Ist der Begriff Heide noch abwertend und umganssprachlich?

4 Antworten

Das kommt immer auf die Intention dessen an, der ihn verwendet. Ich würde nicht sagen, dass er - als Wort - heute noch negativ konnotiert ist; nicht so wie (z.B.) N*gger. Heide hat (im religiösen Kontext) eher einen bedauernden/resignierenden Unterton:

"Der alte Heide will einfach nicht, dass der Pastor ihn in die Gemeinde aufnimmt. Er meint, er hat seit über 60 Jahren gut gelebt, ohne in einer Kirche gewesen zu sein, da schafft er den Rest seines Lebens auch noch ..."

Naja, ich würde eher sagen, dass "Heide" ein alter Begriff ist. Jemand, der heute vielleicht ein "Atheist" ist, weil er eben nicht an eine Religion glaubt, wird eher selten als "Heide" bezeichnet. Früher - also zu den Zeiten der ersten christlichen Prediger hier in Mitteleuropa - hat man solche Menschen damit bezeichnet, die noch nicht vom Christentum wussten.

Der Begriff selber ist interessant, man weiß nicht genau, ob er aus der gotischen Sprache stammt (und dann hätte er auch den Bezug zur Landschaft "Heide", denn dort wohnten die Leute, die noch nicht davon gehört hatten, was man in der Stadt schon längst wusste) oder aus dem Griechischen übernommen wurde (dann ist auch eine armenische Deutung möglich).

Ich, als gläubiger Christ, kenne niemanden, der den Begriff heute noch auf Mitmenschen anwendet.

Von der Bibel her und aus kolonialistischen Zeiten ist er mir natürlich bekannt. Wenn es bei Gesprächen in diese Richtung geht, dann ist die hauptsächlich gehörte Zuschreibung so: "Er/sie gehört keiner Religion an." oder "Er/sie ist Atheistin."

Ja, es wäre abwertend, wenn man andere Menschen als "Heiden" bezeichnet.

Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Ich glaube nicht an Gott, und du kannst mich "Heide" nennen, so lange du willst. Das wertet mich nicht ab, genauso wenig wie es einen Gläubigen aufwertet, wenn man ihn als "Gläubigen" bezeichnet.