Was wäre wen das osmanische Reich früher Wien erobert hätte, wären dann das heutige Europa anders?

4 Antworten

Kommt darauf an, welcher Versuch erfolgreich gewesen wäre. Der von Süleiman dem Prächtigen im Jahr 1529? Oder erst der spätere Versuch von Mehmed IV, 1683? Im ersteren Fall würde Mitteleuropa heute definitiv anders aussehen und die germanischen, slawischen und romanischen Sprachen würden vermutlich deutlich mehr Lehnwörter aus dem Türkischen und Arabischen besitzen, als das heute der Fall ist. Denn 1529 war die technologische Balance zwischen den Osmanen einerseits und den (insbesondere) westeuropäischen Mächten andererseits noch ziemlich ausgeglichen. Die Entdeckung der "Neuen Welt" lag schließlich erst 3 Jahrzehnte zurück; und die Inka besaßen z.B. noch ihr peruanisches Großreich (Pizarro eroberte es erst 1532). Es wäre interessant, zu erfahren, ob z.B. die Spanier (angesichts der Bedrohung durch die Osmanen) ihre Eroberungszüge in Amerika - wie in unserer realen Geschichte passiert - auch in dieser Variation fortgesetzt oder sich eher auf Europa konzentriert und Amerika erst einmal links liegen gelassen hätten. Ich gehe eher von Letzterem aus. Was nebenbei vermutlich zu interessanten Konsequenzen für die Kolonisierung Südamerikas hätte führen können.)

1683 hingegen ... das hätte, denke ich, nicht allzuviel gegenüber dem uns bekannten Geschichtsablauf geändert. Das Osmanische Reich hatte zu der Zeit seinen Höhepunkt schon überschritten; die Belagerung Wiens war der letzte, verzweifelte Versuch, alte Größe zurückzugewinnen. Selbst wenn er gelungen wäre; die Osmanen hätten Wien nicht lange halten können. Frankreich, Brandenburg/Preußen und Spanien hätten sich mit Sicherheit gegen sie zusammengeschlossen - und einem Bündnis dieser drei Mächte hätten die Osmanen auf Dauer nicht standgehalten. Ich würde ihnen maximal 10 Jahre geben, dann hätten sie sich aus Wien wieder zurückgezogen - zurückziehen müssen.

Wenn Johannes von Sobieski die Osmanen nicht 1683 vor Wien besiegt hätte, dann wäre Europa heute islamisch.

Aber so haben wir wenigstens die Wiener Kaffeehaus-Kultur.

Denn die Osmanen flohen Hals über Kopf und ließen viele Säcke Kaffee zurück, woraus sie die Wiener Kaffeehaus-Kultur entwickelte.

Wir sollten den Osmanen dankbar sein für Kaffee.

Dann hätte das höchstwahrscheinlich zu einer erweiterten osmanischen Präsenz in Mitteleuropa geführt. Dies hätte potenziell die Machtverhältnisse zwischen den europäischen Ländern und dem Osmanischen Reich verschoben. In der Folge könnten Handel, Kultur, Religion und Politik beeinflusst worden sein, wobei einige dieser Auswirkungen eventuell bis heute spürbar wären.

Ja, klar. Österreich ginge es dann wahrscheinlich wirtschaftlich schlechter…

Woher ich das weiß:Hobby – Finde Geschichte interessant, beschäftige mich viel damit
yunus18432 
Fragesteller
 07.08.2023, 00:41

Okay, aber würde es denn ein Österreich überhaupt geben und wie würde es mit Europa aussehen?

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yunus18432 
Fragesteller
 07.08.2023, 00:45
@Lasagnem0nster

Naja es war so soweit ich weiß das die Osmanen in Wien verloren haben und die Wiener sich in der Burg verschanzt haben und dann glaube ich ein Deutsch polnisches herr Osmanen besiegt haben

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Lasagnem0nster  07.08.2023, 01:21
@yunus18432

Du meinst 1683…

Ich denke, dass das geschwächte Heilige Römische Reich nicht mehr fähig genug gewesen wäre, um die Osmanen zurückzudrängen.

Die Belagerung wäre nur erfolgreich gewesen, wenn die Osmanen sich auf den Winter eingestellt hätten, und Februar 1684 hätten sich die Wiener ergeben. Österreich wäre Teil des osmanischen Reichs geworden, die osmanischen Truppen wären allerdings zu schwach gewesen, um weitere Offensiven durchzuführen.

Der Kern der Habsburger wäre allerdings derart geschwächt worden, dass ihr Status als Hauptmacht im HRR passé gewesen wäre. Das HRR wäre im Bürgerkrieg versunken, in dem Polen-Litauen Tschechien erobert hätte, doch auch Frankreich hätte sich großzügig bedient und schon 1686 seine Grenzen teilweise an den Rhein vorgeschoben, vielleicht bis Köln. Möglicherweise hätte sich auch England auf Kosten der Spanischen Niederlande bereichert, die Niederlande hätten wahrscheinlich Ostflandern erhalten, Frankreich den Südteil Belgiens und das südliche Rheinland. Es hätte Köln und die eroberten Gebiete geplündert und die Staatsfinanzen dadurch vorübergehend gerettet.

Dadurch hätte die Französische Revolution erst später stattgefunden, so um 1830, und die ersten Kommunisten wären vermutlich im Staat Mitglied geworden. Deutschland, während des 18. Jhdt. schrittweise von Frankreich zur Kolonie gemacht, hätte die Gunst der Stunde genutzt und hätte sich von der ehemaligen Hegemonialmacht Frankreich, dass die Industrialisierung verschlafen hätte, losgesagt und in einem Krieg freigemacht. Es wäre ein demokratischer Staat um 1850 etabliert worden, in den Wirren des Kampfes wären allerdings viele Deutsche in die USA ausgewandert, die deshalb unter anderem deutsch geprägt gewesen wären. Das demokratische Deutschland hätte allerdings Probleme gehabt, da Preußen, das sich Polen mit Russland geteilt hatte, wirtschaftlich stärker gewesen wäre als das problembehaftete Deutschland. Die Monarchisten wurden so zahlreich, dass sich um 1860 ein deutsches Kaiserreich gegründet hätte. Dieses war beim Volk aber nicht besonders beliebt, der Herrscher startete einen Krieg mit dem Osmanischen Reich, um Österreich zu „befreien“. Nachdem England und Preußen den Osmanen beigesprungen wären (Sie hatten Interesse an einem nicht allzu starken Deutschland), hätte Russland die Deutschen unterstützt (Es wollte das Schwarze Meer haben). Wir hätten den ersten Weltkrieg um 1865 gehabt.

Teil 1

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