Wieso ist Schüchternheit etwas schlechtes?
Ich wurde als Kind immer als schüchtern abgestempelt. Das lag aber auch daran, weil ich immer von anderen Kindern geärgert wurde. Deswegen habe ich eine Schutzmauer aufgebaut und mich von anderen Menschen distanziert. Ich wollte einfach nur meine Ruhe haben und alleine sein.
Aber wieso wurde das von den Erziehern negativ aufgefasst? Mir wurde eingeredet, ich sei krank und mit mir würde irgendwas nicht stimmen, nur weil ich mich immer zurück gezogen habe. Generell war ich alleine immer glücklicher, aber das wurde mir nie gegönnt.
Ständig wurde mir eingetrichtert, dass Schüchternheit etwas schlechtes ist und man so nichts in seinem Leben erreichen wird.
Ich bekam einen Kindertherapeuten. Irgendwie habe ich mich wertlos gefühlt und hab nie verstanden, wieso andere Leute so ein Problem mit meiner Art hatten. Ich habe ja keinem etwas getan?
Der ganze gesellschaftliche Druck wurde mir zu viel, ich wollte mich auf Krampf verstellen nur um anderen Leuten zu gefallen. Ich habe mich dann in meiner Kindheit dazu entschieden, bei einem Krippenspiel in der Kirche mit zu machen vor hunderten von Leuten. Nur um Anerkennung zu bekommen und diese Anerkennung hat auch gut getan, aber wieso muss man sich erst verstellen um wert geschätzt zu werden?
Mittlerweile hab ich mich gebessert, ich bin nicht mehr ganz so schüchtern wie damals, versuche jeden Tag über meinen Schatten zu springen, aber meine Eltern meinen immer noch, ich wäre schüchtern und das verletzt mich. Ich gebe ja schon mein bestes, aber egal was ich tue, am Ende heißt es trotzdem immer wieder ich sei schüchtern?! Ich habe einen guten Job, bin täglich in Kontakt mit Menschen und meine Eltern sind immer noch nicht zufrieden mit mir.
Das Schüchternheit überhaupt als Problem oder etwas negatives dargestellt wird verstehe ich einfach nicht.
Wieso akzeptiert man nicht einfach jeden Menschen so wie er ist?
2 Antworten
Nun, grundsätzlich musst Du nicht so sein, wie Dich andere Menschen haben wollen. Das gilt auch für Deine Eltern.
Schüchternheit ist negativ, wenn sie ein Hindernis für Dich darstellt, Aufgaben zu bewältigen und fröhlich zu leben.
Ansonsten würde ich nicht immer von Schüchternheit sprechen, sondern eher von einem eher vorsichtig agierenden Menschen, dem es glücklicherweise vorwiegend an Aggressivität fehlt.
Ja, die aufgeregten und lauten Menschen haben ein Problem damit dass es auch ruhige Menschen gibt. Dass man den Erziehern erlaubt mit ihrem psychologischen Halbwissen ein Kind in die Therapie zu schicken ist irgendwie bezeichnend für unsere kaputte Gesellschaft. Sei froh dass Du das gut überstanden hast, ich finde die gängige Praxis in den Kindergärten übergriffig. Kein Wunder dass viele am Rad drehen.