Wie ist das mit dem Karma?

11 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Absichtsloses Handeln“ erfolgt ohne Planung: je weniger Hintergedanken einer Handlung zu Grunde liegen, desto weniger Karma wird dabei angesammelt. Ohne Absicht erzeugtes Leid bleibt dennoch nicht ganz ohne karmische Folgen, weil hier das Geistesgift der Unwissenheit oder Gleichgültigkeit zugrunde liegt.

Diese Aussage habe ich bei Wiki zu deiner Frage gefunden.

Um allerdings eine konkrete und umfassende Antwort zu finden, muss man sich wohl lange Zeit sehr intensiv mit dem Thema beschäftigen.

Nach meinem Verständnis ist das Karma keine Strafe bzw. Belohnung für schlechte oder gute Taten, sondern das Prinzip von Ursache und Wirkung. Das bedeutet, dass auch unbewußte Taten, die nicht auf böser Absicht beruhen, eine Auswirkung auf das Karma haben, wenn auch nicht so extrem wie schlechte Taten, die man absichtlich begeht.

Wenn man aus Unwissenheit handelt, muss man eben noch eine Weile an sich arbeiten und lernen (ggfs. durch negative Folgen) und insbesondere die Gleichgültigkeit (gegenüber seinen Mitmenschen oder Lebewesen allgemein) kann sehr viel Negatives bewirken, sowohl für andere wie auch für einen selber als Folge daraufhin.

Dazu fällt mir ein Beispiel ein:

Wenn du z.B. Fleisch von Tieren aus Massentierhaltung isst, dann quälst du zwar nicht absichtlich ein Tier damit, aber entweder du weißt nicht wie dieses Tier leiden musste weil du dich nie informiert hast unter welchen Bedingungen es leben und sterben musste oder es interessiert dich einfach nicht. So oder so bist du mit schuldig an den Leiden des Tieres, das du isst, selbst dann, wenn du es nicht persönlich und absichtlich gequält hast. Und das wird dein Karma dann zwangsläufig mit beeinflussen.

Das war jetzt ein sehr laienhaftes aber vielleicht ganz anschauliches Beispiel ?

Nach westlichem Verständnis wirst du die Auswirkungen dann (in-)direkt zu spüren bekommen, z.B. durch Folgen für deine Gesundheit (resistente Keime, Umweltverseuchung etc., auch wenn´s ev. erst deine Nachkommen trifft - und somit irgendwann dein Gewissen belastet) und nach hinduistischem oder buddhistischem Verständnis wirst du vielleicht als ein Tier wiedergeboren, das ebenso eingekerkert und ausgenutzt wird wie ein Käfighuhn... ;).

Das ist aber nur meine persönliche Vorstellung ohne Anspruch auf echtes Wissen. Deine sehr interessante Frage regt auf jeden Fall zu weiterem Nachdenken und Informieren an :) !


gaurisankar  19.02.2015, 14:43
Für Menschen, die an Karma glauben, ...

Dieser Definition folgend beschränke ich mich in meinen Aussagen auf meine persönliche Ansicht als Theravada-Buddhist.

Für ein tieferes Verständnis allerdings wäre fundiertes Wissen über damit verbundene Begriffe (wie z. B. Reinkarnation, Atta/Anatta etc.) erforderlich.

Aber keiner, der – trotz aller Bemühung - dabei Schwierigkeiten hat, braucht sich deshalb Sorgen zu machen, denn laut Buddhas Aussage (Apannaka-vagga) gehört Karma zu den „vier unerfaßbaren Dingen, über die man nicht nachdenken sollte, über welche nachdenkend man dem Wahnsinn oder der Verstörung anheimfallen möchte“.

Dessen ungeachtet ein paar Gesichtspunkte, die man im praktischen Leben bedenken könnte:

Einfach gesehen bedeutet Karma „Wirkung“, womit ganz neutral die Folge einer Handlung gemeint ist – und nicht die Funktion einer Art „kosmischer oder göttlicher Buchhaltung“, die irgendwann mal Vergeltung übt.

Am leichtesten erkennen wir dieses Prinzip im Bereich der Naturgesetze: Wenn wir auf einem schmalen Gebirgspfad einen Fehltritt machen, dann stürzen wir eben in den Abgrund, egal ob wir Christen oder Buddhisten sind oder ob wir es absichtlich oder unabsichtlich getan haben.

Mißachten wir als Autofahrer eine rote Ampel, können wir „Glück“ haben (kein Polizist in der Nähe, keine Kamera), oder das Pech, „erwischt“ zu werden. Das – sowie das Fahrverbot und die Geldstrafe – empfinden wir dann als „Folge“ (während die erste Möglichkeit „vermeintlich" folgenlos bleibt).

Genauer betrachtet ist diese Sichtweise allerdings sehr oberflächlich. Wir haben es in keinem Fall mit einer isolierten Gegebenheit zu tun, die man mit „hier ist die Ursache, da ist die Wirkung“ darstellen könnte.

Vielmehr ist es so, daß jede Handlung aus einem letztendlich gigantischen Bündel von beteiligten „Ursachen“ heraus vorgenommen wird, von denen wir gewohnheitsmäßig halt die letzte, sozusagen den Tropfen, der das Faß zum überlaufen bringt, als „Ursache“ ansehen. Und auch die Wirkung kommt nicht unbedingt sozusagen "Schlag auf Schlag",sondern oft auch erst dann, wenn wir gar keine dazu passende Ursache mehr erkennen können.

was ist, wenn man keine bösen Absichten hat, aber das Ergebnis trotzdem negativ ist?

Im Normalfall gibt’s „mildernde Umstände“:-)

Auch wenn heutzutage viele meinen, Buddha hätte nur gelehrt „kommt alle her, setzt euch hin und meditiert jetzt“, hat er doch auch dazu aufgefordert, „rechtes Wissen“ zu erwerben.

Und woran überhaupt messen wir das Resultat, ob es positiv oder negativ ist? Wenn ich aufgrund meiner Bummelei mein gebuchtes Flugzeug verpasse ist das eigentlich schlecht. Wie aber wird wohl mein Urteil lauten, wenn ich miterlebe, wie eben dieses Flugzeug kurz nach dem Start explodiert und abstürzt?

wenn man jmd durch irgendeine Tat verletzt, aber eigentlich gar nicht wusste, dass man das dadurch tut?

Kommt drauf an. Wenn du die Visitenkarte eines Japaners nur mit einer Hand entgegennimmst, verlierst du vielleicht schlimmstenfalls einen Auftrag. Wenn du einem Silberrücken zu tief in die Augen schaust, ist es möglicherweise das letzte was du in diesem Leben tust:-)

Nach meinem Verständnis ist das Karma keine Strafe bzw. Belohnung für schlechte oder gute Taten, sondern das Prinzip von Ursache und Wirkung. Das bedeutet, dass auch unbewußte Taten, die nicht auf böser Absicht beruhen, eine Auswirkung auf das Karma haben, wenn auch nicht so extrem wie schlechte Taten, die man absichtlich begeht. Wenn man aus Unwissenheit handelt, muss man eben noch eine Weile an sich arbeiten und lernen (ggfs. durch negative Folgen) und insbesondere die Gleichgültigkeit (gegenüber seinen Mitmenschen oder Lebewesen allgemein) kann sehr viel Negatives bewirken

So sehe ich es auch. Und zu Unwissenheit und Gleichgültigkeit würde ich noch Unachtsamkeit hinzufügen.

Beim Beispiel des essens von „Fleisch von Tieren aus Massentierhaltung“ kommt es mir so vor, als läge dem schon wieder eine Neigung zur Annahme einer „moralischen Überinstanz“ zugrunde, die eingreifen würde. Vielleicht sehe ich es jetzt ja wirklich etwas zu überspitzt, aber für mich spielen derartige Überlegungen gar keine Rolle. Ich esse kein Fleisch, weil mir das töten zuwider ist (natürlich esse ich auch keine lebenden Tiere!), und nicht, damit ich dadurch karmische Pluspunkte sammle.

Sonst könnte man ja auch auf den Gedanken kommen „es ist halt dem Tier sein schlechtes Karma, daß es jetzt mir zur Nahrung herhalten muß“. Das kennen wir ja schon aus der heute fast schon üblichen Täter-Opfer-Umkehr:-)

Wie du siehst, veritas55, habe ich versucht, einen Beitrag hier zu bringen. Ich glaube aber nicht, daß dies mir besser oder verständlicher gelungen ist. Eher in die Richtung „nichts genaues weiß man nicht“. Sorry also:-)

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veritas55  23.02.2015, 20:33
@gaurisankar

Danke dir für deine ausführliche Ausführung !

Schade nur, dass du die als Kommentar unter meine Antwort gepostet hast und nicht als separate Antwort, denn dafür hättest du auf jeden Fall ein Sternchen als hilfreichste Antwort verdient :) !

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gaurisankar  24.02.2015, 09:51
@veritas55

Vielen Dank für deine positive Bewertung.

Stimmt, bei Themen wie Antwort, Kommentar usw. hapert's bei mir noch :-D

Freue mich ja über jede Reaktion - aber manchmal krieg' ich die gar nicht mit, weil ich nicht mehr weiß, wie ich einen bestimmten Beitrag wieder finde.

Vielleicht sollte ich doch langsam mal die FAQ durchlesen ;-)

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Melllie123 
Fragesteller
 10.11.2015, 14:35

Ist schon eine ganze Weile her, hab es mir gerade aber nochmal durchgelesen. Beide Antworten von euch sind toll, klingt sehr einleuchtend und hat mir weitergeholfen, danke veritas55 und gaurisankar:)

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Die Meister teilen das Karma wie folgt in drei verschiedene Gruppen: 

1. Sanchit (Vorratskarmas) 

(Sie sind entstanden) aus guten und schlechten Taten, die wir in allen früheren Körpern der Schöpfungsordnung erworben und angesammelt haben und die uns angerechnet werden, gezählt ab dem Tag, an dem das Leben zum ersten Mal auf Erden in Erscheinung trat. Aber leider weiß der Mensch nichts über sie und ihre Tragweite.

2. Prarabdha (Schicksalskarmas) 

(Sie sind) das Ergebnis und die Rückwirkung, die den Menschen in diesen jetzigen Körper gebracht haben und die er in diesem Leben zurückzahlen muss. Die Auswirkung dieser Karmas trifft uns unvorhergesehen und scheinbar unverhofft. Wir haben keinerlei Kontrolle über sie. Ob gut oder schlecht, wir müssen diese Karmas erdulden und abtragen, ob lachend oder weinend, das bleibt uns überlassen. 

3. Kriyaman (die laufende Rechnung für unsere Taten und Handlungen im jetzigen Körper)

Diese Karmas unterscheiden sich von den beiden oben genannten Gruppen. Hier ist der Mensch in einem gewissen Rahmen frei, genau das zu tun, was er will. Dennoch tragen solche Taten Frucht, ob es uns bewusst ist oder nicht. Die Folgen einiger dieser Taten ernten wir, bevor wir sterben, der Rest wird in das Sanchit Vorratslager übertragen. 

Karma ist der Grund für die Wiedergeburt und jeder Geburt folgt wiederum der Tod. So geht der Kreislauf von Freud und Leid, begleitet von Geburt und Tod, immer weiter. "Wie du denkst, so wirst du" ist ein unumstößliches Gesetz der Natur, durch dessen Wirken dieses Universum existiert. Keine noch so große Rechtschaffenheit oder Genialität kann den Menschen befreien, solange noch die geringste Spur von Karma vorhanden ist. Dass man das Gesetz nicht kennt, ist keine Entschuldigung. Bei Gesetzen, die der Mensch aufgestellt hat, mag es unter bestimmten Gegebenheiten Zugeständnisse oder mildernde Umstände geben, bei den Naturgesetzen aber gibt es keinerlei Zugeständnis. Beten, beichten und Buße tun mag eine zeitweilige emotionale Entlastung bringen, aber all das kann das Karma nicht überwinden. Das gesamte Karma muss vollkommen getilgt sein, bevor man ewige Erlösung erlangen kann.

Karma, Das Gesetz von Ursache und Wirkung

Es heißt dann meistens das das Karma sich nicht irrt und das richtige tut. Alsoentscheidet es quasi irgendwie über die tat. ICh glaube es geht mehr um die absicht die dahinter gesteckt hat

Ich denke mit dem karma ist die absicht gemeint. Das man immer gewissenhaft an alles ran geht und das man nicht absichtlich anderen schadet.

Vielleicht kann man “ Karma “ unter folgendem Aspekt besser verstehen. Es muss immer alles ausgeglichen sein, um die bestmöglichste Harmonie zu bekommen. Auf ein Unwetter folgt immer eine Schönwetterperiode, auf Kälte folgt Wärme, auf Krankheit folgt Gesundheit , usw.

Wenn ein Mensch in seinem Leben etwas Arges angestellt hat, dann bedarf das eines Ausgleiches. Hat ein Mensch z.B. einen Bankraub gemacht, dann wird er in der Regel gefasst und bekommt eine Gefängnisstrafe dafür. War das aber der ganze Ausgleich ? Vielleicht nicht immer. Es könnte auch sein, dass es bei diesem Bankraub auch Verletzte gegeben hat, und bei einem Verletzten die Verletzung niemals richtig ausgeheilt hat. Das bedeutet für diesen Menschen einen Kummer, den er sein ganzes Leben lang hat. Also hat hier der Bankräuber noch einiges auszugleichen. Das kann er aber dann nicht mehr in diesem Leben, sondern erst in einer späteren Inkarnation. Nach seinem Tod bekommt die Seele dieses Verstorbenen auch irgendwann die volle Erinnerung an diese Tat, des Bankraubes. Die Seele kann dann alles genau nachverfolgen, wie es zu diesem Bankraub kam, wie sich alles abspielte, wieviel Verletzte da waren, wie die Verletzungen ausheilten, und eben alles was damit zusammen hang. Nun wird er auch erkennen, welchen Kummer der Verletzte hatte, wo die Verletzung nie ausheilte. Er wird den Kummer dieses Verletzten so intensiv spüren, dass er sich aus tiefstem Herzen wünscht, dies alles wieder gutzumachen. Wenn dieser Wunsch in all seinen Facetten durchdacht ist , kommt es zu einer Vorbereitung für eine neue Inkarnation. Die Inkarnation basiert also auf Grund des freien Willens dieser Seele. In der neuen Inkarnation kann nun die Seele in einem neuen Fleischkörper versuchen, früher begannenes Unrecht wieder gut zu machen. Da wird es dann auch sehr wahrscheinlich zu einer Krankheit kommen, an der er sehr lange herum docktert. Diese Krankheit ist dann sein eigentliches Karma.

Im Mittelalter gab es ja viele Hexenverbrennungen. Die Personen, die den Scheiterhaufen anzündeten, und die Personen die mit dem Urteil beteiligt waren, die werden alle ein grosses Karma zu überstehen haben. Denke an die Blender, das waren jene Menschen die auf Befehl den Verurteilten mit einem glühenden Schwert die Augen blendeten. Die haben alle ein grosses Karma vor sich. Nun kannst du vielleicht auch besser verstehen, warum Kinder schon blind auf die Welt kommen. Die Seele in diesen Kindern waren in einem früheren Leben möglicherweise einmal Blender. Es muss alles ausgeglichen werden.

Der Mensch braucht niemals auf Rache sinnen, denn der Ausgleich ist oft viel schlimmer, als es eine Rache jemals sein könnte. Wenn man nun unbewusst jemandem weh tut , oder jemanden verletzt ohne das man das bemerkt, dann ist auch das auszugleichen. Da geht es aber nun viel harmloser zu. Da würde eigentlich schon die Vergebungsbitte ausreichen, um einen Ausgleich zu erreichen. Deshalb sollte man immer wieder beten und darum bitten, dass einem die Menschen oder die Seelen alles vergeben möchten, was man ihnen ungerecht gedacht oder gesprochen hat, und wo man ihnen gegenüber falsch gehandelt hat. Ebenso, wie man auch jederzeit gerne bereit ist, selber allen Menschen und Seelen aus diesem und aus einem früheren Leben zu verzeihen.

Wenn zum Beispiel ein Politiker bewusst die Menschen belügt, oder durch seine Handlungen Menschen zu einem Schaden irgendwelcher Art kommen – dann wird er dafür auch einmal gerade stehen müssen. Oft sind dann da aber tausende oder Millionen Menschen betroffen – nun, ich möchte jedenfalls nicht in seiner Haut stecken, denn da kommt einiges auf ihn zu, zum ausgleichen.

Immer nach dem Natur(Gottes)gesetz – was der Mensch sät, das wird er ernten. Manchmal dauert eine Ernte auch viele Inkarnationen lang.