Wie kann ich den Tod verarbeiten?

14 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Zuerst einmal möchte ich dir auch mein Beileid ausdrücken. Ich weiß, das sind so Redefloskeln, aber der Mensch ist nunmal machtlos beim Umgang mit dem Tod.

Das ist mir mein ganzes Leben schon aufgefallen. Wenn jemand stirbt, dann gibt es kein Verhalten, was empfohlen werden kann. Das war bei mir nicht anders, als ich 9 war und meine erste Oma gestorben war, und auch nicht mit 50 letztes Jahr im Jänner, als es mein Vater war.

Dass ihr leider nicht am Begräbnis teilnehmen könnt, kann man als Schicksal sehen. Aber wirklich wichtig ist eben, dass man bei diesem Menschen in Gedanken immer bleibt. Das ist bei mir zB so: Ich bin eher nicht so, dass ich bei Begäbnissen weinen kann und auch sonst glaubt man von mir, dass ich , da ich bei so etwas von außen keine Emotionen zeige, eher gefühllos wäre. Aber ich denke zB an meine Mutter dauernd irgendwie im Hinterkopf (sie ist schon 11 Jahre tot), und das sicher mehr als so mancher anderer, der (die) sich am Anfang nach dem Tod total bestürzt und traurig gezeigt hat. So habe ich meine Einstellung, dass alle , die ich in meinem Leben gut gekannt hatte, immer in meinem Geist weiterleben und oft habe ich das Gefühl, dass sie gar nicht tot sind. Das könntest du vielleicht deinem Vater irgendwie zu vermitteln versuchen.

Ja , wie gesagt, der Umgang mit dem Tod ist bei allen Menschen immer mit einer Hilflosigkeit verbunden. Ich verhalte mich immer so, dass ich natürlich eher bedächtig wirke, aber trotzdem rede ich über diesen verstorbenen Menschen mit anderen gerne, was er (sie ) im Leben alles Gutes getan hat, auch lustige Sachen und wo dieser Mensch hilfreich war oder was ihn (sie) einzigartig gemacht hat.

Also, jeder Mansch, mit dem man gut war , stellt eine Bereicherung für einen dar. Und das darfst du behalten und weitergeben. Niemand kann sich aussuchen, wie lange er auf der Welt ist. Ich glaubte vor allem in jungen Jahren eher an ein Weiterleben nach dem Tod. Mit der Zeit habe ich das ziemlich relativiert, aber wir wissen eben nichts. Da kann man alle Religionen und Überzeugungen hundert mal umdrehen und analysieren.

Da ich ja mit dir schon bei deiner Frage über den Roman geschrieben habe: Du könntest ja auch zu diesem Thema eine Geschichte verfassen. Natürlich jetzt nicht gleich, aber das lenkt doch mitunter auch ab und deine Oma hätte dann auch etwas dazu beigetragen. Eine Geschichte, wo der Tod mitspielt und Menschen erscheinen oder in einer anderen Dimension leben, so eine Idee hatte ich auch schon. Aber wie ich schon mal geschrieben habe: Ich habe viele Ideen, von denen ich noch nicht alle umgesetzt habe. Wer weiß, ob das überhaupt geht, aber:

Ich habe meine eigene Überzeugung: Lieber voll an das Leben VOR dem Tod glauben. Denn das ist uns gegeben und da können wir viel daraus machen. Und dies auch mit Allem, was uns die von uns Gegangenen mitgegeben haben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Was würde deine Oma jetzt wollen, was ihr tun sollt? Nein, nicht dauernd trauern. Sondern dass ihr über sie redet, freundlich und liebevoll. Erzählt euch, was ihr mit ihr erlebt habt. Vielleicht gibt es da auch eine lustige Geschichte. Dein Vater könnte (vor allem dir) erzählen, wie seine Mutter so war, als er noch klein war. Wie sie mit Schwierigkeiten und Problemen in ihrem vermutlich nicht immer leichten Leben fertig geworden ist. Wenn ihr so über sie redet, wird es fast so sein, als ob sie bei euch ist. Was kann man sich besseres wünschen, als dass Familie und Freunde so nach dem eigenen Tod über einen reden? Deine Oma bleibt ein Teil eurer Familie und das ist doch sehr tröstlich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

ilovehermine 
Fragesteller
 19.01.2021, 17:26

Das stimmt, meine Oma war auch wirklich sehr lustig und sie hat immer viele Späße gemacht.

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Jeder Mensch trauert anders. Einige sprechen mit den Verwandten über das Leben des Verstorbenen, andere trauern still und ziehen sich zurück.

Je nachdem wie dein Vater trauert, kannst du ihm signalisieren, dass du auch traurig bist und selber hilfst, wenn er Hilfe haben möchte.

Mein Beileid zum Tod deiner Oma.


ilovehermine 
Fragesteller
 19.01.2021, 17:35

Vielen Dank. Mein Papa will anscheinend nicht darüber reden, aber ich rede ganz viel mit meiner Schwester darüber. Ich finde es so traurig, dass ich nicht bei ihrer Beerdigung sein konnte.

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kapundkappa  20.01.2021, 10:53
@ilovehermine

Es reicht aus, wenn du in Gedanken bei der Beerdigung warst. Ich finde es gut, dass du mit deiner Schwester viel darüber reden kannst. Bei deinem Vater ist es anders. Mein Vater war auch so. Ich musste das akzeptieren. Er hat eben anders getrauert als ich. Alles Gute für dich. :)

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Mein herzliches Beileid, - und sei versichert, dass ich gut verstehe, was Dich jetzt belastet, denn beim Tod meiner Grossmutter ging es mir aehnlich, und ich habe danach eine ganze Woche kaum geschlafen. - Mir hat dann geholfen, in einem stundenlangen Gespraech mit einem Freund mir sozusagen alles von der Seele zu reden. - Nach diesem Gespraech habe ich uebrigens die erste Nacht nach dem Tod meiner Grossmutter wieder richtig schlafen koennen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

ilovehermine 
Fragesteller
 19.01.2021, 17:33

Das klingt gut. Also, dass du wieder richtig schlafen konntest. Ich habe inzwischen mit meiner Schwester viel darüber geredet. Sie hatte zu der Oma nicht soooo ein gutes Verhältnis, aber sie hatten sich natürlich auch sehr lieb und es war gut, mich mit ihr darüber zu unterhalten.

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An Ratschlägen zu diesem Thema mangelt es nicht. Doch nicht alle sind hilfreich. Die einen sagen, man sollte nicht weinen, sondern seine Gefühle lieber unterdrücken. Die anderen wollen einen dazu bringen, sämtliche Gefühle offenzulegen. Der Ansatz der Bibel ist da viel ausgeglichener und wird von der modernen Forschung bestätigt.

In einigen Kulturen gilt ein weinender Mann als unmännlich. Muss man sich aber wirklich für Tränen schämen — auch wenn andere sie sehen können? Wie Psychologen anerkennen, gehören Tränen zur Trauerarbeit dazu. Trauern kann dabei helfen, einen noch so großen Verlust mit der Zeit zu verarbeiten. Solche Gefühle zu unterdrücken könnte mehr schaden als nützen. Die Ansicht, Tränen seien falsch oder unmännlich, wird von der Bibel nicht unterstützt. Man denke nur an Jesus: Er konnte Tote zum Leben zurückbringen. Und trotzdem weinte er öffentlich, als sein lieber Freund Lazarus gestorben war (Johannes 11:33-35).

Auch Gefühle der Wut gehören oft zur Trauer — vor allem nach unerwarteten, plötzlichen Todesfällen. Solche Wut kann viele Ursachen haben. Vielleicht sagt jemand, den man eigentlich respektiert, etwas Gedankenloses oder gar Falsches. Mike, ein Mann aus Südafrika, erklärt: „Als mein Vater starb, war ich erst 14. Bei der Beerdigung sagte der anglikanische Pfarrer, dass Gott gute Menschen braucht und sie früh zu sich nimmt.

 Und wie steht es mit Schuldgefühlen? Besonders bei unvorhergesehenen Todesfällen könnte sich der Trauernde ständig denken: „Hätte ich doch nur . . . dann wäre das vielleicht nicht passiert.“ Oder er macht sich Vorwürfe, weil er kurz vorher noch mit dem Verstorbenen gestritten hat.

Plagen einen Wut und Schuldgefühle, ist es wichtig, sie nicht zu verdrängen. Vielmehr sollte man sich einem Freund anvertrauen, der gut zuhört und einem versichert, dass viele Trauernde solche Gefühle durchleben. Die Bibel erinnert uns: „Auf einen Freund kannst du dich immer verlassen; wenn es dir schlecht geht, ist er für dich wie ein Bruder“ (Sprüche 17:17, Hoffnung für alle [Hfa] ).

Der beste Freund, den ein Trauernder haben kann, ist unser Schöpfer Jehova Gott. Ihm im Gebet das Herz auszuschütten ist gut, weil er für uns sorgt (1. Petrus 5:7). Das zu tun, beruhigt die Gedanken und Gefühle, denn er verspricht uns seinen „Frieden, der alles menschliche Denken weit übersteigt“. (Philipper 4:6, 7, Neue evangelistische Übersetzung). Auch der Trost aus Gottes Wort der Bibel lindert den Schmerz. Warum nicht einige tröstende Bibeltexte aufschreiben oder sogar auswendig lernen?

Ein paar Erfahrungen dazu:

Ein 40-jähriger Mann, den wir Jack nennen wollen, verlor seine geliebte Frau kürzlich durch Krebs. Jack beschreibt Phasen tiefer Einsamkeit, doch zu beten gibt ihm Halt: „Wenn ich mit Jehova rede, fühle ich mich nie allein. Oft werde ich nachts wach und kann nicht wieder einschlafen. Dann lese ich tröstende Gedanken in der Bibel, denke darüber nach und spreche mit Gott über all meine Gefühle. Danach verspüre ich innere Ruhe und tiefen Frieden — meine Gedanken hören auf zu kreisen und ich kann einschlafen.“

Vanessa ist eine junge Frau, deren Mutter nach einer Krankheit starb. Auch sie verspürte die Kraft des Gebets: „In meinen schwierigsten Momenten rief ich zu Gott und brach in Tränen aus. Jehova hörte meine Gebete und gab mir immer die Kraft, die ich brauchte.“

Einige Trauertherapeuten empfehlen Hinterbliebenen, sich ehrenamtlich einzusetzen, um ihre Trauer zu bewältigen. Anderen helfen kann für Lichtblicke sorgen und das Trauern erleichtern (Apostelgeschichte 20:35). Schon viele Christen, die einen ihrer Liebsten verloren haben, konnten feststellen, wie sehr es sie getröstet hat, für andere da zu sein (2. Korinther 1:3, 4).

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

ilovehermine 
Fragesteller
 16.01.2021, 16:05

Danke. Ich bin persönlich nicht religiös, mein Vater auch nicht. Bibeltexte auswendig lernen oder abschreiben würde mir eher nicht helfen. Trotzdem sind da ein paar schöne Worte/Tipps dabei.

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