haben oder sein mit schwimmen?
Hallo zusammen,
Heute habe ich meine Freunde gefragt, ob sie geschwommen haben. Sie haben gelacht und dann gesagt, dass das Verb schwimmen im Perfekt mit sein konjugiert wird. Da ich mir etwas sicher bin, dass das Verb schwimmen auch mit haben konjugiert, habe ich danach im Wörterbuch nachgeschlagen und drin steht, dass das Verb doch mit beiden Hilfsverben konjugiert werden kann. kann man mir das erklären?
Danke im Voraus!
7 Antworten
Es geht tatsächlich mit beidem.
Eines finde ich eher mit Personen:
Ich bin gestern von A nach B geschwommen.
Das andere eine eher passive Tätigkeit:
Wir haben in den Sommerferien selber ein Floss gebastelt, das tatsächlich geschwommen hat.
Der Duden nennt beide Versionen richtig. Ich finde "wir sind geschwommen" aber besser. (Parallel zu "wir sind gegangen", "wir sind gelaufen")
Demnach
http://konjugator.reverso.net/konjugation-deutsch-verb-schwimmen.html
hast Du recht. Aber ich sag das nie.
Man kann zwar beides benutzen; es hat dann jedoch verschiedene Bedeutungen.
Verben der Bewegung werden in den deutschen vollendeten Zeiten (Perfekt, Plusquamperfekt und Futur II) mit "sein" konstruiert.
ich bin gegangen
ich bin gefahren
ich bin geschwommen
Schon bei fahren erkennst du, dass es auch ich habe gefahren gibt. Das bedeutet dann aber auch, dass du ein Objekt hattest, das du lenken konntest. Und dieses "ist gefahren", während "du das Auto gefahren hast".
Mit "schwimmen" ist es etwas komplizierter, weil man da schon eine eigenständugen Bedeutung von schwimmen haben muss, z.B. "im Geld schwimmen". Das ist ja etwas anderes als "im Wasser schwimmen". Man nennt es übertragene Bedeutung. Dann sagt man: ich habe im Geld geschwommen. Das gilt auch für "das Fett hat geschwommen" (in der Pfanne) oder "du hast geschwommen" (im Unterricht, wenn du was nicht genau gewusst hast).
Diejenigen intransitiven Verben (= die kein Objekt verlangen), die eine Zustands- oder Ortsveränderung, die also einen neuen, erreichten Stand bezeichnen, bilden hochsprachlich ihr Perfekt mit "sein", die übrigen mit haben
Schwankungen treten auf, weil entweder über die Zuordnung Unsicherheit besteht,
oder aber, weil sich die Auffassung der Sprachgemeinschaft über die Zugehörigkeit zu einer der beiden Gruppen ändert.
Da besteht nämlich auch ein Unterschied zwischen dem Norden Deutschlands, wo weit mehr das Haben bei der Perfektbildung üblich ist als im Süden, wo das Sein bei den schwankenden Verben stets bevorzugt wird. (N: ich habe gelegen, habe gestanden, habe gesessen, im S: ich bin gelegen, bin gestanden, bin gesessen. Kafka z.B. schreibt in der "Verwandlung": "Mit diesem Brief in der Hand war Gregor lange an seinem Schreibtisch gesessen". "Er hat gesessen" bedeutet im Süden ja ganz eindeutig, dass die Person eine Freiheitsstrafe verbüsst hat, und "er hat gestanden" bedeutet dort nur, dass er ein Geständnis abgelegt hat.)
Bei Verben der Bewegung (fahren, fliegen, tanzen, reiten, segeln, paddeln, rudern...) ist allerdings eine verschiedene Sichtweise immer möglich - so auch bei schwimmen.
Wer an die Dauer der Bewegung denkt, wird haben verwenden,
wer an die Ortsveränderung denkt, benützt sein.
Daher wird die Unterscheidung empfohlen zwischen:
- Er hat den ganzen Vormittag geschwommen
- Er ist über den Fluss geschwommen.
Sprecher aus dem Süden des deutschen Sprachgebietes werden allerdings in beiden Fällen wahrscheinlich ist gebrauchen.