Sollte man die Schulpflicht abschaffen?

12 Antworten

Es gibt doch Schulen mit reformpädagogischen Ansätzen, z.B. Montessorischulen. Da darfst du, wenn du willst, 10 Jahre lang Stop-Motion-Filme drehen und die Schule dann ohne Abschluss verlassen. Da zwingt dich keiner dazu, irgendetwas zu lernen.

ultrarunner  23.12.2023, 19:38

Nein, so ist das bei einer guten Montessori-Schule nicht. Da muss man selbstverständlich alles im öffentlichen Lehrplan Vorgesehene lernen (und die meisten lernen dies dort viel früher als in der öffentlichen Schule, und dazu freiwillig noch mehr).

Man hat allerdings in gewissem Rahmen die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wann man sich womit beschäftigt.

Es wird alles von den Lehrerinnen und Lehrern genauestens dokumentiert, und den Kindern werden eventuell vernachlässigte Themen "schmackhaft" gemacht - nötigenfalls immer nachdrücklicher - bis sie sich dann doch erfolgreich damit beschäftigen.

Übrigens: Larry Page und Sergey Brin (Google-Gründer), Jeff Bezos (Amazon-Gründer), Jimmy Wales (Wikipedia-Gründer), George Clooney (Schauspieler) und Andrew Lloyd Webber (Komponist) waren Montessori-Schüler. Ganz dumm sind die offenbar nicht geblieben.

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RobertLiebling  23.12.2023, 19:57
@ultrarunner

Naja, der Sohn einer Bekannten ist seit der Grundschule in einer Montessori-Schule und kann immer noch nicht richtig lesen und schreiben. Das interessiert ihn einfach nicht.

An keiner Stelle habe ich behauptet dass aus Schülern dieses Schultyps nichts werden kann. Aber es ist da deutlich mehr intrinsische Motivation erforderlich als an staatlichen Schulen, wo durch straffe Lehrpläne etwas mehr Druck auf die Schüler ausgeübt wird.

Trotzdem ist statistisch der Anteil an Schülern die völlig ohne Abschluss bleiben an Montessori- oder Waldorfschulen höher als an staatlichen Schulen.

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ultrarunner  23.12.2023, 20:16
@RobertLiebling

OK, Letzteres wird wohl stimmen. Danke für die ausführliche Antwort.

Das Problem ist sicherlich auch, dass vermutlich nicht jede reformpädagogische Schule "ihre" Pädagogik korrekt umsetzt. Das prüft ja in den meisten Fällen auch niemand.

Ich bin jedenfalls Montessori-Lehrer und im Vorstand eines Vereines, der mittlerweile zwei Schulen betreibt (die erste davon seit 2010). Wir sehen es auch als unsere Aufgabe an, den Kindern die nötige Motivation zu vermitteln, falls diese nicht (wie in den meisten Fällen) ohnehin schon besteht.

Ich wage zu behaupten, dass fast alle SchülerInnen und AbgängerInnen unserer beiden Schulen für ihr jeweiliges Alter überdurchschnittliche Kenntnisse besitzen. Dies zeigt sich auch nach einem Übertritt in andere Schulen, wo unsere Ehemaligen in allen uns bekannten Fällen unter den Klassenbesten sind.

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DerHans  23.12.2023, 19:39

Klar, und dann kannst du später sogar deine Unterschrift tanzen.

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Es besteht kein Raum, wo man entscheiden kann, was man wo und wann lernen bzw. nicht lernen will, denn man wird förmlich gezwungen, weil man sonst schwerwiegend sanktioniert wird. 

Man darf sehr wohl entscheiden wann, wie und ob man lernen möchte. Man muss nur körperlich anwesend sein. Das ist alles.

Ob man den Stoff zu Hause nochmal aufarbeitet wie man selbst es gerne möchte ist den Lehrern dann auch egal... wichtig ist dass am Ende ein passendes Resultat steht.

Ist das zeitgemäß?

Wenn man Kinder und Jugendlichen bzw. bis zu einem gewissen Alter auch den Eltern zutrauen könnte da hinterher zu sein und Wissen nach einem bestimmten Lehrplan zu vermitteln, dann könnte man die Schulpflicht auch abschaffen.

Das Problem ist, dass das in den meisten Fällen nicht vorliegt. Vielmehr würden viele Eltern ihre Kinder aus der Schule nehmen und ihnen damit die Chance auf Bildung verwehren, die von den elterlichen Idealen abweicht bzw. ihnen andere Ansichten verwehren als die die im Elternhaus geteilt werden. Ich blicke da u.a. (nicht nur!) auf Eltern bestimmter kultureller Hintergründe in denen die Bildung von Mädchen z.B. einen eher geringeren Stellenwert hat.

K4amd 
Fragesteller
 23.12.2023, 19:26
Falsch. Man darf sehr wohl entscheiden wann, wie und ob man lernen möchte. Man muss nur körperlich anwesend sein. Das ist alles.

Anders formuliert: Es gibt im deutschen Bildungswesen genau 3 Schulwege mit kleinen Variationen (z.B Wahlpflichtfächer). Man wird nur gezwungen körperlich anwesend zu sein



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Abschaffen sollte man sie nicht.

Allerdings gäbe es am Schulbetrieb durchaus einiges zu verbessern.

Es besteht kein Raum, wo man entscheiden kann, was man wo und wann lernen bzw. nicht lernen will, denn man wird förmlich gezwungen, weil man sonst schwerwiegend sanktioniert wird. Ist das zeitgemäß?

Nein. Es ginge durchaus auch anders. Es gibt pädagigische Konzepte, bei denen genau diesem Punkt Rechnung getragen wird. Und das funktioniert tatsächlich - mit besten Resultaten.

Ja, das ist immer zeitgemäß und auch gut so.

Gezwungen wird keiner, es besteht eine Schulpflicht der nachgekommen werden sollte