Aber wir reden ja von Autos und nicht von Pferden ;)

Bei dem Holzbrett würde ich mein ganzes Körpergewicht auf ein Bein verlagern und es durch den Schwung zum Brechen bringen. Reifen rollen aber über die Brücke^^

Zum zweiten Beispiel: Wenn ich "ganz schnell eine auf die Schniß kriege" tut es mir weniger weh, als "langsam" (kann man aber eh nicht vergleichen, da Adrenalin ausgeschüttet wird)

 

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PS: Wäre nicht das Sinnvollste "auf z.B. 150 beschleunigen und nur drüberrollen lassen", damit kein Drehmoment auf den Belag übertragen wird?

Der dynamische Lastanteil wird verringert, z.Bsp. Schwingungen, Stöße, schneller Lastwechsel.


Aussendienst 
Fragesteller
 28.01.2017, 22:49

Das heißt, eine (marode) Brücke kann nicht damit umgehen, wenn mein Auto innerhalb kurzer Zeit von Punkt A auf Punkt B seine Masse ausübt, weil sich das Material nicht so schnell dehnen kann?

Oder redest Du davon, daß die Wucht der Reifen auf eine Unebenheit (z.B. Spurrillen) heftiger ist, wenn diese mit höherer Geschwindigkeit geschieht?

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Viktor1  28.01.2017, 23:10
@Aussendienst

Die Materialermüdung ist bei den von mir angeführten Gegebenheiten stärker gegeben. Dies wird bei dynamisch  beanspruchten Bauwerken bei der statischen Bemessung der Bauteile von vornherein berücksichtigt durch einen Faktor, welche entweder die Schnittkräfte der Berechnung erhöht, oder die zulässigen Spannungen vermindert. Je größer die  Eigenmasse (das Eigengewicht) des Bauwerkes im Verhältnis zur bewegten Nutzlast ist, desto kleiner ist dieser Faktor.
Bei beschädigten Brücken kann sich eben an den "Schadstellen" die Spitzenbeanspruchung durch dynamische Einwirkung besonders erhöhen und damit die Bruchgefahr.
Es erfolgen ja bei Verkehrsbeschränkungen auf beschädigten Brücken meist oft mehrere Maßnahmen. Außer der  Geschwindigkeitsbeschränkung eine Lastenbegrenzung der Fahrzeuge oder bei längeren Brücken auch ein vorgeschriebener
Abstand.

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Viktor1  28.01.2017, 23:24
@Viktor1

Ergänzung.
Ich spreche hier nicht von schadhaftem Fahrbahnbelag. Wenn dieser gegeben ist wird ja auch auf der Landstraße meist eine Geschwindigkeitsbeschränkung geboten, aber aus anderen Gründen, nämlich der Verkehrssicherheit und auch dem schnelleren Fortschritt des Schadens.

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