Wieso ist der Geschichtsunterricht nicht vielfältig?

8 Antworten

Geschichte ist kein Hauptfach an Schulen und auch wenn man es studiert, spezialisiert man sich idR. auf bestimmte Epochen, da es ansonsten zu umfangreich wird.

Die Rahmenbedingungen oder Fachanforderungen an den Geschichtsunterricht werden je nach Bundesland im Vorfeld festgelegt.

Hier ein Beispiel für Schleswig-Holstein aus Google: https://fachportal.lernnetz.de/files/Fachanforderungen%20und%20Leitf%C3%A4den/Sek.%20I_II/Fachanforderungen/Fachanforderungen_Geschichte_Sekundarstufen_I_II.pdf

Davon abgesehen liegt es auch häufig im Geschick der jeweiligen Lehrkraft, die engen Zeitpläne für die Vermittlung des Unterrichtsstoffs einzuhalten. Häufig verrennt man sich in der Zeit der Römer und stolpert dann plötzlich in die Weimarer Republik ;)

Ohne Zweifel liegt ein besonderer Fokus und spezieller Bildungsauftrag in Deutschland auf der NS-Zeit. Damit blockt dieses Kapitel schon viele der begrenzten Unterrichtsstunden. Aus nachvollziehbaren Gründen ist es sinnvoll, heranwachsende Generationen von Deutschen etwas ausführlicher über dieses Kapitel zu informieren.

Letzten Endes kann Schulbildung nur Grundlagen vermitteln und dazu einladen, sich darüber hinaus weiter zu informieren. Es wird einem also der Weg gezeigt, aber durch die Tür muss man selber gehen ;)


Deutsche2636 
Fragesteller
 04.10.2023, 22:21

Ich hatte Geschichte als LK also sehr wohl ein Hauptfach

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Ich denke, dass der polnisch-sowjetische Krieg eher als ein Problem in der Beziehung zwischen Polen und der UdSSR, also weg von der Seite der deutschen Grenze, angesehen wurde und dass der stalinistische Terror eher als eine innenpolitische Angelegenheit angesehen wurde. Ich habe diese Themen in der Schule gehabt, allerdings nur kurz benannt oder gezeigt. Wesentlich wichtiger sind natürlich die Besetzung Ostpolens durch die UdSSR und auch der baltischen Republiken (Finnland und Rumänien waren doch wohl weiter/zu weit weg, wenn natürlich nicht uninteressant), wodurch die UdSSR direkter Nachbar Deutschlands wurde. Wir hatten dies auch als Thema in unserer Schule. Auch über den russischen Bürgerkrieg haben wir was gelernt. Ich weiß es aber leider nicht mehr im Detail, was und wie viel genau.Ich kann mich nur noch daran erinnern, das was über den Sturm auf das Winterpalais gesagt und gezeigt wurde, dass die Bolschewiki den Bürgerkrieg gewonnen haben und Lenin zum ersten Mann der UdSSR wurde und danach Stalin im Machtkampf mit Trotzki und Co.).

Ich denke, dass einige von dir aufgeführten Themen vielleicht aus drei Gründen nicht oder für Dich unzureichend gezeigt wurden:

1.) sind ist die Anzahl der Geschichtsstunden leider stark eingeschränkt, da andere Fächer auch noch da sind und vor allem Englisch, Mathe und Deutsch mehr Stunden haben

2.) liegt der Fokus sehr stark auf Deutschland und seine Taten

3.) wird auch der Fokus auf Deutschlands Schuld gelegt und weniger auf die Schuld anderer Länder (z.B. anderer Kolonialreiche und der Sowjetunion, etc.), um eine Ablenkung von der eigenen Verantwortung zu verhindern und vor einer Wiederholung dieser Taten zu warnen (wahrscheinlich auch aus Angst vor dem Verlust der endgültigen Existenz durch einen erneut von Deutschland angefangenen Krieg) und Extremisten zu diskreditieren.

Woher ich das weiß:Hobby

Naja, sei mir nicht böse, aber Schulbildung ist auch in dieser Hinsicht mehr Schein als Sein.

In dem Alter, in dem diese Themen behandelt werden, interessieren sich nur wenige dafür. Der Unterricht neigt dazu, sich auf die langsameren und weniger interessierten Schüler zu konzentrieren, was auf das überholte und marode Schulsystem zurückzuführen ist. Selbst die Geschichte unseres eigenen Landes erweist sich für die meisten bereits als überfordernd.

Wie und wann soll dann auch noch die Geschichte und die Verknüpfung aufeinander folgender internationaler und geopolitischer Ereignisse behandelt werden, wenn die Mehrheit nicht einmal in der Lage ist, unseren aktuellen oder ersten Bundeskanzler zu benennen?

Derartige Kenntnisse müssen sich die Einzelnen leider, so bedauerlich dies auch ist, selbstständig aneignen, oder sie werden vielleicht zufällig im späteren Verlauf eines Studiums behandelt.

Woher ich das weiß:Hobby – Vor und nach der Wahl sind inäqual!

Deutsche2636 
Fragesteller
 04.10.2023, 22:18

Danke, soweit hatte ich nicht gedacht

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CorgiMcweasel  14.10.2023, 02:30

wie sollte oder könnte man denn deiner Meinung nach einen besseren Geschichtsunterricht machen und mit welchen Themenschwerpunkten und Lernschwerpunkten?

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M4RC3LL0  14.10.2023, 04:26
@CorgiMcweasel

Mit den heutigen Schülern, geboren und aufgewachsen in einer kaputten Gesellschaft, fehlenden Lehrern, unausgebildeten Pädagogen, Quereinsteigern, überforderten Eltern, mitten in einer Krisensituation, wie sie Deutschland seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt hat, wo die Gelder für Bildung und Digitalisierung in diesem Jahr von mehreren hundert Millionen auf fast 0 gekürzt wurden, siehe Digitalisierung von 300 Millionen auf 3 Millionen für ein ganzes Land, halte ich es für völlig unrealistisch und utopisch, dass unter diesen Umständen die Schüler in Zukunft besser werden, es ist eher anzunehmen, dass es mit den Schulen, Schülern und Lehrern erst einmal weiter bergab geht.

Traurig, aber wahr.

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Es gibt Lehrpläne. Danach wird die Grundllsge des Rechtes in der römischen Geschichte und das Ende des Rechtes in einer totalitären Diktatur thematisiert.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Geschichtsunterricht in der Schule ist qualitativ echt nicht gut.

Liegt vielleicht auch daran, dass man dafür nicht so viel Zeit hat und um Geschichte zu verstehen braucht man Zeit