Weiterbildung zum Fluggerätmechaniker. Wie lange ist die Weiterbildung? Wie muss man sich bewerben?

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Hallo,

früher war das relativ einfach. Nach einer bestandenen Lehre hat man sich als Flugzeugmechaniker beworben. Wurde man genommen, gab es eine sog. "Lehrschicht", in der man zusammen mit anderen Bewerbern für 6 Monate von einem erfahrenen Kollegen in die Besonderheiten der Flugzeugwartung eingewiesen wurde.

Danach wurde man dann einer Wartungsgruppe zugeteilt und musste dann den ersten Typenlehrgang besuchen. Nach ein paar Jahren kam dann der Lehrgang zur Höherqualifikation dazu und zwischendurch auch Lehrgänge auf andere Flugzeugmuster. Die Qualifikationen wurden in einem Ausweis eingetragen. Leider wurde diese Art der Aus- und Weiterbildung nicht überall anerkannt.

Mit Einführung der JAR-66 (Certifying Staff) gab es endlich eine europaweit gültige Norm. Hier wird jetzt die Weiterbildung analog den Pilotenlizenzen betrieben und durch den Erwerb von Muster- und Abschreibeberechtigungen seitens des LBA dokumentiert. Diese Mechanikerlizenz ist EU-weit und auch im Rest Europas anerkannt; man kann also auch im europäischen Ausland arbeiten.

Du brauchst aber einen JAR-145 Wartungsbetrieb, der Dich einstellt und Dir diese Qualifikation ermöglicht. Als erstes informierst Du Dich dazu mal beim LBA und schaust hier:

http://www.lba.de/DE/TechnischesPersonal/Personal/Teil-66/FAQ_Teil-66.html?nn=20298#doc72794bodyText2

Unter Punkt 4 findest Du Angaben zur Anerkennung von Qualifikationen. Da heißt es u. a.:

"Folgende Anerkennungsmöglichkeiten gibt es hier:

CAT A:

  • Kreditlehrgang I für eine technische Berufsausbildung mit Haupt- oder Realschulabschluss oder Abitur unter der Voraussetzung, dass Mathematik und Physik bis zur 9. bzw. 10. Klasse besucht wurden

- Kreditlehrgang II für förderliche Berufsabschlüsse außerhalb der Luftfahrt

..."

Das Gleiche gibt es für CAT B 1 und CAT B 2. Auf der linken Seite findest Du weitergehende Infos unter "Technisches Personal".

Und frag auch mal bei einer Flugwerft für Businessjets oder Kleinflugzeuge nach, z. B. bei der Atlas Air Service AG. Sie ist ein deutscher Luftfahrtbetrieb, zertifiziert nach JAR-145 mit Hauptsitz am Flugplatz Ganderkesee und hat noch Standorte in Bremen, Paderborn und Stuttgart. Früher gab es auch noch Thyssen-Henschel in Kassel, da weiß ich aber nicht mehr, ob die als Flugwerft noch existieren. Die haben in den 70er und 80er-Jahren u. a. die Umschulung für Bundeswehrmechaniker gemacht und sie auf die IHK-Prüfung vorbereitet.

Du solltest also Deine Ausbildung mit einem möglichst guten Ergebnis abschließen, dann vielleicht noch ein oder zwei Jahre Erfahrung sammeln und Dich dann erst umschauen. Das schließt natürlich eine gute Vorbereitung und Recherche während oder nach der Ausbildung nicht aus.

Viel Erfolg!


rudim1950  04.01.2013, 07:49

Danke für den Stern!

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Hi.

Also ich kann dir was über meine Erfahrungen als Fluggerätmechaniker /FR Instandhaltungstechnik erzählen. Hoffe du nimmst dir die Zeit und liest es dir durch. ^^

Ich hab meine Ausbildung bei der Bundeswehr gemacht, als Ziviler Azubi. Ich habe 2008 mit 16 Jahren angefangen zu lernen. Das ist so ziemlich die hochkarätigste Ausbildung die man kriegen kann. Das komplette erste Lehrjahr nur Zerspanung und Fertigung (Feilen, Nieten, Drehen, Fräsen...). Danach im zweiten Lehrjahr haben wir an ausgemusterten Luftfahrzeugen (Alpha Jet, Fiat G.91, Alouette II, Piaggio P149...) simulierte Störfälle behoben. Erst im 3. Lehrjahr haben wir dann am "scharfen" Luftfahrzeug gearbeitet, in meinem Fall war es die Sikorsky CH53G. Wir haben so ziemlich alle Teilgebiete des Helis kennengelernt und haben in jeder Abteilung (Flugwerk, Triebwerk, Avionik, Ausrüstung, GFK Werkstatt...) mindestens einen Monat mit erfahrenen Mechanikern zusammengearbeitet.

Im Februar 2012 hatte ich ausgelernt. In der Berufsschule habe ich neben dem regulären Unterricht auch meine CAT A Lizenzen (A1,A2,A3 und A4) nach EASA Part 66 gemacht. Die solltest du mindestens haben, um später in der freien Wirtschaft eine Chance zu haben. Wir Bundeswehr-Azubis hatten insofern den Vorteil, dass wir relativ viel über den Tellerrand gucken konnten. Wir haben viel Metallverarbeitung gemacht und viele verschiedene Arten von Fluggeräten kennengelernt. Unsere Kollegen aus kleineren Betrieben mit denen wir Berufsschule hatten, haben fast in ihrer gesamten Ausbildung nur an Cessnas geschraubt.

Und das ist auch der Punkt, an dem es interessant wird.

Denn genaugenommen musst du kein gelernter Fluggerätmechaniker mehr sein, wenn du an Luftfahrzeugen arbeiten willst. Im Prinzip würde reichen, wenn du Industriemechaniker bist und deine CAT A Lizenz bei Trainico oder bei Lufthansa Technik machst. Dafür wird nur eine abgeschlossene Ausbildung in einem (vorzugsweise) technischem Beruf vorausgesetzt.

Das ist insofern ganz gut für alle die, die keine gelernten Fluggerätmechaniker sind. Für uns Fluggerätmechaniker ist es allerdings schlecht... Denn ein gelernter Fluggerätmechaniker ist für die meisten Arbeitgeber schon überqualifiziert und somit auch zu teuer. Deswegen stellen die lieber gelernte KFZ Mechaniker mit CAT A Lizenz ein, weil die den Job für weniger Lohn machen. Dass du in der Branche zum Großverdiener wirst kannst du also vergessen.

Ich habe nach meiner Ausbildung ein halbes in einem kleineren Hubschrauberunternehmen als Mechaniker gearbeitet. War insofern ganz nett, ich bin viel mit geflogen, hatte viel beim Fernsehen und auch mit Schauspielern zu tun, wenn wir FIlmaufnahmen geflogen sind. Aber ich hatte eine 6 Tage Woche und das für ein ziemlich mieses Gehalt.

Das war auch der Grund, weshalb ich mich jetzt bei Eurocopter in einen netten Bürojob gerettet habe.^^ Da stimmt die Bezahlung und das Arbeitsklima.

Also ich würde dir empfehlen: Mach deine Ausbildung zum Industriemechaniker und nebenbei noch deine CAT A Lizenz. Dann darfst du offiziell am Luftfahrzeug arbeiten. (Und bestimmte, dir zugeteilte Arbeiten sogar ohne Nachprüfung durch einen Prüfer selbst freigeben). Der Beruf des Fluggerätmechanikers ist auch gut deutsch gesagt ein sterbender Stern, weil die IHK Ausbildung zum Fluggerätmechaniker in den meisten Fällen nicht mehr vorausgesetzt wird.