Adolf h ist doch kein deutscher?

6 Antworten

Jetzt mal der Reihe nach:

Hitler wurde in Branau am Inn geboren, das gehörte damals zur K&K-Monarchie (Österreich-Ungarn). Nach deren Zerfall war Hitler, obgleich er auf deutscher Seite am Ersten Weltkrieg teilgenommen hatte, immer noch Österreicher. Später gab er, um nicht abgeschoben zu werden, die österreichische Staatsbürgerschaft auf.

Seine Einbürgerung nach Deutschland hingegen gestaltete sich schwierig, ein normales Einbürgerungsverfahren kam nicht in Frage und wäre wohl auch negativ verlaufen, Hitler brauchte aber, um bei der Wahl zum Reichspräsidentenwahl 1932 kandidieren zu können, unbedingt die Staatsbürgerschaft. Damals war geltendes Recht, dass man mit der Ernennung zum Beamten auch die Staatsbürgerschaft erworben wurde. Zunächst war also geplant, Hitler im thürinigischen Hildburghausen zum Polizisten zu ernennen, was der thüringische Innenminister - NSDAP-Mitglied - hätte vornehmen können, was Hitler allerdings verwarf, weil er den Spott über den Gendarmen von Hildburghausen fürchtete. Letztlich wurde er dann von der Braunschweiger Regierung zum Legationsrat - auch dort war die NDSAP an der Regierung beteiligt - ernannt und Hitler somit Reichsdeutscher geworden.

Österreich und Deutschland waren (und sind) eng verbunden. Bis 1945 verstanden sich 90 % der Österreicher als Teil Deutschlands. 1919 nannte sich Österreich "Deutsch-Österreich" und wollte dem Deutschen Reich beitreten, was nur die Siegermächte verhinderten.

Auch für Hitler gab es keinen Gegensatz Deutscher-Österreicher. Es war damals kein Problem, als Österreicher Kriegsfreiwilliger in Deutschland zu werden. 1932 wurde er dann offiziell eingebürgert.

Es gibt auch keinen Gegensatz Nazi-Österreicher. Die NSDAP gab es auch in Österreich, und der Anteil der Nazis an der Bevölkerung war in Österreich genauso hoch oder vielleicht sogar höher als in Deutschland. Das wurde nach 1945 verdrängt, indem Österreich sich als "Opfer Hitlers" hinstellte.

Adolf Hitler ist ist in Österreich geboren, genau genommen in Braunau, (ein paar Meter von der Bayerischen Grenze entfernt), aber als die Österreichische Monarchie den jungen Mann zur Einberufung rief, setzte er sich einfach nach Bayern ab und erklärte sich als Staatenlos.

Hitler fühlte sich aber irgendwie als „Großdeutscher“, kämpfte für das Deutsche Kaiserreich im 1.Weltkrieg bis zum Umfallen, machte nach dem Krieg in Deutschland politische Karriere und bekam auch irgendwann die Deutsche Staatsbürgerschaft.

Ohne Deutsche Staatsbürgerschaft hätte er logischerweise nie Reichskanzler werden können.

Sich jetzt vom „Führer“ zu distanzieren und ihn als Österreicher zu bezeichnen ist mehr als merkwürdig.

Hey du,

ja... das ist eine ganz verständliche Frage.

Um das zu verstehen, muss man seine Wahl im Kontext der Zeit sehen.

Ganz kurz gehalten:

Die Weimarer Republik war ja noch recht jung und wenig Stabil. Dies insbesondere auch wegen den Folgen der Niederlage und den Verschwörungstheorien (z.B. Dolchstoßlegend aber auch die Auswirkungen von Marx). Das "Deutschland" war noch nicht so lange raus aus dem losen Kleinstaatenverbund, den es zuvor gab und der auch kaum gefestigt und voller "Übrgänge" war. Somit gab es noch viele Verbindungen in andere Regionen, wie eben Österreich. Ein anderes Beispiel war Einstein, der zeitweis als Staatloser lebte.

Die Staatlichkeit in der Zeit, insebondere durch die Verbindungen des 1. WK, war noch sehr lose und nicht so hart abgrenzbar, wie wir es aus heutiger Sicht kennen. Zudem hat Hitler auf Seite Deutschlands im 1. WK gekämpft und war zumindest als deutsche Beamter eingestellt (auch wenn er da keinen Handschlag getan hat).

Ein Beispiel, welches zwar eher falsch als richtig ist aber eine Vorstellung der Staatenorganisation gibt sind die ex-sowjetischen Teilrepubliken, die ja zumeist auch nichts halbes und nichts ganzes sind. Dies einfach als eine "Ahnung" das nachzuvollziehen (auch wenn es dann doch etwas anders war).

Der Kontext der Zeit und der damaligen Lebenswelt ist eigentlich immer wichtig, wenn man geschichtliche Daten und "Fakten" einordnen will. Nur so kann man Prozesse und Taten umfänglich verstehen.

Also adolf hitler war ja ein Nazi aber er war ja selber aus Österreich und nicht Deutschland wieso durfte er dann hier Kanzler werden oder wie das heißt

Das stimmt, Hitler war ein Export aus Österreich, oder Import, je nachdem, wie man es sieht.

Schon im ersten Weltkrieg hat er sich freiwillig bei einem deutschen Infanterieregiment gemeldet. Seine heroische Darstellung in "Mein Kampf" war wohl etwas übertrieben und geschönt.

https://www.welt.de/kultur/history/article9673138/Adolf-Hitler-war-im-Ersten-Weltkrieg-ein-Feigling.html