Solle man heutzutage noch Pilot werden?

4 Antworten

Hallo,

die Frage kann Dir niemand ernsthaft beantworten. Zwar gehen alle Fachleute von einer moderaten Steigerung des Weltluftverkehrs aus, aber der Pilotenmerkt ist zur Zeit überschwemmt. Die Zahl der Bwerber übersteigt die der Cockpitsitze bei weitem. So liegt dieses Verhältnis bei der Condor bei 70:1. Und dieses Verhältnis wird bei anderen Airlines nicht viel anders sein, vielleicht sogar noch schlechter. Du müsstet also besser sein als 70 Mitbewerber. Das aber kannst Du selbst gar nicht beurteilen.

Airberlin z. B. hat ja den Kauf von 33 Flugzeugen im Wert von 5 Mrd. USD storniert und auch bei LH ist man sich noch nicht sicher, ob im Rahmen der Umstrukturierung (SHAPE, WINGS, SCORE etc.) alle Optionen auf Flugzeugkäufe wahrgenommen werden. Wenn wir, wie LH es macht, von 11 bis 13 Crews pro Flugzeug ausgeht, um es vernünftig zu bereedern, kannst Du sehen, wieviele Piloten im Augenblick NICHT benötigt werden.

An den Qualifikationen sollte es nicht scheitern (Abitur 2,0)

Was meinst Du damit? Da die Abiturnote weniger bis gar keine Rolle spielt, ist mir nicht klar, von welchen Qualifikationen Du redest. Entscheidend ist doch, dass Du die BU, die FQ und das Medical überstehst. LH sucht ja nicht den Spitzenbewerber, sondern den "Allrounder", der viele gute Anlagen hat, auf denen man aufbauen und die man ausbauen kann. Auf vielen Gebieten guter bis sehr guter Durschnitt zu sein, führt zum Ziel.

Und was verstehst Du unter einem "harten" Einstellungstest? Eier können hartgekocht sein; ein Test kann schwierig sein oder eben nicht. Die Bewerber, die ihn bestanden haben, sagen, er war schwierig, aber machbar; die Bewerber, die es nicht geschafft haben, sind natürlich anderer Meinung - und schieben meistens die Schuld auf die Prüfer, die Umstände, die unfaire Behandlung. Das ist menschlich verständlich, hilft aber auch nicht.

Es gibt keine pauschale Antwort. Du bist zum Testzeitpunkt (der bei einer Bewerbung heute erst in etwa 18 Monaten stattfindet) auf den Punkt fit oder eben nicht; dann ist es für Dich gelaufen.

Nach einer Auskunft der Flugschule haben übrigens die Bewerber, die es schaffen, einen Abiturdurchschnitt zwischen 1,0 und 1,4. Sie schaffen es aber nicht, weil sie ein gutes Abitur haben, sondern als geeignete Bewerber sowieso gute Noten haben, einfach, weil sie zielsicher und leistungsorientiert sind.

Das Problem ist also, zu einem bestimmten Zeitpunkt t alle Informationen zu haben, um eine Entscheidung zu treffen, die Deinen Lebensweg für die nächsten 40 Jahre bestimmt. Ob das, was in der großen Politik nicht funktioniert, obwohl es immer wieder versucht wird, bei Dir klappt, kann Dir niemand sagen.

Rudim1950 hat Dir schon sehr viel Informationen zum "Werdegang" des Piloten geschrieben.

Ob es erstrebenswert ist, kann hier niemand für Dich entscheiden. Die Frage muss man sich grundsätzlich bei jedem Beruf wählen. Auch der Beruf des Arztes ist nicht für jedermann erstrebenswert!

Mache Dich mit den Vorteilen und Nachteilen des Berufs vertraut. Du findest im Internet und auch hier bei GF viele Antworten dazu. Ich habe selbst einige ausführliche Beiträge zu diesem Thema gefunden.

Nicht jeder bekommt bei Lufthansa den Fuß in die Türe und auch dort ist nicht alles Gold was glänzt. Es gibt auch noch andere Arbeitgeber und genauso unterschiedlich, wie deren Tätigkeitsbereich und deren Philosophie ist, genauso unterschiedlich sind auch dir Gehälter. Der Begriff "gutes Gehalt" wird hier sehr unterschiedlich definiert. Manch einer hat ein Gehalt, das ihm gerade so erlaubt, über die Runden zu kommen.

Überlege einfach mal, ob der Beruf des Piloten der Job ist, den Du auch noch in 20 Jahren machen möchtest.

Kannst Du Deine Arbeitszeiten mit der Familie, Deinem Ehepartner, vielleicht Deinen Kindern und Deinen Freunden vereinbaren? Was machst Du, wenn Du in 10 Jahren untauglich für den Job des Piloten bist und Du keine abgeschlossene Berufsausbildung hast? Nicht immer zahlen die Versicherungen so schnell, wie man sich das wünscht.

Wie lange hast Du Freude daran, jede Nacht im Hotelzimmer zu pennen und aus dem Koffer zu leben?

Kannst Du damit leben, an Weihnachten arbeiten zu müssen oder am Geburtstag Deiner Kinder, die Einschulung nicht miterleben zu dürfen oder die Hochzeitsfeier Deines besten Freundes?

Das sind einfach nur ein paar Beispiele. Wenn Du den Job wegen Geld, Ansehen und Spaß an der Technik machen möchtest, solltest Du Dich nach einem anderen Beruf umsehen. Der Pilotenjob wird Dir nämlich dann bald gewaltig auf den Zeiger gehen. Die tolle Uniform nervt Dich spätestens dann, wenn es im Sommer 30 Grad hat und Du lieber was bequemes anziehen würdest. Und Fliegen ist irgendwann fast genauso wie Busfahren. Nur, dass Du mehr Verantwortung hast, mehr wissen musst und es täglich mit Herausforderungen zu tun hast, die vom Autofahren weit entfernt sind.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Beruf und Erfahrung

In dem Beruf kannst du zwar international arbeiten, allerdings wuerdest du in den meisten anderen Laendern wesentlich weniger Geld verdienen. In den USA fangen Piloten heutzutage bei 15-18.000 USD brutto an.

Mit zunehmender Automatisierung werden die Gehaelter hierzulande sicherlich auch frueher oder spaeter gedrueckt.

Kommt drauf an . Aber bist halt nie zuhause fände das total nervig und dann noch Strahlung oder Absturz .. Hmm.. Vllt doch lieber BWL?