Beckenschlinge und Bodycheck wann zeitlich?

4 Antworten

Bei "Critical Bleading" werden äußerlich sichtbare, bedrohliche Blutungen unmittelbar gestillt. Danach wird ganz normal nach ABCDE vorgegangen. Bei "C" spielen die großen Blutungsräume eine Rolle, das sind der Thorax, das Abdomen, das Becken und die Beine (die Oberschenkel). Hier wird demnach auch über die Anlage einer Beckenschlinge entschieden. Die Stellung der Indikation zur Anlage einer Beckenschlinge, wird nach dem sogenannten "KISS- Schema" gestellt, also Kinematik des Unfallereignisses, Inspektion des Beckens auf Hämatome und ähnliches und Schmerzen im Becken. Eine vorherige Palpation des Beckens, wird nach den aktuellen Erkenntnissen nicht mehr empfohlen, da wenig Evidenz zu Sicherung oder Ausschluss der Verdachtsdiagnose Beckenfraktur und Gefahr, die Blutung dadurch eventuell sogar zu verstärken!. Der Bodycheck des gesamten Körpers einschließlich Arme undsoweiter, erfolgt dann bei "E".

Die Anlage einer Beckenschlinge muss in regelmäßigen Abständen trainiert werden, einmal im San- Lehrgang trainiert und danach nie wieder geübt, ist eigentlich für seine sichere Anwendung nicht ausreichend, weswegen die Beckenschlinge im San- Lehrgang vielfach gar nicht unterrichtet wird sondern erst ab der Qualifikationsstufe "Rettungshelfer/in". Die Anlage eines HWS- Stützkragens, wird in den Leitlinien ebenfalls auch zunehmend kritischer betrachtet, ein schweres Schädel- Hirn- Trauma (SHT), ist zum Beispiel mittlerweile eine Kontraindikation für eine Zervikalstütze, da durch die Kompression venöser Blutgefäße der Hirndruck weiter ansteigen kann. Hier sollte die HWS beim ansprechbaren Patienten manuell stabilisiert werden, bis der Patient auf einer Vakuummatratze oder auf einem Spineboard mit Kopffixierungssystem immobilisiert worden ist.

Mfg

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.

Das klinische Beispiel wird natrürlich völlig anders laufen als ein Live Einsatz.

Du hast also einen Patienten der ist gestürzt:

Grosse höhe ? ( grösser 3 Meter )

Da der Patient in deinem Beispiel wach und ansprechbar ist hast du bereits die Frage nach Airways ( Verlegung bsp ) geklärt ebenso die Frage nach der vorhandenen Atmung, ob diese suffizient ist, finden wir noch raus.

Nach xabcde hast du also mit der Leitlinie "threaht first what kills first" :

1) Zervikalstütze anzulegen

2) Beckenschlinge anzulegen

Beides bitte zu zweit.

ABER:

Die Zervikalstütze hat bsp die Kontraindikation der Clavicula-Fraktur, die Beckenschlinge die der Fraktur an der Collum femoris, sprich des Schenkelhalses. Um nach der Leitlinie zu gehen dem Patienten keinen Schaden zuzufügen ( wäre btw auch eine sofortige 6 bei der Prüfung )

Musst du VOR der Massnahme feststellen ob eine Kontraindikation vorliegt.

Also du musst in der Theorie erst den Bodycheck durchführen.

In der Praxis wird das aber eher so ablaufen:

Ankommen, pat wach u ansorechbar, sturzt grösser 3 Meter

AB als erst Survey ok, pat hat keine Schocksymptomatik, spricht nicht für ein hämodynamisches geschehen, keine offenen Blutungen. Bodycheck oberflächlich HWS SZ, keine Clavicula Fraktur, ( anweisung zervikalstütze in Vorbereitung ), Thorso stabil keine sz, Bauch weich, auf ersten Blick keine Hämatome. Beckenbereich sz, leichte Instabilität, keine Anzeichen auf Schenkelhals. Zeitaufwand bis hier hin 30-45 Sekunden.

Anlage Zervikalstütze , Anlage Beckenschlinge, NEF nachfordern falls nicht schon da bzw unterwegs.

Ab jetzt beginnt mit dem DMS Schema ( nach jeder Massnahme durchzuführen ) die Second Survey du kannst dein normales abcde, sampler opqrst etc abspulen.

Das ist ein Fehler der gerne Anfängern und wenig erfahrenen passiert, sich von der ersten dominierenden Verletzung ablenken/ leiten lassen.

treat first what kills first.

heißt, erst das bekämpfen/ behandeln was den Patienten aller Wahrscheinlichkeit nach als erstes tötet.

und eben dafür gibt es, gerade für ungeübte eine wirkliche Stütze, das cABCDE Schema.
Das solltest du in deinem Kurs eigentlich intensiv gelernt haben.

und um zu wissen ob es eine kritische Blutung ist musst du à: entweder wissen wie die Kreislaufverhältnisde sind ( was im ersten „Angriff „ bitte bitte erstmal wegfällt.) oder du hast sicher Zeichen für eine kritische Blutung.
Also eine sichtbare,massive Blutung.

Die Schmerzen im Becken oder aber die Kinematik können EIN HINWEIS!!! sein für den Verdacht auf eine Blutung. Mehr aber auch nicht.
Es wird aufgrund der Kinematik/ dem Unfallhergang prophylaktisch eine Beckenschlinge angelegt.

Präklinisch ist es nicht möglich eine Becken oder Beckenringfraktur sicher zu diagnostizieren oder gar auszuschließen.
Aus diesem Grund entfällt auch ein untersuchen auf Instabilitätszeichen, hat schlicht keine Konsequenz.

nicht unterbleiben darf eine Sichtung des Beckens ( des gesamten Körpers) ohne Bekleidung.

KEINE DIAGNOSE DURCH DIE HOSE


Ja..... Das ABCDE Schma macht man dann wenn man auf den ersten Blick nix potenziell tödliches sieht.

Wenn der Patient beim auffinden direkt von Massiven Schmerz im Beckenbereich berichtet und sich das Becken dann auchnoch ineinander verschieben lässt dann zuerst den Gurt anlegen....