Rassismus/ Rasse?

9 Antworten

Das Wort ist verbrannt, weil es immer Leute gibt, die allein nach dem nicht änderbaren Äußeren in besser und schlechter aufteilen und bestimmtes Verhalten als Vorurteil verbinden und Respekt vermissen lassen.

Darum wird besser Ethnie verwendet, bei Äpfeln wäre das sowas wie die Sorte.

Wenn ich Menschen für Ottifanten halten würde, wäre ich ein Ottifantist. Dennoch gibt es keine Ottifanten.

Wenn ich Menschen in Rassen unterteile, bin ich ein Rassist.


Heslot 
Fragesteller
 30.01.2022, 13:22

Wie ist es denn, wenn jemand ein Schwarzen beleidigt, weil seine Haare lockig sind und ein ausstehende Person, die das mitbekommen hat sagt das ist Rassismus, das ist Rassistisch, du Rassist?

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Suboptimierer  30.01.2022, 13:24
@Heslot

Was soll ich dazu sagen? Die Wahrscheinlichkeit, dass er wegen seiner Hautfarbe beleidigt wird, ist höher.

Mehr kann man von außen ohne Kontext nicht beurteilen.

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Ja, Du hast Recht. Im luftleeren Raum gibt es auch keine Lärmbelästigung.

Woher ich das weiß:Hobby

Ich denke, gemeint ist, dass es verschiedene Arten gibt, Menschen aufgrund einer wahrgenommenen Rasse zu benachteiligen, die aus dem Glauben hervorgingen, dass es Menschenrassen gibt und dass diese hierarchisch geordnet wären in ihrem Wert.

Nun weiß man, dass die genetische Gemeinsamkeit zwischen den Rassen teilweise näher ist als unter Menschen einer Rasse. Daher die Idee der Rasse als sozialem Konstrukt. Das heißt: Man benachteiligt Menschen, wenn man es tut, eben nicht wegen genetischer Unterschiede, sondern maximal wegen phänotypischer Unterschiede oder auch der damit verbundenen Kultur einer Menschengruppe.

Grundsätzlich denke ich, dass im aktuellen Diskurs, in dem es auch Aussagen gibt wie "es gibt keinen Rassismus gegen Weiße, wenn die das gleiche erleben, wie Schwarze oder Asiaten, ist das "nur" Diskriminierung", in dem also vergleichbare Erlebnisse wieder (!) hierarchisch geordnet werden, ein neues Wort hermüsse. Also weder Rassismus, der als "schlimm" bewertet wird, aber nur bestimmten Gruppen zugesprochen wird, noch "Diskriminierung", die teilweise als weniger dramatisch und verschmerzbar wahrgenommen wird, sondern ein, vielleicht eher zwei Worte für "Benachteiligung auf individueller Ebene aufgrund vorgeschobener "Störfaktoren" bei anderen Menschen" (Benachteiligung im Umgang, weil jemand z.B. Schwarz ist) und dann dem, was jetzt systematischer oder institutioneller Rassismus genannt wird, also Benachteiligung bestimmter Gruppen vor dem Gesetz oder bei Prozessen wie Einstellung im Beruf, Wohnungsvergabe etc. aufgrund bewusster oder unbewusster Vorurteile der Entscheider über diese Prozesse. Dies kann ja auch JEDE Gruppe treffen, der eine hat Vorurteile gegen Schwarze, der Zweite gegen Sinti und Roma, der Dritte möglicherweise aber auch gegen Weiße. Sitzt man hier am längeren Hebel, ist also Vermieter, Personaler, Richter etc., kann man durchaus bewusst oder unbewusst absolut jede auch noch so kleine Gruppe (nur Schwarze geistig Behinderte, nur weiße mit geringem Bildungsabschluss, nur asiatische Langzeitarbeitslose etc.) benachteiligen. Hier sollte es auch einen Begriff geben, der für jeden Betroffenen angewendet werden kann und keinen wieder benachteiligt, indem seine Situation im Vergleich mit der anderer Betroffener als dramatischer oder weniger schlimm angesehen wird.

Man muss sich auch bewusst machen, das sehr viel in diesem Bereich aus Universitätsforschung und -kursen kommt, oft aus Wissenschaften, die keine exakten Wissenschaften sind und auch "Trends" unterliegen.

Sehr schön wird das mMn in dem Buch "Cynical Theories" von Pluckrose und Lindsay dargestellt. Da wird erklärt, wie die Dynamik im Wissenschaftsbereich und Verwobenheiten persönlicher Ziele und Empfindungen mit wissenschaftlichem Arbeiten zu teils absurden Implikationen für reale Personen/gruppen wurden und eben zu Aussagen wie "ein sexuelles Geschlecht existiert gar nicht", "alle Männer sind toxisch" oder "es gibt keinen Rassismus gegen Weiße" UND wie diese Aussagen im Laiendiskurs (auch Journalismus von Journalisten, die eben nicht die gesamten Hintergründe der Entwicklung dieser Aussagen kennen!) aus dem Kontext gerissen werden und dann wirklich mobben verwendet werden können.


Strixnet  30.01.2022, 13:45

Die Frage sollte nie gestellt werden in der Form „Gibt es Rassen?“, sondern vielmehr in der Form „Ist der Rassebegriff sinnvoll?“ – denn, wenn wir uns das von Ihnen kolportierte Argument gegen die „Existenz“ von Rassen anschauen, nach welchem die Unterschiede zwischen den Individuen einem als „Rasse“ definierten menschlichen Taxon geringer sind als die innerhalb der Individuen eines dieser Taxone, so ist das ungefähr dasselbe als wenn man argumentiert, es würde keine Jahreszeiten geben, da ja der Unterschied zwischen dem kältesten und wärmsten Zeitpunkt im Winter (bzw. Sommer) größer ist als der durchschnittliche Temperaturunterscheid zwischen Winter und Sommer: Und genau wie niemand deshalb aus diesen zu Nichts führenden Überlegungen im Januar in Bermudas seine Wohnung verlässt, so wird auch niemand wenn er einen Schwarzen sieht, genau dasselbe empfinden und assoziieren als wenn er etwa einen Ostasiaten sieht. Die als „Rassen“ definierten menschlichen Taxone sind offenkundig da, unterscheiden sich hinsichtlich ihres Phänotyps klar voneinander und zeigen auch ganz andere Mentalitätstendenzen. Ob man bei ihnen von „Rassen“, von „Unterarten“, von „Typen“ oder sonstwas spricht, ist nur ein Unterschied in Worten, nicht in der Sache, die unbestreitbar vorhanden ist. –

Was die Diskriminierung von Menschen einer Rasse A durch Personen einer Rasse B betrifft, so will mir nicht einleuchten, warum diese „schlimmer“ sein soll als jede andere Art gruppenspezifischer Diskriminierung, jedenfalls sofern es sich im Gruppen handelt, für die die Betroffenen nichts können. Auch die Diskriminierung bestimmter sozialer Milieus, in die jemand hineingeboren wird oder etwa bestimmter Tierkreiszeichen, denen jemand angehört usw. ist im Prinzip genau dasselbe als jemand wegen seinem anthropologischen („rassischen“) Typus zu diskriminieren.

Letzteres mag selten sein, aber mein anderes Beispiel, Diskriminierung aufgrund des Milieus, gibt es sehr oft und vor allem spielt diese auch in Gesellschaften eine Rolle, die noch keine multirassischen („multikulturellen“) sind, wie etwa in den ostasiatischen, muslimischen, schwarzafrikanischen, in Indien und so weiter.

Wenn wir genauer hinsehen, so erkennen wird zudem, dass ein relativ großer Teil vermeintlich „rassistischer“ Diskriminierung, vielmehr solche des Milieus ist: Wenn etwa ein deutsches Unternehmen in Berlin ungern Türken einstellt, weil diese in der Regel der Unterschicht angehören und schlechtere Schulabschlüsse haben. Diese Form der „Diskriminierung“ ist aber normal in Wettbewerbs- und Leistungsgesellschaften, denn der Unternehmer will ja das Beste für sein Unternehmen, also sucht er sich Mitarbeiter, die geeignet sind.

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Der Bergriff Rassismus wird umgangssprachlich für Fremdenfeindlichkeit verwendet. Während man in der deutschen Sprache zwischen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus unterscheiden kann, gibt es im Englischen nur den Begriff Racism.

Ich finde eine Differenzierung der beiden Begrifflichkeiten wichtig, da Ursache/Wirkung sich dann doch noch grundsätzlich unterscheiden.

Während Rassismus auf kulturelle/äußerliche Werte aufbaut, bezieht sich Fremdenfeindlichkeit praktisch auf alles, was nicht der direkten eigenen Sippe angehört.