Wie kann man auf "Double-Binds" in der Beziehung reagieren?

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Hallo SvetaAkhatova,

Wie kann man auf "Double-Binds" in der Beziehung reagieren?
Meine Frage ist jetzt: Wie kann man sich gegen solche Double binds in einer Beziehung wehren? Gibt es eine Möglichkeit so etwas an sich abprallen zu lassen ohne die Beziehung zu beenden?

In meinen Augen eine in der Tat hochinteressante Frage:

Der Hintergrund dazu ist, dass man auf diesem Weg zwei diametral entgegengesetzt scheinende Botschaften gleichzeitig übermittelt bekommt. Und daraus könnte sich die von Dir beschriebene Zwickmühle ergeben – wenn man sich dadurch selber in eine solche Zwickmühle bringen lässt.

Meine persönliche Herangehensweise wäre daher: Ich lasse von Haus aus nur eine der beiden Botschaften gelten – nämlich die ausgesprochene –, und die andere Botschaft gibt es nicht.

Wenn der Andere das Gegenteil von dem sagt, was er in Wirklichkeit meint, dann ist das sein Problem, nicht meins. Der Andere soll seine Meinung offen und direkt, sachlich, klar und präzise expressis verbis formulieren und ausdrücken.

Alles andere ist in meinen Augen direkt schädlich für eine Beziehung, weil man im Grunde nie wissen kann, wie man mit jedweden Aussagen des Anderen in Wirklichkeit dran ist; und wenn man sich auf solche "Spielchen" einlässt, dann kommt man eben genau in die Zwickmühle, dass es der Andere im schlimmsten Fall immer so hindrehen und negativ auslegen könnte, wie er es grad will.

Wenn zu mir jemand wie in Deinem Beispiel mit trauriger und enttäuschter Stimme sagen würde: "Geh ruhig heute Abend mit deinen Freunden was feiern. Das hast Du Dir doch gewünscht. Ich schaffe das hier schon mit den Kindern und dem Haushalt."

Dann wäre meine Antwort:

"Danke, Du bist ein Schatz. Ich werde bestimmt einen schönen Abend haben und es könnte ziemlich spät werden.

Und Du weißt ja:
Falls es Dir anders lieber wäre, dann brauchst Du es mir wie immer einfach nur zu sagen. Wir können miteinander ja über alles ganz offen reden. Und wie Du weißt, nehme ich immer gern Rücksicht auf Dich, wo Du es Dir wünscht; und wir können immer gute Lösungen für beide finden, wenn wir drüber reden."

Damit wäre das in meinen Augen schonmal der erste Schritt, durch den der andere merkt "Meine Worte werden ernst genommen." Das halte ich persönlich in einer Beziehung für entscheidend wichtig, dass man sich auf das Wort des anderen im besten Fall blind verlassen kann und nicht erst lang überlegen muss "Was könnte er wirklich meinen?"

Der zweite denkbare Schritt wäre dann, dass man nach einer solchen Erfahrung das Erlebte auch nochmals ganz bewusst anspricht und auf's Tablett hebt:

"Danke nochmals, dass ich mir gestern so einen schönen Abend machen konnte. Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen.

Ich hatte zwar von Deinem Tonfall sehr irgendwie fast den Eindruck, dass es Dir vielleicht sogar anders lieber gewesen wäre. Aber Du weißt ja, dass Du es immer offen und direkt sagen solltest, was Du Dir in Wirklichkeit denkst. Und dann schauen wir, was wir machen."

Oder:

"Danke nochmals, dass ich mir gestern so einen schönen Abend machen konnte. Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen.

Ich hatte zwar von Deinem Tonfall sehr irgendwie fast den Eindruck, dass es Dir vielleicht sogar anders lieber gewesen wäre. Kann das sein?" – "Aber wieso sagst Du es dann nicht einfach so, wie Du es Dir denkst? Ich werde auch in Zukunft immer von dem ausgehen, was Du mir sagst. Ich nehme Dich und Deine Worte ja schließlich ernst. Also sag bitte immer einfach ganz offen, was Du Dir in Wirklichkeit denkst. Denn ich kann natürlich nur von dem ausgehen, was Du mir sagst."

Oder so in der Art.

Wie gesagt: Die andere Botschaft gibt es nicht. Und solchen versteckten, diametral entgegengesetzten Botschaften würde ich ganz rasch und konsequent das Wasser abgraben.

Nicht ich muss herausfinden, was der Andere vielleicht in Wirklichkeit denken oder meinen könnte. Sondern er muss lernen, dass er das, was er denkt und meint, auch klar und eindeutig kommuniziert. Wenn er das nicht macht, dann ist es sein Problem, nicht meins.

Und man kann dem Anderen auch deutlich machen, dass eine wohlwollende Beziehung auf gleicher Augenhöhe eigentlich nur dann wirklich gut funktionieren kann, wenn man gegenseitig mit genau dieser Klarheit und Offenheit miteinander umgeht und sich dabei immer mit gegenseitiger Wertschätzung, Rücksichtnahme, Respekt, Wohlwollen und Verständnis behandelt.

Das wäre so meine persönliche Herangehensweise bei einer solchen Erfahrung, und zwar ziemlich gleich beim ersten Mal. Je schneller man sowas das Wasser abgräbt, umso besser nicht nur für sich selbst, sondern auch für eine stabile und gute, verlässliche Beziehung.

Denn Aussagen, die ein Partner trifft und äußert, müssen verlässlich sein. Sonst kann es in einer Beziehung sehr schnell sehr schwierig werden. Ich mag ja eine faire Beziehung haben, in der der Andere ganz offen zu mir ist und mich nicht zu manipulieren versucht.

Ich hoffe meine kleinen Gedanken helfen Dir im besten Fall ein bisschen weiter?

Liebe Grüße 🙂

Eine Beziehung, insbesondere wenn Kinder im Spiel sind, ist ein Geben und Nehmen. Es stimmt, dass B in einer Zwickmühle ist, aber auch nur, wenn B A nicht vertraut.

und setzt sich über dessen offensichtlichen Wunsch weg A am Abend zu unterstützen

Wo ist dieser Wunsch denn offensichtlich? Das ist er ja eben nicht, sondern nur subtil. Außer natürlich wenn A B vorher schon gesagt hatte, dass A es nicht gut fände wenn B feiern geht. Und da ist es an A klarzumachen, dass heute nicht zu feiern ist sondern aufzupassen. Wenn A sagt, dass es nichts ausmacht, wenn B feiern geht, sollte B sich doch darauf verlassen dürfen, oder?

B könnte vorschlagen, dafür A einen freien Abend genauso zu gönnen an dem A machen kann was er oder sie möchte. Auch könnte B am nächsten Tag A verwöhnen, ein schönes Frühstück machen, den Müll raus bringen und die Küche aufräumen, auf die Kids aufpassen etc. - dann weiß A auch, dass B es zu schätzen weiß, dass A B gestern den Rücken freigehalten hat.