Wieso ist das Werk "die Judenbuche" dem Biedermeiertum zuzuschreiben?
Wieso ist das Werk "die Judenbuche" von Annette von Droste-Hülshoff dem Biedermeiertum zuzuschreiben? Offensichtlich wurde es 1842, also zu dieser Zeit veröffentlicht, doch im Text bzw. in der ganzen Geschichte finde ich kein Verhalten o.ä. das einem Biedermeier entspricht... Habt ihr eine Idee?
5 Antworten
Gute Definition von „Saatgut“: „Die Biedermeierzeit ist die der Restauration, die Epoche zwischen Romantik und Restauration (Hier würdeich sagen: Es ist die Epoche der Restauration, zwischen Romantik und Realismus). Gemeint sind damit auch Begriffe wie: Genügsamkeit, Zähmung der Leidenschaft, Unterordnung unter ein vermeintliches Schicksal, eine Haltung des Maßes und der Mitte, das kleine Glück, Liebe zu den Dingen und der Natur, kurzum eine Vorgaukelung einer heilen Welt. Dennoch herrscht zuweilen eine gewisse Resignation vor, schon weil es kein theoretisches Programm gibt.“ - Ergänzung aus "Wikipedia": Epochencharakteristik: „Annette von Droste-Hülshoff wird dem Biedermeier zugerechnet, doch ihre hohe Sensibilität und realistische Beobachtungsgabe verleihen ihrem Werk höchst moderne Züge. In der Psychologisierung der Figuren und der Behandlung des Milieus greift die Dichterin bereits in den Realismus und Naturalismus vor. In der Biedermeierzeit wurde der Natur eine sehr starke symbolische Bedeutung zugeschrieben, und die Dichter wollten immer noch ihre Welt so universal wie möglich „poetisieren“ und „romantisieren“. Droste-Hülshoff bezog zwar die Natur sehr stark in „DieJudenbuche“ ein, sie stellte sie jedoch entgegen der üblichen Weise sehr düster und oft unfreundlich dar. Damit unterstützte sie die Handlung des Werkes.“ - Der Glaube an das rächende Schicksal, sozusagen an das Eingreifen Gottes wegen eines großen Unrechtes, war ein beliebtes Thema bei A.v. Droste-H. Siehe auch die Ballade „Die Vergeltung“. Dies vor allem ist ein typisches biedermeierliches Kennzeichen, dass man von der Macht des Übersinnlichen, welches in die natürliche Welt hineinwirkt, überzeugt ist. Die Seele des biedermeierlichen Menschen flüchtet vor der Welt und sucht Zuflucht und Trost am großen Herz der Natur und im Glauben an einen Gott, der jede Schandtat rächt. In der Judenbuche“ ist das Dingsymbol der Buche ein Zeichen für das herandräuende Schicksal, dem sich Fr. Mergel, indem er sich mehr und mehr der Buche annähert, schließlich durch Erhängung im Geäst der Baumes unterwirft und damit die verfügte Strafe akzeptiert.
Biedermeier wird im deutschen Sprachraum die Kulturepoche zwischen 1815 (Wiener Kongress) und 1848 (beginn der bürgerlichen Revolution) genannt.
Stell dir vor: ein Buch, das im britischen "Victorian Age" (viktorianisches Zeitalter 1837-1901) geschrieben wurde - ein Werk der viktorianischen Literatur - es muss auch keine Victoria als Charakter enthalten und nicht von einer Victoria geschrieben sein.
Einen Biedermeier gibt es überhaupt nicht, was du meinst, wäre: "Verhalten eines Biedermanns". Das hat damit aber nichts zu tun.
Biedermeier bezieht sich auf eine Kultur, Literatur und Kunst, die erstmalig in dieser Epoche vom Bürgertum ausging und geprägt wurde, nicht mehr von Fürsten/Königen. Auch der Beginn der Großserienproduktion und der Anfang der Industrialisierung, die ersten Eisenbahnen usw. fielen in diese Zeit.
Der Begriff "Biedermeier" kam erst um 1900 rückwirkend auf und hat seinen Ursprung darin, dass Adolf Kußmaul und Ludwig Eichrodt den Provinzpoeten Samuel Sauter unter dem Pseudonym "Gottlieb Biedermaier" veralberten und karikierten. Sie erfanden das Kunstwort "Biedermaier" um 1900, also lange nach Ende der "Biedermeier"-Epoche. Es war um 1900 so weit verbreitet, dass es sich in den allgemeinen, deutschen Sprachgebrauch übernahm und sich bis heute hielt.
"Die Zeit" war vielseitig, wurde bloß anschließend "Biedermeier" genannt und das in Bezug auf alles, das aus dieser Zeit stammt.
Das hier stammt aus dem Biedermeier:
http://st.houzz.com/simgs/0021be4c01929878_4-1787/traditional-dining-tables.jpg
"Biedermeier" nennt man die Zeit vor der bürgerlichen Revolution am Anfang des 19. Jahrhunderts. In genau dieser Zeit wurde das Buch geschrieben.
Hahah, vielen Dank, doch dies weiss ich bereits! Es geht mir bei meiner Frage eher um den Charaker der agierenden Personen im Buch :-)
Die Biedermeierzeit ist die der Restauration, die Epoche zwischen Romantik und Restauration.
Gemeint sind damit auch Begriffe wie: Genügsamkeit, Zähmung der Leridenschaft, Unterordnung unter ein vermeintliches Schicksal, eine Haltung des Maßes und der Mitte, das kleine Glück, Liebe zu den Dingen und der Natur, kurzum eine Vorgaukelung einer heilen Welt. Dennoch herrscht zuweilen eine gewisse Resignation vor, schon weil es kein theoretisches Programm gibt.
Sollte diese Darstellung für "die Judenbuche" nicht ausreichend und spezifisch genug sein, dann stell ruhig ganz konkrete Fragen, auf die ich dann Bezug nehme.
Es ist eine "Unart", alle Literatur immer in eine Schublade zu packen... Nur deshalb, weil vielleicht gerade an anderer Stelle Biedermeier ist, muss nicht jedes Werk typisch Biedermeier sein...
So gibt es Sturm und Drang neben der Frühklassik
Romantik auch noch während der Klassik...
Dies ist mir überaus bewusst. Doch ich erkenne das Wesen dieser Bürger in keiner Epoche - hätten Sie hierzu einen Vorschlag?
Der "Original Friedrich Mergel" wird schon 1738 geboren... Ich kenne jetzt den Text nicht mehr so genau, als dass ich vielleicht in der Beschreibung des Dorflebens dem Biedermeier nahestehende Elemente (mal -1 - also der Gegensatz der Behütetheit) nennen kann.
Wir hatten die Judenbuche jetzt auch. Das Wort Biedermeier kam nicht vor. Wenn ich mich recht erinnere, ist das Buch eine der ersten Kriminalgeschichten, und zwar in Form einer Novelle.
Welcher Epoche habt ihr es denn zugeteilt?
Ich suche Zusammenhänge zwischen der damaligen Zeit und des dann geschriebenen Buches, so einfach ist das. Wie beispielsweise bei Lessings Nathan d. Weise, bei dem Nathan offensichtlich einen aufgeklärten Menschen verkörpert.