Jetzt mal hauptsächlich bezogen auf dieses Pressestatement:
Positiv aufgefallen ist mir sicher zu Beginn, dass Wagenknecht es zeigen kann, dass Kritik an der Ampel auch einigermassen sachlich geäussert werden kann und man gleichzeitig auch eigene Konzepte präsentieren kann, was ja z.B. bei der AfD gänzlich fehlt. Allerdings ist sie, wenn es um die Ampel ging, leider in meinen Augen viel zu wenig auf konkrete Punkte eingegangen und hat vielmehr einfach bestimmte Narrative wiederholt.
Was die Innenpolitik, insbesondere die die Wirtschafts- und Sozialpolitik angeht, scheint sie recht gute Ideen zu haben, auch wenn hier wenig wirklich konkret gesagt wurde (was natürlich auch unter anderem am eben auch relativ kleinen Umfang des Statements liegt). Das ist möglicherweise der grosse Unterschied zur AfD oder FDP, die ja ihrerseits eher eine Wirtschaftspolitik für die Eliten planen, aber auch gegenüber anderen linken Parteien, bei denen die Sozialpolitik scheinbar langsam, aber stetig in den Hintergrund rückt.
Über die Rolle des Staates in der Wirtschaft nach ihren Vorstellungen hat sie leider kaum gesprochen, das hätte ich auch noch interessant gefunden.
Wichtig finde ich auch, dass die Klimaschutz nicht vollständig ablehnt, ich traue ihrer Gruppe da zu, einen guten Mittelweg zu finden.
Sehr interessant wird für mich ihre Migrations- und Asylpolitik, da bin ich sehr gespannt auf detailliertere Konzepte. Etwas strenger würde ihre Politik sicherlich ausfallen, die Frage ist, ob man bei ihr die AfD-Symbolpolitik einfach abschreibt oder ob man wirklich lösungsorientierte Konzepte präsentieren wird.
Was ihre Aussenpolitik angeht, muss ich sagen, dass ich sie grösstenteils so ablehnen muss. Ich würde mir zumindest eine klare Kante gegen Russland und andere Autoritäre wünschen sowie klare ein Bekenntnis zu NATO und EU.
Ein schwacher Punkt an der Gruppe ist in meinen Augen sicherlich die fehlende bekannte Breite. Wagenknecht selber ist die absolut dominante Figur, da müssen möglichst bald noch weitere Gesichter zum Vorschein kommen und mittelfristig sollte sie dann auch ihren Namen definitiv aus dem Gruppen- (bzw. dann Parteinamen) entfernen, auch, damit Inhalte mehr in den Vordergrund rücken.
Ich denke, sie kann sich zu den anderen Parteien trotz einigen Schwächen durchaus auch positiv abheben, zu SPD und CDU z.B. durch klare Ansagen, zu den Grünen durch einen massiv stärkeren Fokus auf "linke Werte", zur FDP durch sozialere Wirtschaftspolitik und eine klare Linie und zur AfD durch Realitätsnähe, Souveränität, und brauchbare Ideen.
Fraglich ist allerdings, was am Schluss dann wirklich herauskommt. Denn versprechen kann sie in ihrer Position aktuell alles.
Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf ein ausführliches Programm. Ob die zukünftige Partei für mich infrage kommen würde, ist allerdings noch nicht klar, dafür müsste zuerst meine oben angemerkten Fragezeichen beseitigt werden und es muss eine klare Abgrenzung zu Autoritären im In- und Ausland kommen, was ja aktuell mit u.a. Putin und der AfD in meinen Augen noch nicht zufriedenstellend gegeben ist.