Glaubt ihr, man hätte sich damals als Deutscher mit den Angelsachsen unterhalten können?

Das Ergebnis basiert auf 3 Abstimmungen

Ein paar Brocken bestimmt 33%
Man hätte Folgen und schnell reinkommen können 33%
Komplettes Verständnis 33%
Nein, komplett unverständlich 0%

4 Antworten

Komplettes Verständnis

Du musst lernen, zwischen "germanisch" und "deutsch" zu unterscheiden! Angeln und Sachsen in Britannien waren NIE DEUTSCH!

deutsch Adj. althochdt.  thiutisk, mitelhochdt.  diutsch

ist ein Adjektiv zu "thiud, diut " 'das Volk' und betraf schon zur Zeit Karls d. Gr. die missionierten germanischen Stammesangehörigen, in deren Sprache (' lat. theodiscus ‘') die Missionierung erfolgte.

Das Gebiet, wo diese"Volkssprache" verwendet wurde, wurde schließlich zu "Diutiskland".

Das brauchst du weder dich noch uns zu fragen. Es gibt originale altsächsische Texte kostenlos im Internet zu finden. Die Sage von Beowulf wäre ein Beispiel.

Daran kannst du dich versuchen. Dann weisst du es.

Ein paar Brocken bestimmt

Ich würde nun nicht "komplett unverständlich" sagen, und ich schätze mal, dass "ein paar Brocken" besser hinkommt.

"Wé synt Higeláces béodgenéatas, Béowulf is mín nama."

Bis auf das eine Wort (béodgenéatas, in etwa "Tischgenossen", also die Leute, die an der selben Tafel wie Higelác saßen) versteht man das schon. Dennoch bleibt viel unverständlich, zum Beispiel in:

"Hwanon ferigeað gé faétte scyldas,
graége syrcan ond grímhelmas,
heresceafta héap?

Ic eom Hróðgáres ár ond ombiht.

Ne seah ic elþéodig þus manige men módiglícran."

"Helme" und "Schilde" versteht man wohl noch, aber der genaue Zusammenhang des ersten Satzes wäre mir nun erstmal nicht so ganz klar. "Ombiht" ist das Wort "Amt" oder "Ombud" (kennt man noch den "Ombudsmann"?) - der gute Beowulf steht also im Amt (Ombud), im Dienst von Hróðgár.

Den letzten Satz kann ich schon entschlüsseln, bei dem hübschen Wort "elþéodig" hilft mir aber eine gewisse Kenntnis des Altnordischen/Isländischen.
Denn þéod = Volk (so ähnlich wie im Isländischen), und el- ist die Vorsilbe wie in "El-sass", dieses Präfix bezeichnet "auf der anderen Seite, auf der fremden Seite" (beim Elsass trennt der Rhein die linksrheinischen von den rechtsrheinischen Gruppen).

elþéodig ist also "ausländisch".

Die Vorsilbe el- ist er- im Isländischen, ein Ausländer ist ein erlendur.
Das englische Wort foreign nutzte man noch nicht. Das ist nämlich nichts anderes als das französische Wort forain (und kam erst mit den Normannen).

foreign - Wiktionary, the free dictionary

"Nie sah ich ausländische so manche Männer von mutigerem Aussehen."
"Nie sah ich so viele ausländische Männer von mutigerem Aussehen."

Die eigenartige Stellung des Adjektivs gibt es auch im Isländischen ("Trockenen will sie befeuchten Gaumen." (über so einen Satz bin ich mal gestolpert) - dies erinnert mich etwas an Latein, wo man das Adjektiv fast "überallhin" in den Satz hineinsetzen darf).

módig ist wohl tatsächlich mutig/kühn, das versteht man vielleicht schon noch.

Die paar Sätze stammen aus dem angelsächsischen Beowulf.

Übrigens ist der Name Higelác, ein König der damaligen nordgermanischen Südschweden ("Gauten") auch interessant. "hige" hat derselbe Stamm wie das isländische Verb für denken "hugsa" und -lac ist womöglich dasselbe wie das englische Verb "to lack". Das heißt, dass der gute Higelác nicht viel nachgedacht hat, sondern eher hitzköpfig und ganz spontan gehandelt hat (falls diese Etymologie so hinkommt). "Ég hugsaði ekki" = "ich habe nicht nachgedacht", ein wenig Isländisch kann ich noch auswendig.

"Hygelac fungiert im Beowulf-Epos als mutiger, kriegerischer König, dem es jedoch an Weitsicht und Klugheit mangelt, womit er nicht als Idealkönig gelten kann."