Kann man ein Trauma ohne eine PTBS haben?

2 Antworten

Ja, nicht jeder, der ein Trauma erlebt und auch dann ein Trauma diagnostiziert bekommt, hat oder entwickelt eine PTSD oder eine kPTSD.

Ein Trauma sollte immer psychologisch therapiert werden. Denn zu einem Trauma gehört meistens auch das Gefühl der höchsten Scham und alleine das sorgt dafür, dass man als betroffene Person das gar nicht richtig einschätzen kann.

Und je länger man ein Trauma unbehandelt lässt, desto höher ist die Gefahr, dass man eine PSTD entwickelt.

Wie gut ein Trauma behandelbar ist, kommt sehr auf die Person, das Trauma und sie Psyche an. Man spricht da von Schutz- und Risikofaktoren. Schutzfaktoren, wie ein stabiles Umfeld, können positiv zu einer Therapie beitragen, wogegen Risikofaktoren, also zB andere psychische Probleme durch ein zerrüttetes Elternhaus etc. die Therapie komplizierter machen können, weil sich dadurch angeeignetes (selbst-)schädigendes Verhalten sich negativ auf das Gesamtbild auswirken kann.

Ich würde pauschal aber sagen, dass ein Trauma MIT PTSD erstmal "aufwändiger" zu behandeln ist, weil man zusätzlich noch die Symptome der PTSD therapieren muss.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Intensive Beschäftigung mit der menschlichen Psyche

Leniachan 
Fragesteller
 08.12.2023, 13:42

eine ptbs entwickelt sich zeitig und nicht verzögert. 20 jahre nach dem verdrängten trauma kann man keine ptbs entwickeln.

meine frage war aber, wie das ohne psychotherapie möglich ist, da sie mir nie was gebracht hat.

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Noeru  08.12.2023, 13:43
@Leniachan

Ich spreche nicht von 20 Jahre danach.. Man hat nicht direkt nach Erleben des Traumas eine PTSD.

Meiner Meinung nach kann man ein Trauma selbst gar nicht allein verarbeiten, auch wenn das wie gesagt auf das Trauma und die Schutz-/Risikofaktoren ankommt. Es KANN möglich sein, aber es ist definitiv nicht zu empfehlen.

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Leniachan 
Fragesteller
 08.12.2023, 13:46
@Noeru

mist, habe vergessen zu erwähnen, dass es ein kindheitstrauma ist. mein fehler.

kennst du dich zufällig damit aus? ich habe keine flashbacks sondern es ist eher eine seelische wunde die eben schmerzhaft ist, sobald ich erwünscht drandenke und manchmal unterbewusst kommen gefühle hoch, dabei weiß ich gar nicht, woher sie kommen. (eine folge meines traumas war keine ptbs sondern depression)

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Noeru  08.12.2023, 13:52
@Leniachan

Kein Problem.

Ich habe selbst multiple diagnostizierte Trauma mit PTSD und war 2 Jahre lang in Traumatherapie, daher kann ich nur meine Erfahrungen teilen und das, was ich mir in Fachbüchern angelesen habe, um mich selbst besser zu verstehen.

Ich kann und möchte Dir keine PTSD diagnostizieren, aber auch das hochkommen bzw. "hochbrechen" von unerwünschten Erinnerungen, aktives Vermeidungsverhalten, eine sehr negative Einstellung gegenüber Menschen bzw. der Welt, Konzentrations- und Ein/Durchschlafprobleme, das alles können Symptome einer PTSD sein.

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Leniachan 
Fragesteller
 08.12.2023, 14:03
@Noeru

ach man, das tut mir wirklich leid für dich. es ist ebenfalls krass, dass so viele ein trauma erleiden, da so viele denken, dass manche verhaltensweisen die norm wären etc.

ich habe das trauma jahrelang verdrängt und ich habe es eigentlich immer ERWÜNSCHT hochgeholt und drangedacht, da ich wissen wollte, wie sehr es wehtut oder es versucht habe, zu verarbeiten. habe keine flashbacks, dissoziiere nicht, habe nichts mit dem schlafen. konzentrationsstörungen habe ich aber auch, deswegen wurde mir adhs diagnostiziert… aber die „typischen“ ptbs symptome hab ich aber nicht. aber es tut unglaublich dolle weh und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll

jahrelang dachte ich auch, dass es gar kein trauma ist, dabei habe ich es nur verdrängt und gefühle die hochkamen waren einfach mein inneres kind und die spätfolgen des traumas im erwachsenenalter..

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Noeru  08.12.2023, 14:15
@Leniachan
aber es tut unglaublich dolle weh und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll

Aber das alleine ist doch Grund genug, sich Hilfe zu suchen. Hast Du mit einer Therapie schlechte Erfahrungen gemacht? Deine seelischen Schmerzen sind noch nicht weniger schlimm oder nicht weniger valide, nur weil Du (vielleicht) keine PTSD hast. Es ist doch schlimm genug, dass Du ein Trauma erleiden musstest.

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herbert832  15.01.2024, 19:44
@Leniachan

Ich habe einen guten Psychiater gefunden, der mir helfen konnte. Vielleicht solltest Du weiter suchen.

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Kann man ein Trauma ohne eine PTBS haben?

Ein Trauma ist eine psychisch besonders belastende Situation, eine PTBS ist eine Traumafolgestörung, also eine Gesundheitsstörung, die sich aus einem Trauma entwickelt hat. Wenn ein Trauma nachwirkenden Einfluss auf die psychische Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden einer Person hat, so ist eine Traumafolgestörung zu vermuten – PTBS ist hier bei weitem nicht die einzige mögliche Erkrankung. Traumafolgestörungen sind z. B.:

  • Akute Belastungsreaktion
  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
  • Komplexe posttraumatische Belastungsstörung (K-PTBS)
  • Anpassungsstörung
  • Anhaltende Trauerstörung
  • Dissoziative Störungen (Störungsgruppe)

Neben den klassischen Traumafolgestörungen können aber auch andere Erkrankungen durch ein Trauma ausgelöst werden, so bspw. eine depressive Episode oder eine Angststörung.

Wenn man ein Trauma erlebt hat ist es wichtig, darüber mit jemandem zu sprechen. Es gibt in jeder halbwegs großen Stadt einen psychosozialen Notdienst (oft angesiedelt beim Deutschen Roten Kreuz oder Arbeiter-Samariter-Bund). Spricht man mit niemandem über seine Erfahrung und frisst das Ganze in sich herein, kann die belastende Situation theoretisch auch später noch zu gesundheitlichen Folgen führen, bspw. wenn einen etwas an das Trauma erinnert.

wie kann man das Trauma ohne psychologische Hilfe verarbeiten

Es ist in keinem Fall sinnvoll zu versuchen, sich selbst zu therapieren oder ähnliches. Wenn du eine belastende Situation erlebt hast, sprich bitte mit jemandem darüber und versuche nicht, das Ganze mit dir allein auszumachen. Ansprechpartner sind wie bereits gesagt u. a. der Arbeiter-Samariter-Bund und das Deutsche Rote Kreuz. Außerdem erreichst du auch jederzeit kostenlos und anonym die TelefonSeelsorge unter der Nummer 0800 / 111 0 -111 oder -222.

Solltest du merken, dass sich dein Wohlbefinden in der letzten Zeit verschlechtert hat, so wende dich bitte an deinen Hausarzt. Dieser würde mit dir über deine aktuelle Situation und deine Symptomatik sprechen und kann dich dann ggf. entsprechend an einen Facharzt für Psychiatrie oder einen Psychotherapeuten überweisen.

Abschließend verlinke ich dir hier auch gerne nochmal einen kurzen Screening-Fragebogen zur Erfassung von Traumafolgestörungen nach DSM-V. Bitte beachte, dass ein Screening keine Diagnose darstellt; es wird lediglich genutzt, um einen ersten Eindruck von der aktuellen Symptomatik einer Person zu gewinnen und ggf. weitere Schritte einleiten zu können.

https://ruhrgur.de/pc-ptsd-5-test/

LG