Was genau bedeutet "Entzauberung der Welt"?
Hallo liebe Community! :)
Ich beschäftige mich momentan mit dem Investiturstreit und dem Gang nach Canossa, den der Historiker Stefan Weinfurter als Start der "Entzauberung der Welt" bezeichnet. Jetzt bin ich an dem Begriff "Entzauberung" hängengeblieben. Kann mir jemand von euch sagen, was das genau zu bedeuten hat? Denn unter dem Aspekt, dass die Herrschaft ihre von Gott gegebene Position verliert, verstehe ich die Entsakralisierung, nicht aber die "Entzauberung"...
Ich bin um jede Hilfe dankbar Lg Harperlee
4 Antworten
Hi.
Für eine Antwort jenseits von Vermutungen müßte ich den genauen Zusammenhang kennen.
"Entzauberung" vielleicht insofern, als der faule Zauber - die Auffassung, weltliche und geistliche Obrigkeit seien von Gott und wirkten zusammen zum Besten der Untertanen - hier vielleicht erstmalig öffentlich sichtbar den Bach runterging?
Also etwa: Entzauberung der scheinbar "heilen Welt"?
Gruß, earnest
P.S.: "Entsakralisierung" beträfe allerdings primär den geistlichen Bereich. Hier wird aber der König als Steigbügelhalter "entzaubert".
Werde deutlicher, mache es exemplarisch fest, bzw. stelle einen Bezug her, damit der Begriff Entzauberung passend eingebettet werde.
Du weisst ja, ohne Fassung zerfließt u.a. auch die Marmelade.
Ich glaube, "Entzauberung" ist in diesem Fall als Synonym zu verstehen. "Entzaubern" bedeutet so viel wie an die Vernuft appelieren oder die Illusion nehmen.
Gruß Matti
"Entsakralisierung" mag der korrekte Fachbegriff sein; das vermag ich nicht zu beurteilen, weil ich mich mit dem Investiturstreit noch nicht beschäftigt habe. "Entzauberung" ist nur ein anderes Wort, ein Synonym eben. Manchmal hat jemand das Bedürfnis, etwas zu umschreiben. Vielleicht, weil man es nicht so nüchtern und sachlich formulieren will.
Es liegt also gar kein Widerspruch in Deiner Formulierung und der des Historikers Weinfurter.
Nachdem ich die Antwort von PeVau gelesen habe, fällt mit noch der folgende Gedanke ein:
Die Vorstellung, wie die Welt geschaffen ist, war zur damaligen Zeit noch sehr von der Fantasie der Menschen geprägt und weniger von dem eines vorgegebenen Glaubens; geschweige denn dem einer Wissenschaft. Es gab viele Götter und Wunder. Man war also von ihr (der Welt) verzaubert. Das änderte sich, als man den Menschen erklärte, es gäbe einen Gott, der definiert, was richtig und falsch ist. Wenn das keine Entzauberung der Welt ist ...
Das ist richtig, hat aber mit dem Investiturstreit wenig zu tun.
Religion is the Opium of the people. (Karl Marx)
Entzauberung passt
Gut, aber welche Illusion meinen Sie?
Die Illusion, dass Herrschaft von Gottes Willen abhängt? Weil das würde ich dann eher als Entsakralisierung bezeichnen...