Eignung zum Notfallsanitäter?

6 Antworten

Red mal mit einem Freiwilligen Rettungsdienst. Da bekommst du viele Infos, die Leute sind normalerweise nett, weil sie ihre Zeit mit Leidenschaft machen. Dies ist schon mal die erste Voraussetzung.

Alles Übrige erlebst du live. Ich habe viele Leute kommen und gehen gesehen. Einige waren vielversprechend, aber aus verschiedenen Gründen nicht geeignet (es ging ihnen zu sehr ans Herz, hatten große Probleme, im Team zu arbeiten, es wurde ihnen bei schnellen Kurvenfahrten schlecht usw. auf.). Wieder andere schienen fast versehentlich da rein geraten zu sein und sind nach 15 Jahren immer noch da, echte Profis und Bezugspunkte.

Alles Gute!

Ein Direkteinstieg in die Ausbildung zum Notfallsanitäter ist selten möglich und als Minderjähriger noch seltener, die meisten erfolgreichen Bewerber bringen bereits Einsatzerfahrung als Rettungssanitäter mit, das ist zwar nirgends gesetzlich gefordert, aber dann weiß man eben schon, ob das Tätigkeitsfeld Rettungsdienst zu einem passt und hat neben Vorwissen außerdem wertvolle Erfahrungen sammeln können. Unter 18 Jahren hat man im Rettungsdienst kaum eine Chance, das Jugendarbeitsschutzgesetz ist nur sehr schwer mit dem Arbeitsumfeld Rettungsdienst zu vereinbaren und außerdem wird ein Führerschein gefordert, da auszubildende Notfallsanitäter ab dem zweiten Ausbildungsjahr nach Ablegung einer Prüfung, das sie dem Rettungssanitäter gleichstehen als zweite Person/Fahrer auf dem Rettungswagen zum Einsatz kommen und das eben ohne Fahrerlaubnis, für Rettungswagen heutzutage sogar meist der Klasse C1, nicht möglich ist.

An Prüfungen gibt es diese Gleichwertigkeitsprüfung, die im Grunde ein Prüfung zum Rettungssanitäter ist und am Ende des dritten Ausbildungsjahres die zehnteilige staatliche Prüfung zum Notfallsanitäter (drei mal schriftlich jeweils 120 Minuten, drei mal mündlich jeweils 30 bis 45 Minuten und vier praktische Fallbeispiele, wovon jedes durch ein Fachgespräch mit dem Prüfungsausschuss ergänzt wird). Das Ziel der Prüfung ist natürlich nachzuweisen, dass man die in Paragraph 4 Notfallsanitätergesetz definierten Aufgaben der Notfallversorgung ausführen kann. Über Zwischenprüfungen kann ich nichts sagen, da ich selber Rettungssanitäter bin (bei mir in der Umgebung werden wie in Abschnitt 1 beschrieben nur RettSan mit Berufserfahrung in die NotSan Ausbildung aufgenommen). Beim Rettungssanitäter gab es außer der Prüfung zum Rettungshelfer am Ende des Grundlehrganges und natürlich der Abschlussprüfung regelmäßig, das heißt alle drei Tage eine sogenannte Lernzielkontrolle, also eine Überprüfung des Lernerfolges, deren Nichtbestehen hätte allerdings nicht zum Abbruch geführt.

Die Grundsatzfähigkeiten eines Mitarbeiters im Rettungsdienst sind schnelle Entscheidungsfindung, zielgerichtetes Handeln, angemessener Umgang mit den Patienten, Sorgfältigkeit, Selbstreflektion und eine gewisse körperliche Fitness (man muss nicht super sportlich sein aber man muss zum Patiententransport geeignet sein, der eben auch den Transport des 100 Kg Patienten über drei Stockwerke umfasst- wenn es mal gar nicht geht, dann ruft man ein weiteres Rettungsmittel oder die Feuerwehr zur Tragehilfe, das darf aber nicht der Regelfall sein).

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.

Hi,

auch wenn eine Vielzahl an Punkten schon genannt wurde, gebe ich doch mal noch meinen Senf dazu...

An formalen Voraussetzungen nennt das NotSanG lediglich die gesundheitliche Eignung und einen mittleren Schulabschluss (oder gleichwertige Vorbildung) als Voraussetzungen - prinzipiell also Sachen, die erfüllbar sind.

"Inoffiziell" werden die Volljährigkeit und ein Führerschein Klasse B (besser Klasse C1) gefordert - und zwar so flächendeckend, dass es ohne fast nicht geht. Das Arbeitsumfeld Rettungsdienst lässt sich kaum bis gar nicht mit den Bestimmungen des Jugendarbeitsschutzgesetzes in Einklang bringen.

Noch wichtiger sind aber gewisse Fähigkeiten, die man mitbringen sollte.

Eine gewisse körperliche Belastbarkeit ist unabdingbar, ebenso ein hohes Maß an Stressresistenz, psychischer Belastbarkeit, Lernbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein, Entscheidungsfreude - und definitiv auch Flexibilität. "Lehrbuchfälle" gibt es kaum.

Man sollte in der Lage sein, auf Menschen in Ausnahmesituationen zugehen, angemessen kommunizieren und Halt geben zu können - eine Fähigkeit, die sich bei den meisten erst nach und nach entwickelt. So etwas bringt Lebenserfahrung und psychische Reife mit sich, keine Schul- oder Berufsausbildung.

12-Stunden-Schichten, Wochenend-, Feiertags- und Nachtdienste sollte man "abhaben können" - auch hier ist vieles Gewöhnungssache.

Die Prüfungen

Zumindest für die Ausbildung zum Notfallsanitäter etablieren sich immer mehr "richtige" Assessment-Center - im Groben sind diese so aufgebaut, wie jedes andere AC, daher spare ich mir an dieser Stelle die Details.

Zur Ausbildung an sich - praktisch jede Berufsfachschule handhabt es mit den Prüfungen anders, lediglich die in der NotSan-APrV und im Rahmenlehrplan des jeweiligen Bundeslandes festgelegten Prüfungen laufen gleich ab.

So war es z.B. bei mir üblich, dass in jedem Block eine schriftliche Überprüfung stattfand und ggf. auch eine praktische, sofern das Thema es hergab.

Mitte/Ende des ersten Lehrjahres findet in aller Regel eine Äquivalenzprüfung zum Rettungssanitäter statt - also schriftlich, praktisch, mündlich -, nach deren bestehen man zumindest die Qualifikation zum RS hat (wenn man es nicht ohnehin schon vorher war, wie RedPanther erwähnt hat).

Zumindest in "meinem" Bundesland ist zum Ende des zweiten Lehrjahrs eine Zwischenprüfung vorgesehen (ugs. "RA-Äquivalenzprüfung"), nach deren Bestehen der Auszubildende selbstständig Notfallpatienten während der Fahrt betreuen darf.

Die Ausbildung schließt mit dem Staatsexamen ab, welches Rollerfreake bereits beschrieben hat.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Hm, das wusste ich vorher auch nicht. Ich wusste nicht, ob ich Blut sehen kann. Ich wusste nicht, ob ich damit klarkomme eine Leiche zu sehen. Ich wusste nicht, ob ich mit dem Schichtdienst klarkomme. Das Gute war: Ich wusste, dass es nur ein FSJ ist, sprich das Ganze nötigenfalls nach einem Jahr vorbei ist und ich wieder normal leben kann. Der Rest hat sich nunmal so ergeben, dass mir diese Arbeit sehr viel gibt und ich mit all den obigen Punkten keine Schwierigkeiten habe.

Du solltest unter Stress nicht zur Salzsäule erstarren, sondern wissen, dass du dann wenigstens in der Lage bist, ein zigmal geübtes Handlungsschema abzuarbeiten.

Du solltest einen handfesten Plan haben, was du machst wenn es mal einen wirklich belastenden Einsatz gegeben hat. Sprich, du solltest mit Sport, Freundeskreis, Partner o.ä. so sattelfest stehen, dass du im Privaten einen sicheren Halt hast.

Du solltest stets neugierig und interessiert sein. Denn Rettungsdienst ist oft eben nicht Schema X, weil sich die gesundheitlichen Probleme eben nicht so eindeutig herausstellen, wie im Lehrbuch. Es ist durchaus ein gewisser Wille gefragt, auch mal dein Bisschen quer zu denken, was es denn sonst sein könnte, und sich zu überlegen wie schlimm es denn wäre, wenn du falsch liegst.

Du solltest damit umgehen können, dass es eben nicht immer so läuft wie gedacht. Fehler machen und Scheitern gehört zur Arbeit im Rettungsdienst dazu! Wichtig ist, dass du ordentlich darüber reflektieren und es nächstes Mal besser machen kannst.

Du solltest ein gewisses Verantwortungsbewusstsein und eine gewisse Sorgfalt mitbringen. Ja, auch den dritten Besoffenen des Abends ordentlich zu untersuchen ist nervig, aber vielleicht ist gerade dieser eben nicht besoffen, sondern unterzuckert oder hat ne Hirnblutung.

Du solltest auch noch handlungsfähig bleiben, wenns mitm Mittagessen mal nicht klappt, oder die Schicht mal nicht 12h dauert, sondern 14h, weil der letzte Einsatz einfach eskaliert ist.

So, und nun das, was dir am meisten wehtun wird: Du solltest volljährig sein, Fahrpraxis haben und möglichst schon ein FSJ/BFD im Rettungsdienst gemacht haben. Volljährig, weil es arbeitsrechtlich (Jugendschutzgesetz) problematisch ist, eine 17jährige Person über 12h in der Nachtschicht mitzunehmen. Unser Rettungsdienst nimmt grundsätzlich keine minderjährigen Bewerber. Fahrpraxis ist auch sehr zu empfehlen, weil zur Ausbildung auch der LKW-Führerschein und das Fahren mit dem Rettungswagen gehört... das ist weitaus gefährlicher, wenn du noch drüber nachdenken musst welches Pedal welches ist. Und FSJ/BFD... naja, wie du selbst gemerkt hast, hat man als "Unbeteiligter" nicht so recht eine Ahnung, ob der Job etwas für einen ist. Und wenn das FSJ im eigenen Haus war, kennt dich der Arbeitgeber schon. Und solche Leute werden natürlich bevorzugt eingestellt, wenn auf einen Ausbildungsplatz 10-20 Bewerber kommen, von denen >50% eben dieses FSJ schon gemacht haben.

Sorry, wenn ich dich damit ein Wenig desillusioniere, aber das ist leider so.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

zockerxgirl 
Fragesteller
 27.05.2019, 20:25

Danke:)

Ich werde meinen traum nicht so leicht aufgegeben.Ich möchte menschen helfen.Es wird alles kraft und zeit kosten,aber ich werde es erstmal versuchen und wenn ich scheiter,dann ist es so.Ich weiß das der beruf nicht so ist,wie er im Tv dargestellt wird und er mir viel kraft kosten wird,aber ich gebe nicht auf.Ich bin erst 15 und muss mich erstmal um die schule kümmern. Ich hab keine ahnung ob ich leichen sehen kann (hab ja auch noch nie eine im echten leben gesehen). Ich hab aber schon mehrfach schwer verletzte personen gesehen und wusste leider nicht was ich tun könnte um diesen zu helfen, dass möchte ich ändern! Mir ist auch klar,dass ich nicht jeden Menschen retten kann.

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RedPanther  27.05.2019, 21:37
@zockerxgirl

Das ist schonmal eine gute Einstellung! Man muss auch was haben, wofür man kämpft ;)

Gegen das Unwissen, wie du Menschen als Laie helfen kannst, würde ein Erste-Hilfe-Kurs erstmal helfen. Darf man nicht nur für den Führerschein machen ;) (ich freue mich jedes Mal, wenn ich jemanden im Kurs habe, der kommt weil er es möchte, nicht weil er die Bescheinigung für irgendwas braucht)

Wenn du 16 bist, kannst du dich auch ehrenamtlich im nächsten Ortsverein einer Hilfsorganisation einbringen, dann springt auch eine sanitätsdienstliche Ausbildung heraus. Wieder ein paar Fertigkeiten mehr.

Dir fehlt nichts, wenn du mit 15 noch keine Leiche gesehen hast. Das reicht auch später irgendwann mal. Es hilft, wenn man sich vorher schon darüber im Klaren ist, dass jedes Leben zwangsweise im Tod endet, dieser also dazu gehört. Ein Bewusstsein, das in meinen Augen dieser Gesellschaft etwas abhanden gekommen ist.

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Hart im Nehmen, darfst nicht so zimperlich sein, gute Psyche haben, Stress abhaben können, du musst in Stresssituationen immer noch klar denken können, Teamfähig, sportlich, Kommunikationsfähig, relativ gut in Mathe, Überstunden & keine Ausruhzeit & kein Schlaf musst du ab haben können und dann immer noch funktionieren und klar denken können und dich konzentrieren können, Pflichtbewusst sein, Sorgfältig.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung