Wie halten es Introvertierte eigentlich in stark extrovertiert ausgerichteten Kulturen aus?

10 Antworten

ich schließe mich esthernele an.
muss aber dazu sagen, dass es wohl doch kulturelle differenzen gibt. die von esthernele aufgeführten kulturen sind allesamt für ihre gastfreundschaft und familiarität bekannt. daher kommt es vllt, dass introvertierte eingeschlossen werden. ich könnte mir aber bei diesen gesellschaften durchaus vorstellen, dass introversion im alltag - also wenn man nicht nur gast ist - durchaus zu einem problem werden kann. aus russland ist mir z.b. bekannt, dass introversion nicht so ganz akzeptiert ist, eben weil die kultur tendenziell extrovertiert orientiert ist (russen haben ihre eigenen sozialen netzwerke, deswegen kriegst du auf facebook nur das von den türken mit). man wird deswegen vllt nicht gemobbt, weil die kultur kollektivistisch ist (wir erinnern uns: sowjet union.), aber man wird schon als sonderling angesehen. ich habe mehrfach in russland erlebt, dass introvertierte von extrovertierten tipps bekommen, wie sie extrovertierter werden könnten. aber lästereien habe ich keine gehört.
in amerika sollen es intorvertierte ebenfalls eher schwer haben, während sie in japan wohl akzeptierter sind, weil prahlen und laut sein dort als unhöflich gilt. auch dieses "unangenehme schweigen" bei treffen, wird von japanern angeblich gar nicht als unangenehm empfunden. gemeinsam im cafe sitzen und sich anschweigen scheint dort ziemlich normal zu sein (so mein eindruck nach 3 wochen japanaufenthalt). selbst wahlkampf läuft in japan eher introvertiert ab. wahlkapf à la usa wäre wohl nichts für die japaner. http://www.welt.de/newsticker/news1/article140025642/Japanischer-Politiker-wirbt-mit-Nacktfotos-um-Mandat.html

Sie sind einfach so wie sie sind bloß möglicherweise etwas unbeliebter

Habe vor zig Jahren bei einem Kurzurlaub mit einer Freundin, die 1. Halbgriechin ist, 2. in DE aufgewachsen ist und zudem noch eher etwas ruhig, ihre Verwandtschaft (also gefühlt das halbe Dorf) besucht.

Klar war sie auf eine Art froh, als wir nach 2 turbulenten Tagen wieder abgereist sind. Aber letztlich fanden wir das angenehmer als eine vergleichbare Veranstaltung hier. Unterschied: sie ist anders behandelt worden. Keine Fragen, ob sie Sorgen habe, es ihr nicht gut ginge oder sie immer so eine Spaßbremse sei.

Das ist nämlich mal in DE gefallen bei einer Gartenparty - "für eine Griechin bist du eine mächtige Spaßbremse" ---

Ich hatte dort (und habe bei meinen russischen und ungarischen Freunden heute auch noch) das Gefühl, dass die allermeisten Leute toleranter und sensibler sind im Umgang mit anderen Menschen.

Ich muss ja nicht ständig thematisieren, dass ich Verständnis habe für etwas ruhigere oder introvertierte Menschen, obwohl ich es gerne krachen lasse - das allein finde ich auch schon eine Art von Affront. Ich muss ja die Lauten auch ertragen und kann mir das nicht als emotionale Großtat anschreiben lassen.

 Akzeptiert man sie oder sind sie häufiger Lästereien und Mobbing ausgesetzt, weil man nicht so wie die anderen ist ?

Die Frage habe ich dir hoffentlich schon beantwortet. Ob das in allen Kulturen und mit allen Leuten klappt - das weiß vermutlich keiner.

Die Toleranz gegenüber Menschen, die "anders" sind, ist aber oftmals größer.

Das habe ich auch erlebt, wenn ich mit meinem autistischen Sohn irgendwo hin gefahren bin. Diese unausgesprochenen "Erwartung", dass du bitte zu sein hast wie die meisten - die Lautesten - die selbstbewusstesten ... das haben wir eigentlich nur in DE so empfunden.

Wie halten es Introvertierte eigentlich in stark extrovertiert ausgerichteten Kulturen aus?

Jeder findet in jeder Kultur seine Nische. Die laut Feiernden, die du siehst, sind ja gerade nicht die Introvertierten. Denn die siehst du ja nicht auf den Bildern solcher Feiern.

Alex

Das ist doch nicht nur bei Türken und Arabern so! Meine Schweizer Familie ist genauso riesig und laut :,D Ich bin auch eher zurückhaltend & bei Familienfesten eher im Hintergrund, aber ich mag meine grosse, chaotische Familie, weil es einfach meine Familie ist. In einer Familie sollte man automatisch mit seinen Fehlern & Makeln akzeptiert werden. Ich glaube deswegen, dass grosse Familien nicht für alle Introvertierten so schlimm sind, wie du glaubst. Schliesslich geben die Familien ihnen auch Halt.