Warum hat Richard David Precht seinen Uniposten durch seine antisemitische Aussagen verloren?

3 Antworten

Er hat den Posten freiwillig aufgegeben. Möglicherweise kam ihm der Zeitpunkt gelegen, weil er schon länger mit dem Gedanken gespielt hatte, dort aufzuhören, oder weil er wegen der medialen Aufmerksamkeit um seine Aussage zu stark in der Kritik steht, besonders in den Kreisen in denen er sich dort bewegen würde.

Er sagte sinngemäß, dass es ultra-orthodoxen Juden verboten wäre zu arbeiten, außer im Diamantenhandel und bei Finanzgeschäften.

Das bedient gewisse Vorurteile und ist eine dieser grenzwertigen Halbwahrheiten, die ein Quäntchen Wahrheit enthalten, es in der Summe aber völlig falsch auslegen...

1) Wurde es den Juden während dem Mittelalter in Europa tatsächlich von der christlichen Mehrheitsbevölkerung verboten, einen Zugang zu den Handwerksgilden zu erhalten. Damit wurden sie aus essentiellen Teilen der Gesellschaft und der Arbeit ausgegrenzt. Als Alternative blieb häufig nur die Arbeit als Kaufleute, worin einige wenige erfolgreich waren und zu großen Reichtum kamen. Dieser Reichtum vererbte sich über Generationen und bot beim späteren Aufkommen vom Bankwesen, Kredit- und Kapitalgeschäften einen Vorteil. Das ist der Grund warum sie eher im Bereich Handel und Finanzen tätig waren.

2) Werden ultra-orthodoxe Juden auch in Israel selbst oft kritisch betrachtet, weil sie sich sogar innerhalb Israels nochmal absondern, Parallelgesellschaften bilden und sich oft am gemeinnützigen, gesellschaftlichen Leben zu wenig beteiligen würden. Viele Punkte für die sie auch in vielen Gegenden von Europa kritisiert wurden und antisemitische Ressentiments gefördert hat.

D.h. die Aussage von Precht ist per se nicht falsch, aber zu vereinfacht und verallgemeinert dargestellt. Die Reaktion der jüdischen Communities in Deutschland ist dagegen auch etwas kritisch zu betrachten, da es den Anschein macht einen Diskurs moralisch und ethisch zu verbieten durch Totschlagargumentationen... was Vorurteile nur bekräftigt.

"Zuvor hatte das Studierenden-Parlament der Leuphana nach umstrittenen Aussagen von Precht ein Ende der Zusammenarbeit gefordert. Es handele sich um antisemitische Äußerungen, schrieben die Studierenden."

Ich denke, er wollte da nur weiteren Problemen zuvorkommen.

Er hat den Posten von sich aus aufgegeben, wohl weil er sich Diskussionen ersparen wollte.

Ein Precht diskutiert nicht, er verkündet.