ist die realisation der eigenen bedeutungslosigkeit eher befreiend oder deprimierend?

Das Ergebnis basiert auf 19 Abstimmungen

anderes 37%
befreiend 32%
deprimierend 21%
sowohl als auch 11%

9 Antworten

anderes

Für mich bin ich nicht bedeutungslos. Natürlich kann man versuchen, die Welt und das Universum aus der Perspektive eines objektiven Betrachters zu sehen. Dann könnte man denken: aus dieser Perspektive bin ich bedeutungslos, es gibt zig Millionen andere Nenschen, das Universum ist riesig usw. . Aber man ist nun mal kein objektiver Betrachter, sondern ein teilnehmendes Subjekt. Daher empfinde ich mich nicht als bedeutungslos.

anderes

Der Ansicht zu sein, man sei bedeutungslos führt in der Regel dazu, dass du dich selber weniger wertschätzt - und das hat keine positiven Einfluss auf dich.

Ich war auch lange der Meinung, im Verhältnis zum großen Ganzen hätte ich keine Bedeutung, aber die Wahrheit ist, dass es garnicht stimmt.

Jeder ist für sich selbst und alle anderen verantwortlich und ebenso hat jeder Mensch auf der Welt die Möglichkeit die komplette Geschichte zu verändern. Positiv wie auch negativ

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

warde777 
Fragesteller
 21.05.2024, 06:48

intressant. ich sehe es so, dass man die balance halten muss zwischen „die welt wurde für mich erschaffen“ (den auf eine art ist es) und „ich bin staub“ (auch das ist die andere seite der medaille). das eine macht einem demütig und das andere gibt einem selbstbewusstsein. aber stimmt schon, wenn man sich nur auf das „ich bin staub“ fokussiert, wird man daran zerbrechen. und das andere extrem macht einem wahrscheinlich auch arrogant und überheblich

1
anderes

Meiner Ansicht nach gibt es ohne Bewertung / Wertfreiheit keine Bedeutungslosigkeit.

Nur der Mensch macht etwas zu gut oder schlecht, sonst herrscht Neutralität. Auch der Mensch müsste nicht zwingend und schon gar nicht ständig urteilen und bewerten, tut es dennoch.

Wert ist für uns beweglich, weil wir unsere Meinung und unser Wertverständnis jederzeit ändern können. Nie kann etwas einen statischen Wert haben. Es kommt immer darauf an, was wir mental daraus machen, wie wir darüber denken. Wert und Bedeutungslosigkeit sind variabel für uns. Jederzeit können wir neu bzw. anders urteilen.

Wenn ich davon ausgehe, dass mir meine (vermeintliche) Bedeutungslosigkeit bewusst wird, wird mir in Wirklichkeit eigentlich einzig mein zuvoriges Werten bzw. eine (angebliche) Wertlosigkeit bewusst.

Realisieren meint aktuell oftmals einen Gedanken erkennen, etwas verstehen sich etwas bewusst zu machen. Unsere Bewertungen aber entsprechen nicht der Wirklichkeit und sind nicht statisch / beständig, folglich macht man sich einfach nur sein eigenes Werten bewusst. Und ein anderer wertet schon wieder ganz anders.....

Eigenes Werten kann befreiend oder deprimierend sein, je nachdem, wie positiv oder negativ ich denke und werte.
Wenn ich mich vom Werten zumindest größtenteils befreien kann, bin ich natürlich um einiges freier.
Quasi wie in dieser Geschichte meine ich:

Es war einmal ein alter Mann, der zur Zeit von Lao-Tse in einem kleinen chinesischen Dorf lebte.

Der Mann lebte zusammen mit seinem einzigen Sohn in einer kleinen Hütte am Rande des Dorfes. Ihr einziger Besitz war ein wunderschöner Hengst, um den sie von allen im Dorf beneidet wurden. Es gab schon unzählige Kaufangebote, diese wurden jedoch immer strickt abgelehnt. Das Pferd wurde bei der Erntearbeit gebraucht und es gehörte zur Familie, fast wie ein Freund.

Eines Tages war der Hengst verschwunden. Nachbarn kamen und sagten:

„Du Dummkopf, warum hast Du das Pferd nicht verkauft? Nun ist es weg, die Ernte ist einzubringen und Du hast gar nichts mehr, weder Pferd noch Geld für einen Helfer. Was für ein Unglück!“

Der alte Mann schaute sie an und sagte nur:

„Unglück – mal sehen, denn wer weiss? Das Leben geht seinen eigenen Weg, man soll nicht urteilen und kann nur vertrauen.“

Das Leben musste jetzt ohne Pferd weitergehen und da gerade Erntezeit war, bedeutete das unheimliche Anstrengungen für Vater und Sohn. Es war fraglich, ob sie es schaffen würden, die ganze Ernte einzubringen.

Ein paar Tage später war der Hengst wieder da und mit ihm war ein Wildpferd gekommen, das sich dem Hengst angeschlossen hatte. Jetzt waren die Leute im Dorf begeistert.

„Du hast Recht gehabt“, sagten sie zu dem alten Mann. „Das Unglück war in Wirklichkeit ein Glück. Dieses herrliche Wildpferd als Geschenk des Himmels, nun bist Du ein reicher Mann …“

Der Alte sagte nur:

„Glück – mal sehen, denn wer weiss? Das Leben geht seinen eigenen Weg, man soll nicht urteilen und kann nur vertrauen.“

Die Dorfbewohner schüttelten den Kopf über den wunderlichen Alten. Warum konnte er nicht sehen, was für ein unglaubliches Glück ihm widerfahren war? Am nächsten Tag begann der Sohn des alten Mannes, das neue Wildpferd zu zähmen und zuzureiten. Beim ersten Ausritt warf ihn dieses so heftig ab, dass er sich beide Beine brach. Die Nachbarn im Dorf versammelten sich und sagten zu dem alten Mann:

„Du hast Recht gehabt. Das Glück hat sich als Unglück erwiesen, Dein einziger Sohn ist jetzt ein Krüppel. Und wer soll nun auf Deine alten Tage für Dich sorgen?“

Aber der Alte blieb gelassen und sagte zu den Leuten im Dorf:

„Unglück – mal sehen, denn wer weiss? Das Leben geht seinen eigenen Weg, man soll nicht urteilen und kann nur vertrauen.“

Es war jetzt alleine am alten Mann die restliche Ernte einzubringen. Zumindest war das neue Pferd soweit gezähmt, dass er es als zweites Zugtier für den Pflug nutzen konnte. Mit viel Schweiss und Arbeit bis in die Dunkelheit sicherte er das Auskommen für sich und seinen Sohn.

Ein paar Wochen später begann ein Krieg. Der König brauchte Soldaten, und alle wehrpflichtigen jungen Männer im Dorf wurden in die Armee gezwungen. Nur den Sohn des alten Mannes holten sie nicht ab, denn den konnten sie an seinen Krücken nicht gebrauchen.

„Ach, was hast Du wieder für ein Glück gehabt!“, riefen die Leute im Dorf.

Der Alte sagte:

„Mal sehen, denn wer weiss? Aber ich vertraue darauf, dass das Glück am Ende bei dem ist, der vertrauen kann.“

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ist die realisation der eigenen bedeutungslosigkeit eher befreiend oder deprimierend?

Wenn man beim Denken an dieser Stelle nicht gleich stecken bleibt, weiter denkt und hinterfragt, dann könnte es am Ende befreiend für einen sein, weil man womöglich Gefallen daran findet, seltener zu werten.

ist die realisation der eigenen bedeutungslosigkeit eher befreiend oder deprimierend?

Ansonsten entscheidet und bewertet das jeder für sich und unterschiedlich.

befreiend

Es erleichtert die Suche nach dem Sinn. Weil „Sinn“ ungreifbar, abstrakt und total absurd ist, gibt es für mich keinen Grund nach einem Sinn zu suchen, den jeder Mensch anders auslegt.

Es erleichtert den Umgang mit Vergänglichkeit, dem Tod und der krampfhaften Suche nach der Bestimmung. Viele Menschen laufen ihr Leben lang irgendeinem Ideal hinterher in der Hoffnung, dass was bleibt. Und am Ende ändert davon nichts die Welt.

Es lebt sich viel positiver und befreiender, wenn man sich den Kopf nicht darüber zerbrechen muss, warum die Welt keinen Sinn ergibt. Was bringt es? Was bringt ein Leben nach dem Tod? Was bringt Religion? Was bringt Arbeit bis in den Tod? Es bleibt davon nichts. Und das ist gut so. Ich will dass das eine Leben alles ist, was wir haben. Und ich will, dass nach diesem Leben Schluss ist. Und ich glaube auch nicht, dass diese konstruierte Welt den Sinn erfüllt, der uns mit der Geburt vorgelebt wird. Wer du warst wird spätestens 4 Generationen nach dir kaum noch wen interessieren. Und irgendwann wird keiner mehr wissen, dass es uns gab. Und das ist gut so.

Selbstreflexion ist eine gelernte Fähigkeit.

Wir haben uns unser Dasein und wie die Welt aussieht wohl eher nicht ausgesucht.

Der Flügelschlag eines Schmetterlings kann das ganze Klima durcheinander bringen, in der Theorie ähnlich wie ein Dominospielchen.

Ist das nun wirklich bedeutungslos oder nicht?

Nein. Das ist es nicht. Dieser Gedankengang ist es nicht.

Das wirklich schlimme oder bescheuerte an der Sache ist eher folgendes:

Wir können leider nicht wissen, ob wir bedeutungslos sind oder nicht.

In Wirklichkeit ist es doch diese einfache, schlichte, primitive Unwissenheit über die Gegebenheiten unserer Existenz, welche uns Tag ein Tag aus quält.

Nichts anderes.

Von solchen Dingen sollte man einen gesunden Abstand lassen.

Das bringt unnötige Kopfschmerzen