Hallo,
ich gehöre auch zu dieser "Gen-Z". Ich bin am 19. April 2002 geboren. Ich finde das Thema allgemein um den Fachkräftemangel und die Einstellung der Unternehmen gegenüber uns der "Gen-Z" sehr interessant. Gerne teile ich da auch meine eigene Meinung, und gehe dabei auch auf das, was Arbeitgeber sagen ein.
Ich habe nach der Schule eine 1-jährige berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme besucht, und dabei aber nicht den passenden Beruf für mich gefunden. Ein Einrichtungsleiter hat mit mir darüber gesprochen, und da ist dann der Vorschlag, dass ich doch in den Bereich Lagerlogistik gehen könnte, aufgekommen. Ich habe den Bereich anfangs auch wirklich als passend für mich empfunden.
So habe ich dann von 2019 bis 2021 eine Ausbildung zum Fachlagerist in einem Berufsbildungswerk gemacht, und dabei auch den Staplerschein erworben. Nach meiner Ausbildung konnte ich in dem Bereich bisher 1 Jahr an praktischer Berufserfahrung sammeln. Doch leider bin ich seit meiner Ausbildung genau damit bei den Zeitarbeitsfirmen hängen geblieben. Das stellt gerade ein ganz großes Problem dar. So sitze ich nun schon seit Januar 2023 Zuhause, und bin auf der Suche nach einer Arbeit.
Ich habe ehrlich zugegeben irgendwie auch festgestellt, dass mich der Beruf nicht so anspricht, wie ich das anfangs gedacht habe. So habe ich mich jetzt für den Beruf Fahrdienst Schiene interessiert. Aktuell habe ich bei einem modernen Verkehrsunternehmen ein Bewerbungsverfahren zur Ausbildung, genauer gesagt Qualifizierung zum U-Bahnfahrer am Laufen. Wie es da jetzt konkret weitergehen wird, erfahre ich diese Woche.
Um jetzt aber auf die Bezugspunkte dieser Frage einzugehen, also die Aussage vom Herrn Frank Darstein "Work-Life-Balance ist nichts anderes als Egoismus" kann ich selber ehrlich gesagt überhaupt nicht nachvollziehen! Eine ausgewogene Gleichheit zwischen der Arbeit und dem privaten Leben ist immer wichtig. Besonders wir junge Menschen möchten einfach eine Lebensqualität haben. Ich finde da einfach ehrlich gesagt diese Aussage von Herrn Frank Darstein eher Egoismus.
Er möchte, wie viele Arbeitgeber, Arbeitskräfte haben, die für ein Minimum an Bezahlung, das maximal menschenmögliche leisten, und darüber hinaus. Und das ist das ganz, ganz große Problem, warum vielen Firmen die Bewerbungen ausbleiben. Ich verstehe, dass die Menschen vielleicht früher härter gearbeitet haben als heute, aber wir leben nun mal nicht mehr in einer Zeit, in der solche Umstände geherrscht haben. Und das wollen die Arbeitgeber aber nicht wahrhaben.
Ich frage mich bei manchen Arbeitgebern, wie würden sie eigentlich selber ihre eigenen Gehaltskonditionen bewerten? Denn das wäre mal in der Tat eine sehr spannende Frage. Denn ich glaube auch einfach in der Tat, ein Unternehmer, der ein paar Millionen auf dem Konto hat, sich eine Business-Class leisten kann, einen dicken BMW oder Mercedes fährt, ein schönes wohlhabendes Luxus-Apartment besitzt, solche Arbeitgeber können sich das gar nicht vorstellen, wie das für uns normal lebende Menschen ist, die dann von 1.550,00 € Netto schauen müssen, das sie ihre Miete noch bezahlen können und alle anderen sämtlichen Kosten die in einem Haushalt so anfallen.
Und wenn du dann mal deine ganzen Kosten bezahlt hast, bleiben vielleicht 250, 300 oder 400 Euro zum Leben übrig. Und damit kann man aber einfach nicht richtig "leben". Weil man muss heutzutage auch Geld zurücklegen können, wenn mal was kaputtgeht z.B. Zur Aussage ebenfalls von Frank Darstein "Viele junge Menschen zeigen wenig Bereitschaft, nachts, an Wochenenden oder an Feiertagen arbeiten zu gehen" da muss man mehrere Einzelheiten voneinander unterscheiden zunächst. Schaut man sich einen jungen Fachlagerist an, was haben viele Firmen an so jemanden für Anforderungen? - Teilweise 9 Stunden Arbeitszeit am Tag, 30-45 Minuten Pause nur, und jede Menge Arbeitslast, dies ist zu tun, jenes ist zu tun. Und dann erwarten die Arbeitgeber, dass man auch noch zu einem Samstag 6 Stunden arbeiten geht, zuletzt auch noch an einem Sonntag, wenn es für den Arbeitgeber wichtig ist. Und dann kommt aber genau das Problem: die Bezahlung. Ein junger Fachlagerist geht dann vielleicht mit 2.775,00 € Brutto nach Hause. Nach Abzug aller Steuern und Sozialabgaben (ca. 35,16 %), bleiben dann noch 1.799,31 € übrig. Und das ist einfach ein Gehalt, wo ich selber als gelernter Fachlagerist mit 22 Jahren sage: Für das Gehalt sehe ich es nicht ein, das ich stellenweise 9 Stunden am Tag buckeln soll, und man dann noch von mir erwartet, das ich auch noch zum Wochenende hereinkomme, und so gut wie fast keine Freizeit dann mehr habe.
Man sollte arbeiten, um zu leben - und nicht leben, um zu arbeiten. Denn dann macht das Leben keinen Sinn. Da kann ich dann einfach mich eher in der Tat Tidi von Tiedemann anschließen. Denn das, was er oder sie tut, trägt im Grunde dem Entgegenwirken des "Fachkräftemangels" bei. Wenn die Gehaltskonditionen attraktiv sind, und die Arbeitsbedingungen ebenfalls, dann kommen die Bewerbungen wie bestellt rein. Zum Thema mit den Bewerbungsgesprächen: Also ich habe es seit meiner Arbeitslosigkeit öfter jetzt schon gemerkt, die Arbeitgeber haben so dringenden Bedarf an mehr Personal, und dann schreiben sie dem Bewerber aber eine Absage, weil irgendwas Kleines nicht passt. Dann darf ich mich aber hinterher auch nicht beschweren, wenn ich dann keine Leute habe. Das muss man einfach sagen. Ich würde behaupten, viele Bewerber versuchen schon sich gut darzustellen, haben nur halt keinen Bock zu tun, als wären sie ein bestellter VIP-Gast. Menschlichkeit wird da einfach außen vor gelassen.
Die Kritik an der "Gen-Z" ist einfach in der Form nicht berechtigt. Die Arbeitgeber wollen meist nur 1,50 € über dem Mindestlohn zahlen, erwarten das man 6 Tage die Woche arbeiten kommt, auch noch zum Sonntag abrufbar ist, und hat noch sämtliche andere Anforderungen. Ich sage da einfach nur und das ist mein eigener Spruch: Bietest du wenig, bekommst du wenig!
- Hat die Gen-Z eine völlig verzerrte Sicht auf die heutige Arbeitswelt?
Nein, die Gen-Z stellt berechtigte Forderungen, wir wollen anständig bezahlt werden, und einfach am Wochenende ausschlafen können.
- Wie viele Freiheiten sollen Arbeitnehmer an ihren Arbeitgeber stellen dürfen?
60 Tage Urlaub im Jahr
- Sind viele Arbeitgeber zu unflexibel hinsichtlich möglicher Benefits, die gewährt werden könnten?
Ja, definitiv! Viele Arbeitgeber wollen 14,00 € die Stunde bezahlen, manche sogar unbezahlte Überstunden, und erwarten für dieses Gehalt, dass man über 8 Stunden sich die Beine kaputt buckelt, samstags und sonntags arbeiten geht. Aber bei diesem Gehalt ist das einfach nicht drin.
- Seid Ihr Teil der Gen-Z und falls ja: Was ist Euch im Arbeitsleben / beim Arbeitgeber wichtig?
Ja, bin ich. Mir ist wichtig, dass die Arbeit in erster Linie Spaß macht, und dass ich von meinem Gehalt einfach leben kann! Ich will mir auch mal was Geiles gönnen und mir nicht Sorgen machen müssen, ob ich nächsten Monat noch meine Kosten bezahlen kann. In dem Beruf für den ich mich interessiere (U-Bahnfahrer) ist das Gehalt nicht schlecht, die Arbeit würde mir Spaß und Freude bereiten, mir ein erfülltes und glückliches Leben bereiten, und dafür bin ich natürlich auch bereit am Wochenende und an Feiertagen zu arbeiten.
- Fehlt der Gen-Z das Verständnis dafür, dass ihr Wohlstand auf der harten Arbeit der Vorgängergenerationen basiert?
Ich bin mir schon bewusst, dass mein Vater arbeiten dafür geht, damit ich was zu essen auf dem Tisch habe. Aber ich kann als 22 Jahre alter Mann mich nicht mit den Menschen in Vergleich setzen, die vor 40 Jahren hart arbeiten mussten. Das ist einfach nicht meine Generation, also warum sollte ich mich damit befassen?
Abschließend möchte ich noch eines sagen:
Es ist sicher nicht die Lösung für das Problem, billige Arbeitskräfte aus dem Ausland zu bewerben. Denn damit bringen sich die Arbeitgeber und ihre Branche in Verrufung. Wir, die Gen-Z, wir wollen anständig bezahlt werden, annehmbare Arbeitsumstände haben, und nicht ausgebeutet werden! Es gilt dabei ganz klar zu sagen, wir geben unsere Einstellung und unsere Erwartungshaltung an die Generation unter uns (Kinder und Jugendliche, Jungen und Mädchen im Alter 0-14/15 weiter, sodass diese sich selbstverständlich später auch nicht ausbeuten lassen. Damit muss sich jeder Arbeitgeber gefasst machen.