Friedrich Schiller, Beeinflussung durch Immanuel Kant

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Hauptquellen sind Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft (1790) und Friedrich Schiller, Kallias-Briefe (1793), „Ueber Anmuth und Würde“ (1793) und Briefe „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ (1793/1795).

Immanuel Kant meinte, die vom Schönen hervorgebrachten Begriffe seien unbestimmt oder leer und hätten daher keine Objektivität. Es gibt nach seiner Auffassung eine Beziehung zwischen Objekt (Bestimmungsmerkmal des Gegenstandes) und Subjekt (Wirkung auf das betrachtende Subjekt), wobei ein freies Spiel der Erkenntniskräfte einen harmonischen Zustand schaffe und als schön gefalle.

Es findet ein Geschmacksurteil statt. Das Schöne erweckt (in Abgrenzung zum Guten oder Nützlichen) ein interesseloses allgemeines Wohlgefallen:

  • gefällt spontan

  • gefällt aus sich heraus (Form eines zweckmäßigen Gegenstandes, aber ohne Vorstellung eines Zwecks)

  • das Urteil ist allgemein (subjektive Allgemeingültigkeit)

  • das Gefühl ist notwendig

Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft. Erster Theil. Kritik der ästhetischen Urtheilskraft. Erstes Buch. Analytik des Schönen. 1 . Moment des Geschmacksurtheils der Qualität nach. § 5. Vergleichung der drei specifisch verschiedenen Arten des Wohlgefallens (AA V 210):
„Man kann sagen: daß unter allen diesen drei Arten des Wohlgefallens das des Geschmacks am Schönen einzig und allein ein uninteressirtes und freies Wohlgefallen sei; denn kein Interesse, weder das der Sinne, noch das der Vernunft, zwingt den Beifall ab.“

„Geschmack ist das Beurtheilungsvermögen eines Gegenstandes oder einer Vorstellungsart durch ein Wohlgefallen oder Mißfallen ohne alles Interesse. Der Gegenstand eines solchen Wohlgefallens heißt schön."

Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft. Erster Theil. Kritik der ästhetischen Urtheilskraft. Erstes Buch. Analytik des Schönen. 2. Moment des Geschmacksurtheils, nämlich seiner Quantität nach. § 6. Das Schöne ist das, was ohne Begriff als Object eines allgemeinen Wohlgefallens vorgestellt wird (AA V 211):
„Folglich muß dem Geschmacksurtheile mit dem Bewußtsein der Absonderung in demselben von allem Interesse mit dem Bewußtsein der Absonderung in demselben von allem Interesse ein Anspruch auf Gültigkeit für jedermann ohne auf Objecte gestellte Allgemeinheit anhängen, d. i. es muß damit ein Anspruch auf subjective Allgemeinheit verbunden sein.“

Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft. Erster Theil. Kritik der ästhetischen Urtheilskraft. Erstes Buch. Analytik des Schönen. 3. Moment der Geschmacksurtheile nach der Relation der Zwecke, welche in ihnen in Betrachtung gezogen wird. § 15. Das Geschmacksurtheil ist von dem Begriffe der Vollkommenheit gänzlich unabhängig (AA V 228):
„Nun ist das Geschmacksurtheil ein ästhetisches Urtheil, d. i. ein solches, was auf subjectiven Gründen beruht, und dessen Bestimmungsgrund kein Begriff, mithin auch nicht der eines bestimmten Zwecks sein kann. Also wird durch die Schönheit, als eine formale subjective Zweckmäßigkeit, keinesweges eine Vollkommenheit des Gegenstandes als vorgeblich formale, gleichwohl aber doch objective Zweckmäßigkeit gedacht;“

„Das Urtheil heißt auch eben darum ästhetisch, weil der Bestimmungsgrund desselben kein Begriff, sondern das Gefühl (des innern Sinnes) jener Einhelligkeit im Spiele der Gemüthskräfte ist, sofern sie nur empfunden werden kann.“

Friedrich Schiller hat sich mit Kants Philosophie beschäftigt und von ihr ausgehend auch philosophische Werke mit eigenen Gedanken geschrieben. Einflüsse zeigen sich deutlich, auch wo Schiller in der Auseinandersetzung mit Auffassungen eine Weiterentwicklung oder ein Gewinnen eines anderen Standpunkts versucht, der über für nicht ausreichend gehaltenes oder Unbehagen bereitende Auffassungen Kants hinauskommt.

Friedrich Schiller lehnte sich an Kants Überlegungen zur Ästhetik an, suchte aber einen Übergang von der sinnlichen Abhängigkeit (Notwendigkeit) zur moralischen Freiheit und versuchte Schönheit objektiv zu bestimmen. Sie lag nach seinem Verständnis in der Autonomie und in den Kallias-Briefen heißt es: „Schönheit also ist nichts anderes als Freiheit in der Erscheinung.“ Schönheit bildet dabei eine Brücke zwischen Sinnlichkeit und Vernunft. Das Schöne genießen wir als Individuum und als Repräsentanten der Gattung.

Allerdings ist Freiheit der schönen Objekte bei Schiller eine subjektive Zuschreibung, ein Anschein, keine tatsächliche. Insofern wird eine objektive Bestimmung von Schönheit nicht voll erreicht.

Albrecht  10.06.2012, 23:37

Einflüsse Kants auf Schiller zeigen sich in:

  • verwendeten Begriffen (z. B. Vernunft, Erscheinung, Vorstellung, Formen, Anschauung, Autonomie, das Erhabene)

  • Unterscheidung von Naturschönem und Kunstschönem

  • Verständnis von Ästhetik als eigengesetzlichem (autonomen) Bereich

  • Verbindung des Schönen mit einer Übereinstimmung und Harmonie im freien Spiel der Gefühle/Gemütskräfte

  • Versuch, Kant – auch mit Zurückgreifen auf andere Gedanken Kants – zu berichtigen und zu übertreffen, indem Schiller (dem Anspruch nach) ein (zumindest formal) objektives Prinzip des Schönen aufstellt und einen Dualismus (zwei Prinzipien stehen sich gegenüber) bei Kant in einer Synthese (Gegensätze überspannenden und vereinigende Verbindung) überwinden will (z. B. verbindet der Spieltrieb den Formtrieb und den Stofftrieb)

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Kant bestimmt das Schöne maßgeblich aus der Perspektive des betrachtenden Subjekts. Das Schöne ist ein Geschmacksurteil der Vernunft, ja es ist – wie eine berühmte Formulierung Kants besagt: das sittlich Gute. Dass das Schöne auch als schöner Gegenstand eine Bedeutung bekommen kann, indem es das Natürliche, dem es angehört, mit dem Sittlichen verbindet, ist bei Kants rigorosem Dualismus nicht möglich. Das Schöne kann für ihn nur im Bereich des Sittlichen an Bedeutung gewinnen, als Teil der Natur, etwa als Lustgefühl oder sinnlicher Trieb, muss es der eisernen Kontrolle der Vernunft unterliegen. Hier nun hat Schiller, der sich mit Kants Schönheits-begriff auseinandergesetzt hat und von diesem inspiriert wurde, ein eigenständiges Verständnis des Schönen entwickelt. Ihm geht es vor allem um die Eigenart des schönen Gegenstands selbst, um die Mittlerfunktion des Schönen zwischen den Prinzipien Vernunft und Natur. Nicht die rigorose Unterordnung der Naturtriebe unter die Kontrolle der Vernunft ist für ihn maßgebend, sondern die Harmonie zwischen dem intelligiblen und dem natürlichen Teil des Menschen ist das Ziel eines guten Lebens. In dieser Harmonie entfaltet sich alsdann eine „schöne Seele“. „Schönheit besteht in einer glücklichen Harmonie von Vernunft und Natur“ (H.A, Korff, Geist der Goethezeit II, S. 278), das ist die entscheidende Weiterentwicklung des Kantischen Schönheitsbegriffes. Zwar widerspricht Schiller nicht der Kantischen Ethik von der strengen Moralität, aber er ist der Meinung, dass es noch ein höheres Ideal für den Menschen gibt als das moralische und dass darin ebenfalls vollendete Humanität entstehen kann: Dieses Ideal ist durch die genannte glückliche Harmonie der im Menschen verbundenen Prinzipien (Natur und Geist) zu erreichen (s. Korff, S. 281).

Ein wichtiges Bindeglied von Friedrich Schillers theoretischer Schaffensperiode waren neben anderen Schriftstellern zweifellos die Lehren von Immanuell Kant. Weitere Details unter nachstehendem Link. Viel Erfolg beim Herausarbeiten

http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/112519.html