Wie konnte ein schon abgesesetzter Papst einen König absetzen?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das ist eine gute Frage, denn sie macht eines deutlich. Recht, Befehle und Anordnungen sind nur dann etwas wert, wenn man auch die Macht hat, sie durchzusetzen. Deshalb bestimmen auch immer die Mächtigen, was Recht zu sein hat. Das war damals nicht anders als heute.

Heinrich konnte die Absetzung des Papstes (zunächst) nicht durchsetzen, aber der Papst hatte über seinen geistlichen Einfluss und die richtige Einschätzung der Fürsten im Reich genug Macht, Heinrich unter Druck zu setzen. Deshalb war Heinrich gezwungen, den Gang nach Canossa anzutreten.


Lara1896 
Fragesteller
 15.05.2012, 18:34

Danke schonmal! Aber was bedeutet das "zunächst"?

0
PeVau  15.05.2012, 18:42
@Lara1896

Zunächst bedeutet, dass im Jahr 1080 Heinrich IV. sich nicht mehr um eine erneute Exkommunikation durch Gregor VII. schert, Gregor absetzt und einen neuen Papst (Clemens III:) wählen lässt.

Gregor stirbt 1085 im Exil in Salerno.

0
PeVau  18.05.2012, 15:13

Danke für den Stern!

0

Jeder setzte seinen Papst ein oder einen anderen ab. Da war es immer nur von Bedeutung wessen Anhänger man gerade war und wieviel Macht dieser Fürst gerade besaß 

Ich bin mir sicher, dass die Situation Heinrich IV. nicht deswegen so aussichtslos war, weil der Papst mehr Macht besaß, die Vorkommnisse um den mit Heinrich und Gregor verbundenen Investiturstreites haben überhaupt erst zu dieser starken Position Roms und des Amt des Papstes geführt. Historisch waren die frühen christlichen Könige durch das Eigenkirchenrecht weitaus mächtiger als die Päpste und die Ihnen - eigentlich - unterstehenden Landesbischöfe...

Heinrich der IV. überspannte den Boden vom Anbeginn seiner Herrschaft als König, im Gegensatz zu seinen Vorgängern bevorzugte er die geistlichen Landesherren ,allen voran den unbeliebten Erzbischof von Hamburg-Bremen Adalbert, viele der traditionellen Verbündeten waren deswegen verärgert und schon deswegen zog sich Heinrich eine Opposition heran...

Hätte diese Situation nicht bestanden, die Heinrich IV. zudem noch durch Misstrauen und Konflikten in seinem engsten Kreis befeuerte, wären seine Vasallen niemals von Ihm abgefallen. Gregor VII. war nicht der Kandidat Heinrichs gewesen, er wurde in einer 'inspirierten Spontan-Wahl' zum Papst erhoben, nicht wenige sehen hierin den Wunsch Roms und vieler Landeskirchen, sich vom Einfluss Heinrichs zu befreien, Gregor wusste vielleicht nicht um jedes Detail an Heinrichs Hof, doch was er noch nicht wusste wurde Ihm sicher zugetragen, deswegen vermute ich einen Widerstand, der von langer Hand vorbereitet wurde, einer der wichtigsten Fädenzieher war dabei sicher Rudolf von Rheinfelden der zusammen mit Welf von Bayern und Berthold von Kärnten sehr schnell die Seite des Papstes ergriffen und Heinrich offen drohten, deswegen unterwarf er sich dem Papst und ging nach Canossa...

Die Antwort liegt auf der Hand.

Und zwar liegt sie in der Frage, ob ein König befugt ist, einen Papst abzusetzen. Antwort: nein, ist er nicht.


riara  15.05.2012, 23:47

Das war damals aber keineswegs so klar...:-)

Zur Not kam man mit Diffamierungen oder marschierte in Rom ein...

0