Gibt es "ungerechtes" Karma im Buddhismus?

9 Antworten

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Ich will dich ja keineswegs durcheinanderbringen, aber:

  •  von Karma, also Reaktionen auf eigene Handlungen spricht

Nein. Nicht jede Handlung hat eine karmische Reaktion zur Folge.

  • mit dem richtigen Mindset gute Handlungen vollführe, werden mich gutes Karma und somit gute Reaktionen erwarten.

OK, teilweise ist das möglich, aber damit ist nicht gesagt, daß alles "Schlag auf Schlag" geht, oder anders gesehen sich noch im aktuellen Leben auswirkt. Viele reden von einer "Ursache aus dem letzten Leben" - ohne zu bedenken, daß der Buddhismus keinen zeitlichen Erstbeginn lehrt.

Dazu kommt noch, daß man einer Auswirkung nicht nur eine einzige Ursache zugrunde legen kann/darf. In Folge unserer endlosen Existenzen tragen wir einen gigantischen "Rucksack" voller karmischer Samen mit uns - eine spezielle Zuordnung ist uns hier völlig unmöglich.

Insofern liegt die Bedeutung der Karmalehre nicht darin, eine mehr oder weniger exakte Zukunftsvorhersage zu ermöglichen, sondern zu einer moralischen Handlungsweise anzuhalten.

Lacrimis27  27.03.2023, 11:36

Nicht jede Handlung hat eine Karmareaktion (handlungsreaktion) ? Karma = Handlung

Jede Ursache wird eine Wirkung haben das ist mit das zentrale Thema buddhistischer lehrer.... Bedingtes entstehen...

Du meinst eher das nicht alles was dir geschieht eine karmische Reaktion ist - du erlebst kein Erdbeben weil du deine Diät gebrochen hast bspw... Aber durchaus hörst du auf abzunehmen deswegen

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satian  27.03.2023, 17:52
@Lacrimis27

Ja, ich gebe zu, daß auch ich sehr nahe bei deinen Überlegungen stehe und ähnliche Gedanken hatte.

Fakt ist, daß jede Wirkung (mindestens) eine Ursache haben muß.

Ebenso, daß Ursachen Auswirkungen hervorbringen.

Die Lösung bietest du aber selbst in deinem letzten Absatz: Es fehlt das, was Buddha immer wieder herausgestellt hat - die ABSICHT. Wenn bei seinen Wanderungen unabsichtlich ein Insekt von ihm zertreten wurde hatte das keine negativen karmischen Auswirkungen für ihn.

Kurz gesagt, der paticcasamuppāda ist uns eine Hilfe zum Erreichen unseres Heilsziels und nicht - der gleichen Anwendungsmöglichkeit wegen - eine psycho-physische rein mechanische Praxis.

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Lacrimis27  27.03.2023, 18:35
@satian

Danke für den Nachtrag :) sehr inspirierend - ich werde weiter drüber nachdenken und sonst, erstmal so stehen lassen :)

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berloff  15.10.2023, 01:49

Der Buddhismus nicht, aber der Hinduismus !

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Es gibt kein ungerechtes Karma. Karma ist das Gesetz von Ursache und Wirkung. Das was du Beschrieben hast, ist Karma aus einem vergangenen Leben. Dein Karma das du dir in diesem Leben aneignest, wird sich auch dein zukünftiges Leben bestimmen.

Der Sinn von Karma ist der, das man aus seinen Fehlern lernt und nicht mehr tut, das geht bis zu dem Kleinsten negativen Gedanken den man denkt. Daher auch so viele Wiedergeburten, weil der Mensch viele Leben braucht um das Ziel, Nirvana, zu erreichen.

Genauso wie auch Gott nicht ungerecht ist, wenn Menschen schlechte Dinge erleben. Es ist immer das eigene Fehlverhalten, mit dem sich der Mensch selbst bestraft, auch wenn die Bestrafung manchmal aus dem Nichts passiert, durch einen Unfall oder auch durch ein Naturereignis.

Hallo Darkylym

Das ist etwas komplizierter den. Karma ist hier kein Gerechtigkeitssystem - es gibt kein gut und böse 🤷🏻‍♀️ was es gut oder böse macht sind deine Urteile darüber - nicht die Sache an sich....

Von diesen urteile loszulassen ist ein Teil des weges ...

Also wenn du Dinge tust die DU FÜR GUT HÄLST wird dir deshalb nicht etwas geschehen das du immernoch für gut hälst....

das wird ganz besonders deutlich wenn du in China bist... In Deutschland wirst du verklagt wenn du jemanden sterben lässt auf offener Straße der Hilfe brauchte - in China kannst du verklagt werden wenn du jemanden gerettet hast der nicht gerettet werden wollte ... Diese "gute Tat" kann bitter böse folgen für dich haben! Wenn du einen das Leben rettest der zu arm ist, warum sollte er die Gunst der Stunde nicht nutzen um dich auf alles was du hast zu verklagen? Diese "böse Tat" bringt schließlich sehr viel positives für denjenigen

"Geboren aus meinen Handlungen"

Das was du als "ich" definierst, entwickelt sich aus den Erlebnisse und Entscheidungen die du zuvor getroffen hast... Du solltest also nicht irgendwie handeln und einem Moralprinzip zu entsprechen, sondern weil du dir sicher sein kannst, das deine Person davon abhängt und diese sich dadurch entwickelt ... Also fütter diese Persönlichkeit mit möglichst vielen Dinge, die deinem Ziel entsprechen - das ist dann "gut" (für dich)

Wenn du dein ganzes Leben auf Tierzucht ausrichtet, wirst du so schnell nicht an einer Einzelhandelskasse sitzen - sprich es kommt dir nicht dieser Stein in deinen Weg.... Das ist "das gute" das dir geschieht

Karma will dich nicht belohnen .. Karma ist keine Person die über gut und böse entscheidet und böse Menschen mit bösen Erlebnisse bestraft usw.... Es gibt kein Gott im Buddhismus der übergeordnet solche regeln aufstellt!

LG, lacrimis

Das ist eine Frage, die sich wahrscheinlich viele stellen, die am Buddhismus interessiert sind.

Ich werde sie also versuchen zu beantworten.

Das wichtigste was man zu deiner Frage sagen ist: Es gibt keine festgelegte lineare Beziehung zwischen einer bestimmten Aktion und ihren Ergebnissen. Du solltest nicht versuchen ein bestimmtes Ereignis mit einer bestimmten Tat in Verbindung zu bringen. Du solltest also, wenn du einen Unfall hattest, diesen niemals versuchen mit einer bestimmten Tat von dir in Verbindung zu setzen. Einfach weil du es nicht kannst.

Karma ist eines von den 4 Themen die nicht mit logischem Denken oder Vernunft verstanden werden können. Der Buddha warnt davor auch. Du kannst das in der Acintita Sutra (Anguttara Nikaya 4.77) nachlesen: https://mail.dhammatalks.net/suttacentral/sc2016/sc/de/an4.77.html

Die wirkliche Bedeutung der Lehre vom Karma und seinen Folgen liegt in der Erkenntnis der Dringlichkeit, dem ganzen Prozess (also Samsara) zu beenden. Karma beschreibt letztlich nur den endlosen Kreislauf von Ursache und Wirkung dem alles in unserem Leben und dieser Welt unterworfen ist.

Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen. :)

Woher ich das weiß:Hobby – Ich beschäftige mich oft mit Religionen und Philosophie

Nach buddhistischer Auffassung gibt es kein "ungerechtes" Karma. Jeder ist seines Glückes Schmied. Vielleicht besteht über den Mechanismus Unklarheit. Es ist ja nichts so, dass da jemand Buch führt über deine guten und schlechten Taten und dass die eins zu eins unmittelbar Konsequenzen hätten. Durch das was du tust, schaffst du eine Tendenz, die in deinem eigenen Geistesstrom gespeichert ist. Und durch gute Taten können die Auswirkungen von schlechten Taten vielleicht ausgeglichen werden – und umgekehrt. Wann die Konsequenzen zum Tragen kommen, ist unterschiedlich. Die Konsequenzen können sich durchaus auch aus vorherigen Leben speisen. Der Buddhismus geht ja davon aus, dass die Wesen nach dem Tod nicht einfach weg sind, sondern wieder geboren werden. 

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – 30 Jahre Belehrungen tibetischer Buddhismus; Zen