Welche Tierschutzpartei / Vegetarierpartei ist eher rechts bzw. links?

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Ursprünglich war ja Naturschutz, Antivivisektionsbewegung und reformierte Ernährungsbewegungen eng mit Heimatschutz und Volksschutz verbunden und ein Anliegen der Völkischen Bewegung der Weimarer Republik. Die ersten tatsächlichen Tierschutzgesetze wurde dann von den Nationalsozialisten 1935 eingeführt.

Mittlerweile ist alles, was mit Tierschutz und Naturschutz zu tun hat, natürlich (seit Jahrzehnten bereits) von "linken", also volksfeindlichen, globalistischen Parteien okkupiert. Da bei Linken aber das Moralische nur Schein ist, so muß gefragt werden, um es den Leuten der Tierschutzpartei tatsächlich um Tierschutz geht, oder aber ob dieser nicht eher ein Vorwand ist für ganz andere politische Ziele, die sich mit ihrer wahren Absicht nicht ans Licht der Öffentlichkeit wagen (vgl. hier z. B. die GRÜNEN).

Wenn ich mich für Tierschutz einsetzen möchte, würde ich eher entweder auf eigene Faust handeln oder aber mit lokalen Tierschutzgruppen zusammenarbeiten bzw. mich diesen anschließen. Diese sind mit allergrößter Wahrscheinlichkeit authentisch. Bei Parteien hingegen ist das immer so eine Sache. -

mh, ödp eher konservativ, die anderen wahrscheinlich liberaler so wie ich es sehe, Allianz weiß ich nicht

Es gibt keine rechten Tierschutzparteien, weil Tierschutz ein Nischenthema der politischen Linken ist.

hipparchos  24.09.2021, 12:19

Es wurde erst seit den 80ern von Linken okkupiert. Ursprünglich war es ein Thema konservativer ("erhaltender") und völkischer Kreise.

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verreisterNutzer  24.09.2021, 12:33
@hipparchos

Nein, das war es nie. Tierschutz war zuvor überhaupt kein politisches Thema. Darüber wurde schlichtweg nie geredet.

Dem wirst du jetzt wohl widersprechen, das liegt aber nicht daran, dass meine Behauptung falsch ist, sondern daran, dass dir der Begriff Tierschutz nicht völlig klar ist.

Tierschutz ist weder Umweltschutz noch Artenschutz. Es geht auch nicht um den Erhalt der deutschen Natur - was du fälschlicherweise mit Tierschutz gleichsetzt (vgl. mit deinem Wort "erhalten"). Beim Tierschutz geht es um das Wohlergehen eines einzelnen Individuums. Also bspw. die Frage, ob es moralisch vertretbar ist einem lebendigen Tier die Daunen auszureißen, nur weil man dadurch Arbeitszeit spart. Solche Überlegungen gab es erst im Rahmen der Tierschutzbewegung.

Tierschutz ist eine Bewegung die das bestehende Moralsystem in Frage stellt. Also eine philosophische Überlegung. Mit Naturschutz hat das nichts zu tun. Solche Überlegungen sind immer progressiv, also links. Sie können von konservativen nicht einmal gedacht werden.

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hipparchos  24.09.2021, 12:54
@verreisterNutzer

Ich kenne den Unterschied zwischen generischem Schutz der Umwelt (die natürlich Welt UM uns herum, in der wir leben) sowie dem individuellen Schutz einzelner Tiere sehr wohl.

Was Sie da schreiben ist nicht per se falsch, aber es dürfte auf heutige Leser irreführend wirken, da diese "links" gleichsetzen mit entweder marxistisch (dabei waren weder UdSSR noch war / ist Rotchina weder tierfreundlich noch hat diese brutale Industriemacht sich irgendwie um die Umwelt gekümmert) oder eben mit "neulinks", "westliche Linke", "68er" bzw. konkret "Die Grünen". Diese heutigen Linken denken individualistisch, das ist richtig. Das Wohlergehen des einzelnen Individuums ist für sie wichtiger als das Gedeihen der Gesamtgemeinschaft. Folglich nehmen diese auch Tierschutz mit in ihr Denken bzw. politisches Agitieren mit auf.

Doch dasselbe taten auch die Linken des 19. Jh., die nach heutigen politischen Maßstäben aber als "Rechte" betrachtet werden würden. Denken Sie an damalige 48er wie Richard Wagner, den vielleicht berühmtesten deutschen Vegetarier und Vivisektionsgegner. Ja, der war ein linker 48er, ein Republikaner, doch diese "Linken" von damals wären nach heutigen Maßstäben eben "Rechte", da sie durchaus national, oder später auch "völkisch" gedacht haben. -

Ähnliches gilt für die Nationalsozialisten Hitlers, dem Schöpfer des ersten Tierschutzgesetzes vom 24. November 1933. Auch die Nazis waren innenpolitisch Linke, aber eben zugleich auch Nationale, somit nach heutigen Maßstäben "Rechte", da die heutige, vergröberte politische Einordnungsmethodik alles Nationale einfach in die rechte Ecke, alles Internationale nach links schiebt.

Sie merken, alles etwas tricky mit diesen Begriffen "rechts" und "links", nicht wahr?

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verreisterNutzer  24.09.2021, 13:09
@hipparchos
Sie merken, alles etwas tricky mit diesen Begriffen "rechts" und "links", nicht wahr?

Da kann ich nur zustimmen. Deswegen sprach ich in meiner Erklärung von progressiv und konservativ. Rechts und Links sind relative Begriffe. Also die SPD ist links im Vergleich zur CDU, aber rechts im Vergleich zu Linkspartei. Sie haben also Recht: die Begriffe verwirren meist mehr als die aufklären.

Worum es mir eigentlich ging, dass der Tierschutz im heutigen Verständnis erst seit 40-50 Jahren existiert. Und politisch eingeführt und verteidigt haben ihn Parteien, die wohl die meisten Menschen als "Links" wahrnehmen.

Das heißt nicht, dass Tierschutz per se ein Thema linker Parteien sein muss. Klimaschutz, beispielsweise, lässt sich aus einer gewissen Perspektive auch als urkonservatives Ideal wahrnehmen. Was in Amerika in den 70er Jahren auch der Fall war.

Nur ist es in der Realität eben so, dass Tierschutz, Umweltschutz und Klimaschutz als zentrales Wesensmerkmal linker Politik wahrgenommen wird.

Wer sich gegen Kükenschreddern und Massentierhaltung einsetzt ist heutzutage selten in der AfD, CDU oder FDP Mitglied.

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hipparchos  24.09.2021, 13:37
@verreisterNutzer

Gut, Sie haben verstanden, worauf ich hinauswollte und auf der grundlegenden Ebene sind wir uns also einig. Die Frage ist allerdings sowohl psychologisch als auch faktisch-politisch gesehen wesentlich diffiziler, als sie auf dieser grundlegenden Ebene erschöpfend beantwortet werden kann. Wenn sie Tierschutz nur innerhalb "progressiven Denkens" möglich lassen wollen, so müssen sie zugeben, daß es offenbar verschiedene Formen "progressiven Denkens" geben muß und zwar auch solche, die heute eben nicht nur "linkem", sondern möglicherweise auch "rechtsradikalem" Denken zugeordnet werden können. Ich selbst wähle z. B. die Nationaldemokraten und bin zugleich auch Mitglied im NABU, überzeugter vegetarischer Rohköstler (nicht Veganer allerdings) und Tierschutzfreund seit meiner Kindheit. Und damit bin ich bei Weitem nicht der einzige im, sagen wir "nationalen", Spektrum!

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verreisterNutzer  24.09.2021, 13:53
@hipparchos

Ja mir ist bewusst, dass es auch Tierschützer bei der AfD gibt. Ich gehe einfach mal davon aus, dass die mit dem Euphemismus "Nationaldemokraten" gemeint ist.

Das Rechts-Links Schema bezieht sich ja auf die ursprüngliche Sitzordung im Parlament. Links die Progressiven Kräfte, rechts die Konservativen. Konservative wollen den Status Quo erhalten, ausbauen oder zum Vorherigen zurück. Progessive wollen den Status Quo ändern, erneuern oder zu etwas noch nie Dagewesenen fortschreiten.

Tierschutz im heutigen Verständnis, ist etwas was es zuvor nicht gab. Es ist also ein progressives politisches Thema. Da es sich beim Tierschutz um ein einzelnes Thema handelt, ist es denkbar, dass ansonsten konservative Menschen dieses progressive Element unterstützen. Menschen sind ambivalent und haben oft verschiedene Positionen aus verschiedenen Grundrichtungen.

[...]daß es offenbar verschiedene Formen "progressiven Denkens" geben muß und zwar auch solche, die heute eben nicht nur "linkem", sondern möglicherweise auch "rechtsradikalem" Denken zugeordnet werden können

Progressive Postionen sind immer links. Ich gestehe aber ein, dass auch Rechtsradikale bei einzelnen Themen progressive Standpunkte vertreten können. Ein linker Standpunkt wird aber nicht dadurch rechts, dass einzelne Rechtsradikale ihn ebenfalls vertreten.

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hipparchos  24.09.2021, 14:20
@verreisterNutzer

Woher das alte Links-Rechts-Schema ursprünglich kam, weiß ich auch, aber darum ging es nicht. Mit "Nationaldemokraten" ist nicht die AfD gemeint, sondern die NPD. Die AfD-Leute sind allenfalls "Nationalliberale", aber eigentlich gar nicht "national", sondern eher das, was man in den USA vielleicht "neokonservativ" nennen würde.

Der Kern des Problems liegt vielleicht darin, daß ursprüngliche konservative Positionen (wenn wir historisch weiter zurückgehen, ins 19. Jh, vielleicht gar in vormoderne Zeiten) immer einen starken Bezug zum "Christentum" (richtiger: Kirchentum) hatten und die Romkirche das Tier so tief unter den Menschen stellte, daß es leicht war, dieses aller Rechte zu berauben. Dort, wo im Mittelalter noch heidnische, altgermanische Vorstellungen nachgewirkt hatten, war dies durchaus nicht so. Zuweilen wurden sogar Ratten, die Pest übertragen hatten, nicht einfach ausgerottet, sondern zuvor vor ein Gericht gestellt und dann ein Urteil gesprochen. Das mag heute naiv oder lächerlich erscheinen, zeigt aber den natürlichen emotionalen Bezug des vorchristlichen heidnischen Europäers / Germanen zum Tier. Die Romkirche mag hier tatsächlich viel zerstört haben und die modernen "Konservativen", deren politische Wurzeln immer auch im Kirchlichen liegen somit diesen tierfeindlichen Ungeist weiter am Leben erhalten. Die Romkirche mag so gesehen wie ein dunkler Schleier erscheinen, eine "Königin der Nacht", um es mit Emanuel Schikaneder zu formulieren, der in der Moderne immer weiter hinfort geweht wird, so daß das natürliche tierfreundliche Empfinden der Menschen sich wieder mehr Geltung zu verschaffen in der Lage ist.

Dann paßt es auch, was die Parteien betrifft: Denn sowohl die linksprogressiven Parteien und Bewegungen, angefangen von den Altmarxisten und Spartakisten über Sozialdemokraten bis hin zu jetzigen "Grünen" als auch die rechtssozialistischen Bewegungen sind religions- und kirchenkritisch, wenn auch mit im Detail unterschiedlichen Argumentationsmustern.

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verreisterNutzer  24.09.2021, 16:20
@hipparchos

Das schlechte Verhältnis des Menschen zum Tier geht sicherlich auf die Christianisierung zurück. In diesem Punkt kann ich nur zustimmen.

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Tier- bzw. Menschenschutz sind Themen des Humanismus und damit per se keine "rechten" Themen.