Was wurde aus den DDR-Volkspolizisten?
Am 3. Oktober 1990 kam es ja formal zur Wiedervereinigung, die DDR hörte auf zu existieren. Mit diesem Tag hatte ja auch die BRD-Polizei das Hoheitsrecht über das ehemalige DDR-Gebiet. Meine Fragen dazu:
Wie lange trugen die ehemaligen Volkspolizisten noch die alte Dienstkleidung und fuhren die Ladas, Trabbis und Wartburgs?
Wie viele Volkspolizisten wurden von der Westpolizei übernommen und wie wurden sie dann dort dienstgradmäßig eingeordnet?
Was waren die Voraussetzungen für eine Übernahme in die BRD-Polizei?
Volkspolizisten, die nicht übernommen wurden, waren ab dem Zeitpunkt arbeitslos?
4 Antworten
Die Polizei in den neuen Ländern bestand im Wesentlichen aus den ehemaligen Volkspolizisten. Die Führung wurde entlassen und durch Westimporte ersetzt.
Die Übernahme in vergleichbare Dienstgrade erfolgte meistens nicht. Meistens war eine Übernahme in den weiteren Polizeidienst mit einer Herabsetzung (Degradierung) verbunden. Studienabschlüsse der VP-Offiziere wurden zum größten Teil nicht anerkannt. Einige erstritten sich diese Anerkennung später vor Gericht, so dass etliche Diplomstaatswissenschaftler heute noch Dienst in der Polizei tun und das auch im höheren Dienst.
Der Austausch der Uniformen und Technik erfolgte relativ schnell. Spätestens 1995 dürften die letzten Ladas verschwunden sein (wahrscheinlich sogar eher). Bei den Uniformen ging das ganz schnell.
Voraussetzung, um übernommen zu werden, waren eigentlich nur das Vorhandensein einer entsprechenden Planstelle und eine Überprüfung durch eine Personalauswahlkommission, die keine Belastung durch eine Zusammen- oder Mitarbeit mit dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR ergab. Einige Volkspolizisten quittierten freiwillig den Dienst und andere gingen in den Ruhestand. In Berlin wurden von rund 11.800 ehemaligen Volkspolizisten ca. 8.500 übernommen. Bei ca. 1.000 nicht übernommenen wurde eine Kündigung empfohlen. Das dürfte proportional in den anderen neuen Ländern ähnlich ausgesehen haben.
Ehemalige Polizisten, die nicht übernommen wurden, waren zunächst einmal arbeitslos. Einen neuen Job zu finden war für die angesichts der Massenarbeitslosigkeit alles andere als einfach.
Die Grenztruppen der DDR gehörten nicht zur NVA, unterstanden aber dem Ministerium für Nationale Verteidigung. Zu ihnen wurden auch Wehrpflichtige eingezogen. Bis Anfang der 60er Jahre gehörten die späteren Grenztruppen als Deutsche Grenzpolizei noch zum Ministerium des Innern.
Die an den Grenzübergangsstellen eingesetzten Kontrolleure gehörten der Zollverwaltung der DDR oder dem Ministerium für Staatssicherheit an.
Viele hatten Doppelausweise. Genau wie viele SS Leute ein Soldbuch für normale Tätiglkeit und einen für Wache inU-Boot
An der Staatsgrenze im "Handlungsraum der Grenztruppen" direkt an den Grenzbefestigungsanlagen taten "Angehörige der Grenztruppen", die zur NVA gehörten, Dienst. An den Grenzübergangsstellen taten Angehörige der Paßkontrolleinheiten des MfS Dienst, die auch in Grenztruppenuniformen Dienst taten, aber weinrote statt grüne Kragenspiegel hatten und Stasiausweise in der Tasche hatten. "Ladies" ist wohl eine Erfindung von dir, denn die gab es weder im MfS noch bei der NVA oder den GT. Du bist wahrscheinlich an eine vom Zoll der DDR geraten, die auch auf den GÜSTs Dienst taten und dich gefilzt haben - mit Recht, denn das ist ja die Aufgabe der Angehörigen des Zolls auf der ganzen Welt, auch in der BRD.
Eine einheitliche "BRD-Polizei" gibt es NUR in Form des früheren BGS (Bundesgrenzschutz) der heute Bundespolizei heißt und verstärkt die Aufgaben der früheren Bahnpolizei (alte Bundesrepublik) übernommen hat. Ansonsten ist der bekannte "Dorfpolizist" Beamter SEINES Bundeslandes. So wurden die zivilen Uniformträger nach der Vereinigung beider Staaten z. T. auf die neuen Bundesländer und an das Bundesinnenministerium "verteilt"
Nach der Wiedervereinigung wurden von der Volkspolizei, mit wenigen Ausnahmen,alle über 50 -jährigen entlassen. Gleiches geschah mit den Jüngeren, wenn sie gleichzeitig Angehörige des Staatssicherheitsdienstes waren , während ihrer Dienstzeit Straftaten begangen hatten, die nach den Strafgesetzen der BRD zu verfolgen waren , oder wenn sie bei ihrer Überprüfung falsche Angaben machten . Die übrigen wurden umfassend rechtsstaatlich ausgebildet. Die Führungskräfte haben an der Polizeiführungsakademie studiert.
Quelle: http://www.weihmann.info/images/Aufsaetze/Versionsbildung.pdf
- Die ehem. Volkospolizisten werden wahrscheinlich ziemlich sofort neue Dienstkleidung und Autos bekommen haben.
- Kann ich dir leider nicht sagen.
- Kann ich dir auch nicht sagen. Wahrscheinlich hätte es aber keinen Sinn mehr gemacht, ü50 Polizisten zu übernehmen. Es gibt auch keine BRD-Polizei. Damals gab es den BGS (heute Bundespolizei) und die Polizeien der Länder. Die Volkspolizisten wurden von letzteren übernommen.
- Wenn ein Volkspolizist nicht übernommen wurde, wieso sollte er dann automatisch arbeitslos gewesen sein? Die Polizei ist ja nicht der einzige Arbeitgeber...
Da du dich ja auskennst - waren die "Grenzer" auch Volkspolizisten? Oder gehörten sie zum Militär? Ich kann mich nicht mehr an ihre Uniformen erinnern, nur daran, dass die Ladies besonders fies waren...