Warum dauert es bei mir länger, bis ich z. B. meine Mutter vermisse, als andersherum?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Nein,

liebe/r IA,

wenn Du sagst: "Es dauert bei mir länger, bis ich meine Mutter vermisse, als anders herum,"

bedeutet es keinesfalls, dass Du sie weniger liebst. Es bedeutet nur das Eine: Du bist "flügge" geworden und hast erfolgreich begonnen, Dich abzunabeln und Dein eigenes Leben zu leben!

Bedenke, dass es für eine Mutter immer so ist, dass das eigene Kind ein wesentlicher Teil ihres Selbst ist, ihr Lebensinhalt ist und somit eine große Bedeutung und Gewichtung im Leben einer Mutter einnimmt!

Anders bei einem "Kind"! Wenn dieser junge Mensch erwachsen wird, so muss er sich aus der sprichwörtlichen Umarmung seiner Mutter lösen! Meistens erfolgt dies auf die Art, dass es dem jungen Menschen wichtig ist, den Abstand zur Mutter oder zu den Eltern, zu vergrößern, Dies zeigt sich darin, dass das "Kind" nunmehr weniger oft oder seltener die Eltern und die Mutter aufsucht oder anruft, denn es steht in unseren Genen geschrieben, dass wir ein eigenständiges Leben als Erwachsene führen sollen, um den Aufgaben, die das Leben an uns stellt, gerecht zu werden und diese zu bewältigen! Dazu müssen wir uns von den Eltern, vor allem von der Mutter, lösen, die bisher mit ihrer Fürsorge für unser Auskommen und für unsere Versorgung als unsere Beschützerin eine ganz besondere Stelllung, ja zentrale Rolle, in unserem Leben eingenommen hat.

Dadurch, dass wir nun auf eine gewisse Distanz zu unserer Mutter gehen, weisen wir darauf hin, dass wir unser Leben las junge Erwachsene hiermit in Eigenverantwortlichkeit führen und ihrer oft erfolgten überbordenden Fürsorge nicht mehr bedürfen. Dabei tun sich viele Eltern, und vor allen Dingen viele Mütter, schwer, den Nachwuchs endlich loszulassen und ihn sein eigenes Leben führen zu lassen.

Wenn Deine liebe Mutter, liebe/r IA, Dich nur alle 5 Tage einmal anruft, so ist dies ein durchaus ertägliches Maß an Nähe für Dich und es wird Dich auch in Deiner Freiheit als Erwachsenen-Frischling nicht einschränken! Genauso verhält es sich, wenn Du selbst nur alle 4 Wochen das Bedürfnis nach einem Telefongespräch oder einem Kontakt hast! Auch das ist durchaus im Rahmen, denn Du hast Deine Eltern oder Deine liebe Mama ja nicht vergessen, sie ist nach wie vor in Deinem Herzen!

Nur musst Du nun nicht mehr jeden Tag oder alle paar Tage ihre Nähe suchen! Das ist nach meinem Dafürhalten eine völlige normale und gesunde Prozedur! Und mit keinem Atemzug moralisch verwerflich! Und es zeigt ja auch, wenn Du deswegen nun sogar ein wenig ein schlechtes Gewissen hast, weil Du Dich nicht mehr so oft meldest, dass Dir das Wohlergehen Deiner Mutter immer noch sehr am Herzen liegt und das Du im Grunde Deines Herzens ein tiefgründiger Mensch bist, der nicht nur an sich denkt! Was doch sehr bemerkenswert ist!

Aber nun gilt es, dass Du die Chancen, die Dir Deine Unabhängigkeit und Dein neues Leben als eigenverantwortlicher Erwachsenerbietet bietet nützt und Dein Leben in die Hand nimmst und es zu Deinem Glück und Wohlergehen gestaltest!

Insofern, liebe/r IA, sind Deine Bedenken zwar durchaus verständlich und nachvollziehbar, aber vollkommen unnötig! Denn Du musst Dich nicht einer seelischen Oberflächlichkeit Deiner Mutter und Deinen Verwandten gegenüber bezichtigen und Dir einreden, Du liebtest sie weniger, nur weil Du nun tatsächlich flügge geworden bist und damit beginnst, die Welt aus eigenem Antrieb und in eigener Verantwortung zu erkunden und danach zu leben!

Daher sage ich Dir: Alles ist gut, liebe/r IA! Pflege die Bande, die Dich mit Deiner lieben Mutter und ebenso mit Deiner Verwandtschaft, verbinden! Aber versäume es nicht, dabei an Dich und Dein eigenes Wohlergehen zu denken und Dein junges Leben nach Deinen Vorstellungen zu leben und es für die Zukunft glücklich zu gestalten und zu prägen! Denn Du hast nur das eine Leben!

In diesem Sinne wünsche ich Dir eine glückliche Zukunft! Mit lieben Menschen, die Dich auf Deinem Lebensweg begleiten oder die Du auf diesem triffst und die Dein Herz erfreuen mögen!

Dir, liebe/r IA, alle lieben und guten Wünsche und mit herzlichen Grüßen!

Regilindis

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

IA3007 
Fragesteller
 04.12.2023, 19:04

Vielen Dank für die ausgezeichnete Antwort!
Nur ein Paar kleine Ergänzungen: Ich bin männlich und mit 30 ist mein Leben nun nicht mehr soo jung.
Aber ansonsten finde ich deine Erklärungen zu 100% nachvollziehbar.

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Regilindis  04.12.2023, 20:20
@IA3007

Lieber IA, es kommt nicht unbedingt auf das Alter und dessen Zahl an, sondern auf die Lebensumstände eines Menschen. Als ich z.B. meine damals 12-jährige Schwägerin Petra traf, hatte ich stets das Gefühl, mir sitzt eine alte verhutzelte Jungfer von 80 Jahren gegenüber. Und meine geliebte Mama, die mit 93 gestorben ist, wirkte bis zuletzt um 30 Jahre jünger! Auf jeden Fall "Danke" für Deine freundliche Rückmeldung! Alles Liebe, Regilindis

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Ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass du sie nicht lieb hast. Kinder wollen raus, sich abnabeln, Verantwortung übernehmen usw..usw, und das ist ein natürlicher und gesunder Prozess. Die Mutter hat eine ganz andere Bindung zu ihrem Kind. Es ging mir ähnlich, als mein Sohn auszog.

Man sagt sogar, dass man es den Eltern nicht zumuten soll zu sagen, dass sie, die Kinder langsam ihr eigenes Leben leben sollen, nämlich ausziehen. Das ist die Aufgabe der Kinder.🥰👶

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

IA3007 
Fragesteller
 04.12.2023, 14:35

Nunja, das „Kind“ ist 30 Jahre alt :D

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heidemarie510  04.12.2023, 14:38
@IA3007

Eben, darum geht es ja. Mein Sohn war auch dreißig als er auszog. Bei ihm hat es länger gedauert, auch weil es schwierig war, in Berlin eine zu finden. Aber wir haben dann gemerkt, dass es höchste Zeit war. Das hatte auch nichts mit einem schlechten Verhältnis zu tun.

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IA3007 
Fragesteller
 04.12.2023, 14:41
@heidemarie510

Warum ist es eigentlich bei uns Männern so, dass wir generell länger brauchen, um von „Hotel-Mama“ auszuziehen? Ist das so, weil junge Frauen mehr Optionen (zum Beispiel bezüglich Partnerschaft) haben?

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heidemarie510  04.12.2023, 14:48
@IA3007

Gute Frage...das kann sein, was du schreibst. Vielleicht hab ich ihn auch zu sehr verwöhnt, unterstützt. Indirekt ist man ja als Mutter irgendwie zuständig 😅 Mit dem Wohnungsmangel kann man sich das auch schön reden😀 Jetzt sind wir beide froh, wie es dich entwickelt hat. Übrigens die Männer in Italien ziehen noch später aus😁 Es gibt ja nicht umsonst den Begriff Muttersöhnchen. Ich selbst bin rechtzeitig nach meiner Lehre ausgezogen und hatte nichts vermisst 🫢

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yuyake  04.12.2023, 17:38
@IA3007

Weil Jungs 1. Eher von ihren müttern verwöhnt werden, mädchen mehr eingespannt(Geschlechterrolle) und 2. Frauen schneller das bedürfnis haben in die Selbstständigkeit zu kommen, früher reif sind und durch die Geschlechterrollen Verteilung auch nicht, wie Jungs, das gefühl haben sie verlieren dadurch eine Ressource (die Frau im Haus, also Mutti, wäscht, kocht ect.)

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Wir mütter haben den Instinkt uns um euch zu kümmern. Das machen wir von der Schwangerschaft an, euer ganzes Leben. Es ist ein großer Teil unseres Lebens und unserer Identität. Bei Kindern ist es nicht so. Fragst du eine Frau was sie im Leben so macht kommt oft sowas wie "ich bin °beruf° und Mutter" du sagst sicher nicht "ich bin °beruf° und Sohn"

Ja, Eltern lieben ihre Kinder mehr als die Kinder die Eltern. Und das ist okay. So soll es sein.

Wenn es bei dir so wäre, dass du sie sofort vermisst, würde das bedeuten, dass du unselbständig bist. Bei Müttern ist das anders, die wollen vom Urinstinkt ihr Kind für immer behalten und werden erst wieder zufrieden, wenn Enkel kommen.


IA3007 
Fragesteller
 04.12.2023, 18:56
wenn Enkel kommen

Dafür muss erst eine Frau kommen…

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Jetzt ganz praktisch: eine alternde Mutter braucht den Sohn mehr als es umgekehrt der Fall ist. Sie braucht später Hilfe von ihm und Fürsorge. Rein Theoretisch. Praktisch vielleicht kommt es nie dazu. Deswegen strebt sie unbewusst zu mehr Kontakt mit dem erwachsenen Sohn. Das Unterbewusstsein will, dass die Verbindung erhalten bleibt.

Das passiert praktisch instinktiv.


IA3007 
Fragesteller
 04.12.2023, 14:50

Das wäre ein ziemlich egozentrischer Grund…

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Claphamroad  04.12.2023, 14:58
@IA3007

Ist Natur egozentrisch? Keine Ahnung. Das Kind schreit, wenn es etwas will. Die Mutter ist durch Hormone so konditioniert, dass sie das Weinen des Kindes nicht ignorieren kann und tur alles, um das Kind zufrieden zu stellen. Kinder - egozentrisch? Und die Alten? Die auch auf Hilfe angewiesen sind? Dürfen sie das? Oder sollen sie still verrecken?

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IA3007 
Fragesteller
 04.12.2023, 15:11
@Claphamroad
Kinder - egozentrisch? 

Ja.

Und die Alten? Die auch auf Hilfe angewiesen sind? Dürfen sie das?

Sie dürfen natürlich um Hilfe bitten. Ob sie aber verbittert sein sollen, wenn sie keine bekommen, ist eine andere Frage.

Oder sollen sie still verrecken?

Weder ich noch du sind im Stande, eine solche Frage zu beantworten. Das kommt auf die konkrete Person an und das weiß nur Gott allein.

Ist Natur egozentrisch?

Eine rhetorische Frage mit fehlplatzierter Personifizierung. Demnach nicht zu beantworten.

Nun zu meinen Fragen:

  1. Kann das Kind irgendetwas dafür, dass es auf die Welt gesetzt wurde oder doch eher die Eltern?
  2. Selbst wenn die Eltern ihrer Meinung nach „das beste“ für das Kind getan haben: Hat das Kind später deswegen irgendwelche Verpflichtungen seinen Eltern gegenüber? Und wenn ja, wieso?
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Claphamroad  04.12.2023, 16:02
@IA3007

1. Eine sinnlose Frage. Instinkte sind angeboren, unter anderem Sexualtrieb und Wunsch, Nachwuchs zu haben. Keiner kann was dafür.

2. Aus biologischer Sicht müssen Menschen um alle Bedürftigen ihrer Gruppe sorgen, auch um die Eltern, wenn nötig. Warum - das ist kompliziert, aber kurz gesagt macht das die Gruppe stärker. Stärkere Gruppe ist erfolgreicher. Daraus kommt die Idee, dass Kinder den Eltern ( auch) verpflichtet sind. Genau wie Eltern den Kindern verpflichtet waren.

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