Was sagt ihr zu der aktuellen Debatte um Winnetou?

Das Ergebnis basiert auf 32 Abstimmungen

Komplett übertrieben, weil 78%
Find ich schwierig, weil 9%
Hab gar nichts mitbekommen 9%
Richtig, weil 3%

14 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Komplett übertrieben, weil

Dank Winnetou haben Millionen Menschen eine Liebe für die First Nations Amerikas entwickelt, die sich dann auch auf die reale Welt dieser Völker ausstreckte. Dank Winnetou haben auch Millionen Menschen ein Gespür für Freiheit, Gerechtigkeit, und Friedfertigkeit entwickelt.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich befasse mich gerne mit solchen Themen

sunseticlamp  31.08.2022, 20:16

Die liebe für ein erlogenes Nordamerika, das ist ja das Problem

Warum die verklärte Darstellung der jahrhundertelangen Unterdrückung trotzdem ein Problem sein kann? „Es gibt über 500 indianische Kulturen“, erklärt Monika Seiller. „Natürlich sind die alle verschieden.“ Karl May mische in seinen Geschichten Mode, Lebensräume, Ernährung und Kultur der Stämme wild durcheinander. Oft fehle dabei der Respekt vor den Unterschieden, findet die Aktivistin. „Die Leute wollen sich ihre Indianervorstellung einfach nicht nehmen lassen“, sagt Seiller
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Anastasia65  31.08.2022, 20:27
@sunseticlamp

Kaum jemand wird statt Karl May - Filmen in seiner Kindheit Filme über echte amerikanische Kulturen sehen wollen. Die Kinder werden überhaupt keine Indianer-Vorstellung mehr haben, das heißt, diese Völker werden ihnen dann im doppeltem Wortsinn "egal" sein.

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sunseticlamp  31.08.2022, 20:38
@Anastasia65

das bezweifle ich, durch das internet gibt es tausende, millionen wege sich darüber zu informieren. Und sind wir ehrlich, was kinder vielen von uns noch voraus haben ist spaß am lernen von interessanten Sachen haben. Man kann genauso fiktionale Werke über diese Zeit schaffen, die eben nicht diese Fehler begehen, das ist möglich. Man kann Kindern genauso die Wahrheit beibringen wie man ihnen mit Abenteuergeschichten eine verfälschte Wahrheit beibringt.

Es heißt ja auch nicht dass man Winnetou Bücher deswegen verbieten sollte. Eher dass man sich dessen bewusst sein soll, dass was darin steht sehr viel weniger mit den echten indigenen Kulturen zu tun hat, als es den Anschein hat. Und dass man eben seinem Kind, wenn es tatsächlich Interesse an so alten Romanen hat, begleitend beibringt wie die Sache wirklich aussieht, hin und wieder auch aus einem Sachbuch über das Thema vorlesen, hin und wieder eine Doku zusammen anschauen.

Für das alles muss aber irgendwie das ganze Problem erstmal bei den Leuten ankommen. Dafür müssen wir aufhören uns die Köpfe gegenseitig einzuschlagen und zu behaupten jemand wolle Bücher verbieten, die böse Cancel Culture sei wieder an allem schuld und alles in Karl Mays Büchern wäre absolut unkritisch zu betrachten.

 Die Kinder werden überhaupt keine Indianer-Vorstellung mehr haben, das heißt, diese Völker werden ihnen dann im doppeltem Wortsinn "egal" sein.

um den Bogen wieder zu schlagen: Deswegen halte ich das für komplett falsch. Das wäre in der Zeit der Veröffentlichung der Werke, vor dem ersten Weltkrieg, wahr gewesen, damals hätten die Kinder stattdessen eben gar nichts über diese Kulturen mitbekommen. Mittlerweile, in diesem Informationszeitalter, ist das nicht mehr so, da gibt es absolut genug Zugang zu mehr.

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Anastasia65  31.08.2022, 20:44
@sunseticlamp

"Und dass man eben seinem Kind, wenn es tatsächlich Interesse an so alten Romanen hat, begleitend beibringt wie die Sache wirklich aussieht, hin und wieder auch aus einem Sachbuch über das Thema vorlesen, hin und wieder eine Doku zusammen anschauen."

Die Bücher lesen Kinder nicht, das gepflegte Deutsch Karl Mays überfordert heute selbst Abiturienten, aber die Filme werden im Nachmittagsprogramm noch gesehen, auch von eher "lernfaulen" Kindern.

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sunseticlamp  31.08.2022, 20:49
@Anastasia65
Die Bücher lesen Kinder nicht, das gepflegte Deutsch Karl Mays überfordert heute selbst Abiturienten

sind wir mal ganz ehrlich, ich wüsste auch nicht wieso ich noch diese alten Schinken vom beginn des 20. Jahrhunderts lesen soll. Nicht weil das so komplex geschrieben wäre, da redest du bisschen arg Blödsinn :D sondern weil es milliarden alternativen gibt.

Wenn nicht zufällig ein Niescheninteresse besteht wird das kein junger Mensch anfassen, sage ich. Alles was einem daran gefallen würde gibt es in besseren und moderneren Büchern zur Genüge :D

 aber die Filme werden im Nachmittagsprogramm noch gesehen, auch von eher "lernfaulen" Kindern.

Das bezweifle ich. Die Kinder die du meinst haben das Internet zur Verfügung und gucken was auch immer sie wollen, nicht was gerade im Fernseher läuft. Das war vor 20 Jahren noch so :D

Und naja, ZDF hat nicht ohne Grund 2020 die Lizenzen der Filme auslaufen lassen. Es besteht sehr wenig Interesse an diesen.

Deshalb ist diese Debatte auch wirklich Mal wieder so eine richtige Alters-Debatte. Es sind wirklich nur alte Menschen die sich so viel darauf einbilden Winnetou gelesen oder die Filme gesehen zu haben. Ich hab auch Mal Schatz im Silbersee oder sowas geguckt, aber das war nicht ansatzweise besser als andere Abenteuerfilme, die ich sonst gesehen hab.

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Komplett übertrieben, weil

Ich habe in meinem Jugend die Geschichten von Karl May verschlungen. Winnetou und Old Shatterhand, Hadschi Halef Omar und Kara Ben Nemsi. Danach habe ich mich mit der Biografie Karl Mays beschäftigt, ebenso mit den realen Lebensbedingungen der indigenen Völker und dem Orient.

Die Geschichten sind Märchen, aber genau wie bei Harry Potter geht es nicht um eine Abbildung der Realität, sondern die Vermittlung von Werten. Man tut den Menschen keinen Gefallen, wenn man nicht mehr über sie spricht, und den Kindern geht ein unkomplizierter Umgang mit Werten und Wissen verloren.

Schade!

Giwalato

Ziel erreicht!

Die Macher wollten größtmögliche Aufmerksamkeit für ihr Produkt mit der Marke "Winnetou" erreichen und das haben sie geschafft.

Wenn auch anders als beabsichtigt.

...das eben genau NICHT der Weg ist, dieser neuen Randruppenbewegung eine Plattform zu bieten.

Find ich schwierig, weil

Wer jetzt meckert, cancellt und Recht bekommt, muss damit rechnen, dass auch seine Kindheits- und Jugenderinnerungen in seinem Rentenalter als unangemessen gelten. Dass dann alles, was er jetzt stolz als korrekte Sprache lernt, veraltet ist und er als rassistisch, sexistisch oder unsensibel gilt. Dass er nicht später mit Kinder oder Enkeln über seine Lieblingsbücher und -serien oder Traditionen aus seiner Kindheit reden kann, weil das alles schon als unangemessen gebrandmarkt wurde.

Dass sich dieser Prozess der Entscheidung, was unangemessen ist und was gemeiden, gecancellt, verachtet werden sollte, immer schneller fortsetzt und die Zeiten, in denen man weiß, was "richtig" ist, immer kürzer werden. Jeder kommt in ein Alter, in dem er das nicht mehr mitmachen kann, in dem er sich auf etwas Bekanntes besinnen möchte. Das wird dann für diese Aktivisten immer unwahrscheinlicher.