Was macht neutrale Medienberichterstattung aus?

4 Antworten

Zu 100% neutrale Berichterstattung ist de facto nicht möglich, Menschen sind nun mal keine Roboter. Viele Journalisten halten sich daran, dass man möglichst objektiv berichtet, außer man gibt sich so einen Unsinn wie die BILD oder Auf1.

Gutes Beispiel der jüngeren Vergangenheit (für suggestive Berichterstattung): Änderung des GEG. Die Boulevardpresse und diverse andere Kanäle sprachen permanent von einem Heizungsverbot und davon, dass jeder seine Heizung tauschen muss. Das ist aber falsch, es dürfen lediglich in Zukunft nicht mehr rein mit fossilen Brennstoffen betriebene Heizungen verbaut werden, bestehende Heizungen dürfen außerdem repariert und weiterhin betrieben werden (ausgenommen Konstanttemperaturkessel, die sind aber schon seit Jahrzehnten veraltet und müssen nach 30 Jahren getauscht werden)… und es sind auch nicht nur Wärmepumpen erlaubt, sondern auch Hybrid-Heizungen und andere, umweltschonendere Technologien.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit Jahren in dem Bereich unterwegs

Die Wahrheit wird von dem bestimmt, der sie schreibt - und der ihr glaubt.

"Wäre es nicht angebracht ein Ereignis, nur so wie es auch stattgefunden hat, zu berichten?"

Das ist ein schwierigeres Thema, als man erstmal denken mag. Die Realität ist immer subjektiv und Redakteure/Reporter sind (noch) Menschen. Wenn also Reporter A zur Unfallstelle kommt und nur zwei brennende Wracks sieht, wird er anders darüber berichten als Reporter B, der schon 10 Minuten vorher da war und gesehen hat, wie der vollgekokste Unfallverursacher sich die Klamotten vom Leib gerissen hat und nackend ins Maisfeld gerannt ist.

Der Begriff "neutral" ist eine nicht erreichbare Utopie in diesem Themenfeld.


Aemkeyz 
Beitragsersteller
 13.09.2023, 01:43

Mir ist bewusst, dass es hier und da zu Schwierigkeiten kommt und sich vielleicht ja wirklich nicht 100% umsetzen lässt, was aber nur Sinn machen würde, wenn es 100% neutral bleibt. Sonst müsse man sich ja auch noch über Grauzonen unterhalten und dies gibt wiederum Spielraum für nicht faire neutrale Nachrichten.

Aber zu dem einen Hindernis in deinem Beispiel, könnte die Lösung wie folgt aussehen:

Reporter A ergänzt oder ersetzt gar den Artikel, nachdem für ihn klar wurde, dass Reporter B mehr bewiesene Fakten aufweist. Das führt wiederum zum Wettbewerb unter den einzelnen Mediengesellschaften, wodurch sich eine Zeitung z.B. einen besseren Namen machen kann als eine andere. Denn der Wettbewerb bleibt wie heute auch wichtig. Sonst würden ja alle nur das absolut gleiche berichten und es würde keinen Sinn machen so viele Quellen zu halten/gründen.

Und die Gesellschaft hinter Reporter A würde dennoch weiterhin souverän bleiben, hatte eben einfach nur in der Story weniger Fakten im ersten Moment. Finde ich aber absolut ok, wenn ich danach lese, was Reporter B schon genannt hat.

Am Ende hat jeder Mensch die Fakten. Diese lassen sich zwar auch manipulieren oder behaupten, aber genau dann sollten andere Quellen durch ihre Neutralität diese eine Zeitung auch outen, weil nur sie etwas berichten, das niemand sonst berichtet, was den Leser zum Nachdenken anregt, völlig egal ob er es erstmal glaubt oder nicht. Letztlich hätten Betrüger dabei keine Überlebenschance, es sei denn, alle betrügen gleichermaßen (im Sinne von Manipulieren etc.), womit wir aber genau da wären wie heute.

Neutralität bei den Medien zeichnen aus:

Klare Trennung zwischen:

  • Nachrichten
  • Kommentar
  • Meinung

Keinerlei Mischformen.

Ausgewogenheit der Vertretung aller Positionen in der Gesellschaft.

Keine einseitige Bewertungen einzelner Positionen in den Programmen.

Vermeidung von bewertenden Adjektiven bei Nachrichten.

Superidee, "ein Ereignis, nur so wie es auch stattgefunden hat, zu berichten". Dass da noch niemand drauf gekommen ist ... :)


Aemkeyz 
Beitragsersteller
 13.09.2023, 22:51

Anscheinend nicht. Zeig mir einen Bericht und ich sage dir welches Detail reine Suggestion bewirkt.