Wie die Nazis so viele Deutsche überzeugten?

13 Antworten

Die Umstände in dieser Zeit gaben den Nazis ordentlich Rückenwind. Man hatte ein große Wirtschaftskrise mit vielen Arbeitslosen und die Nazis versprachen einfache Lösungen. Zudem vertraten die Nazis eine Revisionistische Politik bezüglich des Versailler Vertrags was ebenfalls breiten Zuspruch fand.

Zudem sollte man nicht vergessen das der Faschismus damals ja in der Form nicht bekannt war, die Menschen damals konnten ja nicht wie wir heute auf diese Zeit zurückblicken. Die Pläne Hitler waren zwar auch damals nicht unbekannt, aber man war wohl in der Annahmen das diese so nicht kommen würde.

Kennst du die Bücher von Volker Kutscher? Der schreibt eigentlich Krimis. In seiner Reihe kannst du lesen, wie man da reinrutscht. Schau auch mal den Film "Die Welle" oder lies das Buch dazu. Dann verstehst du wie das funktioniert.

Und es ist nicht ganz friedlich abgelaufen. Horden von prügelnden Nazis sind durch die Straßen gezogen und haben z. B. Kommunisten verdroschen. Diese Demonstration von Macht hat die einen begeistert und andere abgeschreckt.

Das habe ich mich auch lange gefragt.

Dann habe ich das Buch "Kleiner Mann was nun" von Hans Fallada gelesen und dann konnte ich es zumindest besser nachvollziehen.

Den meisten Menschen ging es damals wirtschaftlich sehr schlecht. Eine sehr hohe Zahl von Arbeitslosen, die nur ein minimales Arbeitslosengeld erhielten. Die wussten gar nicht, wie sie zurechtkommen sollten. Die Menschen, die Arbeit hatten, wurden von den Arbeitgebern oft ausgebeutet durch sehr niedrige Löhne und viele unbezahlte Überstunden. Zusätzlich wurden sie oft auch noch mies behandelt. Wem es nicht passte, der konnte gehen. Es gab ja sofort ein paar hundert Menschen, die den Job gerne haben wollten.

Ganz allgemein, waren die "einfachen" Arbeiter und Angestellten in dieser Gesellschaft nicht besonders angesehen. Auf diese oft fleißigen und anständigen Menschen wurde herabgesehen. Die Macht hatten die Arbeitgeber. Es war auch schwer, aus kleinen Verhältnissen nach oben zu kommen, da es sich die einfachen Leute z. B. oft nicht leisten konnten, ihre Kinder auf eine höhere Schule zu schicken, selbst wenn sie sehr begabt waren.

Und dann kam auf einmal jemand und hat diesen "kleinen Leuten" gesagt, ihr seid wichtig, Deutschland braucht euch. Auf einmal konnte man auch als kleiner Mann Karriere machen (in der Partei). Für die Kinder gab es Angebote wie Ferienlager und andere Unternehmungen. Das kannten vorher viele gar nicht.

Auf einmal wurde sich für diese Menschen, auf die vorher oft herabgesehen worden war interessiert. Dass Hitler sie auch nur für seine Zwecke benutzen wollte, war ganz am Anfang ja noch nicht ersichtlich.

Woher ich das weiß:Recherche

Hey,

man muss verstehen, dass sich die Menschen nicht einfach so gedacht haben „Yo, heute geh ich mal NSDAP wählen“. Die Situation ist viel komplizierter.

Nach dem Ersten Weltkrieg war Deutschland quasi am Boden. Wirtschaftlich war das Land bankrott, die Armee wurde auf eine, vergleichsweise, lächerlich kleine Größe beschränkt und das Rheinland musste Demilitarisiert werden. Der Nationalstolz war gebrochen. Von 1923 bis 1925 wurde das Ruhrgebiet, damaliges Hauptindustriezentrum, von Frankreich und Belgien besetzt, ohne das die Reichswehr überhaupt erst Gegenmaßnahmen unternehmen konnte. Dann kam noch die Hyperinflation und die Weltwirtschaftskrise dazu.

Also grob gesagt hat man nun eine eigentlich stolze Nation mit gebrochenem Selbstwertgefühl, dessen Wirtschaft am Boden liegt und die Menschen auf offener Straße verhungern. Also alles was scheiße sein konnte, war eine Stufe über scheiße.

Dann gab es auf einmal eine Partei, die dem Volk wieder Stolz einflößen will und eine verdammt große Menge an Arbeitsplätzen schafft. Sie bietet dir klare Feindbilder aka die Reichen in Deutschland (was damals größtenteils die jüdische Bevölkerung war) und die Franzosen/Briten. Die Ideologie des Ariers kam erst später hinzu. Auch darf man nicht vergessen, dass die Wahl 33 ein Kopf-an-Kopf Rennen zwischen den Nationalsozialisten und den Kommunisten war, eine Wahl eben zwischen Pest und Kolera.

Genau durch diese Umstände haben die Alliierten nach dem zweiten Weltkrieg davon abgesehen, Demontagen oder Reparationen von Westdeutschland zu fordern. Wenn Menschen verzweifelt sind, geht es nur noch ums eigene Überleben. Deswegen fällt es mir auch persönlich schwer zu sagen „Wie konnten die Menschen damals die Nazis wählen?!“, wenn wir in dieser Situation wären, hätten wir genau das selbe getan. Jede andere Meinung dazu ist weltfremder Idealismus. Ich unterstütze keineswegs die Verbrechen dieser Zeit, aber ich suche die Schuld dafür nicht bei den normalen Bürgern...

Trauriges Thema, aber ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen :)


nochnefrage  06.05.2021, 22:00
Demontagen oder Reparationen von Westdeutschland zu fordern.

Hi, es wurden durchaus einige deutsche Industriebetriebe demontiert und nach Russland gebracht. Also Deutschland hat schon bezahlt. Das aber war von Vorteil, weil so viele moderne Anlagen hier gebaut wurden, wir hatten dann technologischen Vorsprung, die Russen hatten unsere Vorkriegstechnik!

Und mal pauschal zu behaupten, wir alle würden unter den Umständen NSDAP wählen, finde ich schon unpassend. Wer es wissen wollte, konnte auch damals sehen, dass die sehr brutal vorgehen mit der SA.

Ich teile deine Auffassung, dass die Situation damals eine sehr wirre und schwierige war. Aber wer Nazis wählt, bekommt sie auch, dass war damals wie heute so. Und auch damals hätte man ein wenig überlegen können. Niemand war gezwungen, sie zu wählen! Aber, es waren sehr schwierige Zeiten, das erklärt vieles, die Vorgeschichte hast Du gut zusammengefasst.

Das dann außer der SPD alle Parteien auf Hitler reingefallen sind, war dann natürlich Deutschlands untergang, Stichwort Ermächtigungsgesetz. Wohl auch dem Zeitgeist geschuldet, man war auf Autoritäten geprägt durch die Kaiserzeit. .

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Borddoktor  06.05.2021, 22:41
@nochnefrage

Hey,

ka richtig, es wurden Demontagen im sowjetischen Teil Deutschlands vorgenommen, allerdings beziehe ich mich bei der Aussage auf „Westdeutschland“ bzw auf die französischen, britischen und amerikanischen Sektoren.

Ach ja, hätte ich fast vergessen. Ich bin nicht dein Schüler und du nicht mein Geschichtslehrer, nur mal um auf das verwendete Syntax einzugehen ;)

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nochnefrage  06.05.2021, 22:50
@Borddoktor

Was die Leistungen angeht, kann sein, dass ich da was verwechsele, ich dachte an ein BMW-Werk, kann sein, dass das auf dem Osten in die UDSSR kam. Geld floss relativ wenig, in Warschau wurde einiges wiederaufgebaut von Deutschland.

Lehrer Schüler? Ich halte mich nicht für Deinen Lehrer, ich hab meine Meinung dargelegt zu den entsprechenden Themen wie Wählergründe. Das kann beinhalten, dass meine Sicht abweicht von Deiner, und wenn ich schreibe ich finde es unpassend, dass ist das meine Meinung. Findest Du das Lehrerhaft? Ich nicht, und das Ermächtigungsgesetzt gilt allgemein als der Kardinalfehler der Politiker bzw. es gab den Ausschlag für Hitlers absolute Macht. Das war kein Wählerfehler, sondern der des Parlamentes, das wollte ich betonen. Lehrerhaft?

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nochnefrage  06.05.2021, 22:59
@nochnefrage

Und was die Reparationszahlungen angeht, scheinst Du mehr zu wissen als ich ... Also da lerne ich gerade.

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