Wollt ihr alt werden?

9 Antworten

Ich weiss aus Erfahrung, dass die meisten Menschen zwar nicht alt sein möchten, aber alles dafür tun, um möglichst alt zu werden. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass das Thema Tod und Sterben von unserer Gesellschaft schlicht ausgeblendet wird und damit, dass die Meisten bei jedem Leiden zum Arzt gehen und die Behandlungsvorschläge- die oft alles beinhalten, was machbar ist- ungeprüft akzeptieren. Wenn mit 80 Jahren die Herzkranzgefässe zu eng werden, kann dies heute mit meistens mehreren Bypässen behoben werden. Das ist jedem zu gönnen, nur kann es passieren, dass man kurze Zeit danach- aus welchen Gründen auch immer-pflegebedürftig wird und nicht mehr selbstständig zu Hause leben kann. Das Herz ist repariert und damit ist die Wahrscheinlichkeit eines Herztodes massiv gesunken. Die Lebensqualität stimmt dann oft nicht mehr. Diese Menschen möchten jetzt vielleicht gerne sterben, aber das geht, nachdem das Risiko eines Herztodes (und oft viele andere, potentiell tödliche Risiken) durch die moderne Medizin behoben worden sind, nicht mehr so einfach. Ich habe im ambulanten Pflegebereich unzählige Male die verzweifelte Aussage von betagten, schwer pflegebedürftigen Menschen gehört, die jahrelang die „Segnungen“ der modernen Medizin beansprucht hatten, dass sie des Lebens überdrüssig seien und sterben möchten.

Ich bin übrigens 66 Jahre alt und lebe schon jetzt nach den Grundsätzen von Palliative Care. Das bedeutet, dass ich nur medizinische Behandlungen in Anspruch nehme, wenn die Lebensqualität beeinträchtigt ist. Meine Arztbesuche in den letzten 10 Jahren lassen sich an einer Hand abzählen. Ich geniesse ein tolles Leben, befasse mich wöchentlich mehrmals mit meiner eigenen Sterblichkeit und bin mir bewusst, dass es morgen vorbei sein könnte. Dieser Gedanke ängstigt mich kein bisschen, weil ich weiss, dass es nicht auf die Lebensdauer ankommt, sondern auf die Lebensqualität.

Das ist genau einer der Gründe, die von der Politik nicht wirklich beachtet werden.

Richtig ist: die durchschnittliche Lebenserwartung steigt. Gleichzeitig gibt es aber auch eine Statistik der Pflegeversicherung, die klar zeigt, dass die Dauer des Bezugs von Pflegeleistungen steigt. Man kann unschwer ablesen, dass die Leute älter werden, aber länger gepflegt werden müssen.

Gleichzeitig soll aber jeder immer länger arbeiten, um in die Rentenversicherung einzuzahlen - das passt doch nicht zusammen.

Dazu kommt ja auch, dass der Pflegesektor massiv unter Personalmangel leidet und dass es für die Berufsneulinge nicht wirklich attraktiv gemacht wird, einen Pflegeberuf zu ergreifen.

Mich stimmt das bedenklich und traurig, wenn ich in die Zukunft schaue.

Nein. Im Alter verliert man viel (Gehirn, Beweglichkeit, Aussehen, Bekannte/Freunde,...). Und viele bekommen schlimme degenerative Erkrankungen wie Demenz. Wenn man sein ganzes Leben schon schwer chronisch krank war, kann man das besser beurteilen. Und chronische Erkrankungen werden im Alter auch nicht besser. Schlimm auch das Thema Inkontinenz.

Wenn man früh stirbt erlebst du möglichst weniger Gesundheitsverluste. Du bleibst allen schön in Erinnerung, wie ein Mythos. Stell dir vor Lady Die wäre mit 60 auf die gleiche Weise gestorben. Das hätte deutlich weniger Erinnerungskultur und Mythos geschaffen. Je länger man lebt desto schlechter ist das für die Ewigkeitsbilanz weil man erst später in die Ewigkeit eintritt ist sie für einen subjektiv kürzer. Der Tod heilt alle Krankheiten, alles Leid.

An sich schon aber kommt auf die Umstände drauf an

Lieber 50 Jahre geiles Leben als 80 Jahre aber nur krank sein am Ende und keinen Spaß haben

Ne, so bis 50 würde ich gehen, höher nicht.


Shany  09.07.2023, 14:25

Mit 50 Jahren fängt das Leben erst an:-)

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Kikifaxx  09.07.2023, 14:38
@Shany

Kann schon sein, aber wenn ich sehe wie jeder aus meiner Familie mit 50 schon jegliche Probleme hatte, habe ich da keine Lust mehr drauf. In Schmerzen zu leben, ist kein Leben finde ich.

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