Also was ist so toll daran ständig zu arbeiten, ständig zu trainieren, ständig etwas zu tun was "produktiv" ist?
Ich kann Stillstand nicht ausstehen. Der Mensch ist heute nicht da, wo er ist, indem er die letzten hunderttausend Jahre unproduktiv war und "gechillt" hat. Selbst in der Antike haben bekannte Philosophen schon erkannt, dass Stillstand die menschliche Seele – metaphorisch – vergiften kann.
Nichts desto trotz: Nicht jeder Mensch ist dazu gemacht, dauerhaft produktiv und "unter Strom" zu sein. Vor zehntausenden Jahren mag das noch so gewesen sein, durch den neuen Komfort der modernen Welt hat sich das aber inzwischen rum gerissen. Der moderne Mensch kann es sich erlauben, "nichts" zu machen. Er wird schon nicht vom nächstbesten Puma gefressen und somit aus der darwinischen Gleichung gestrichen werden. Im Gegenteil gibt es für das "Nichtstun" vielerorts staatliche Unterstützung. So bescheuert sich das anhört: Deine "Faulheit" (wie du sie selbst nennst) ist evolutionsbedingt.
Unter dem Strich will ich aber eigentlich nur das damit sagen: Es gibt Menschen, die sich konstant weiterbilden und weiterentwickeln müssen, konstant "Mehr" vom Leben haben müssen, konstant etwas für sich selbst und die Menschen um sie herum tun müssen, konstant produktiv arbeiten müssen. Das ist aber natürlich nicht die einzige, "richtige" Art zu leben: Die Moderne hat eben auch ihre Vorteile gebracht. Wenn man mit dem Status quo in seinem Leben zufrieden ist und nicht "Mehr" vom Leben haben will, ist ein Leben in Komfort absolut nicht verwerflich (solange man dabei der Gesellschaft nicht auf den Taschen sitzt).
Ich würde sogar sagen Leute die ständig arbeiten müssen und keine andere Wahl haben sind am ärmsten dran.
Das finde ich überhaupt nicht. Ich kenne mein Leben überhaupt nicht anders, zumindest seit meiner Jugend. Ich habe immer irgendwo versucht, mich zu verbessern, etwas Neues zu lernen, etwas Neues zu versuchen, etwas Neues zu entwickeln, immer an etwas Neuem gearbeitet. Das hat sich dann irgendwann auch in meiner "Berufswahl" als Unternehmer wiedergespiegelt. Und meine Lust daran, mich und meine Umwelt konstant zu verbessern, ist seit meiner Jugend auch nicht abgeebbt.
Klar, das Ganze ging und geht mit enormem Stress einher und manchmal frage ich mich schon, ob es ein Leben auf der Couch nicht auch getan hätte. Aber wenn ich den nächsten Morgen in der Teambesprechung sitze und sehe, dass ich eine gewisse Vorbildfunktion habe und das Leben anderer Leute von meinen Entscheidungen abhängt, ich zeitgleich aber die Möglichkeit habe, das Leben dieser Leute ebenfalls zu verbessern – dann spielt der Stress und der Druck keine Rolle mehr. Man mag mich "Workaholic" nennen, es geht mir aber nicht um die Arbeit. Die ist reines Mittel zum Zweck.